Kölner HaieNäher dran an der „Schwarzen Null“ als andere Vereine

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Peter Schönberger

Peter Schönberger

Köln – Seit genau einer Woche steht fest, dass die Saison 2016/17 in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ohne die Hamburg Freezers stattfinden wird. Die Anschutz-Investoren-Gruppe hat sich als Hauptgesellschafter von dem Projekt zurückgezogen und Fans, Mitarbeiter und Mannschaft der Eisschränke mit ihrer Ankündigung, keine DEL-Lizenz mehr zu beantragen, kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine Entscheidung, die nicht nur den Transfermarkt in Aufruhr versetzt hat, sondern ebenso die Frage aufwirft, ob solch ein überraschender Rückzug der Geldgeber nicht auch an anderen Standorten möglich ist.

Verantwortung für den Club

„Ich habe Verständnis für einen Gesellschafter, der Investor sein möchte, aber die Kurzfristigkeit ist bei mir auf Verwunderung gestoßen“, kritisiert Peter Schönberger. Der Geschäftsführer der Kölner Haie betont, dass es auf absehbare Zeit ein solches Ausstiegsszenario beim KEC nicht geben wird: „In Hamburg steckt Konzerndenken hinter der Entscheidung. Bei unseren Gesellschaftern handelt es sich dagegen um Privatpersonen, die eine enge Bindung zum und Verantwortung für den Club besitzen.“

Harter Kampf um die schwarze Null

Außerdem würden die Haie-Gesellschafter um Haupteigner Frank Gotthardt registrieren, dass es seit der Fast-Insolvenz des KEC 2010 finanziell in den vergangenen Jahren stetig nach oben ging. „Für jeden DEL-Club heißt das Ziel, zunächst für eine Saison die Schwarze Null zu schreiben. Das ist jedes Jahr ein harter Kampf, weil dem Eishockey unter anderem relevante Fernsehgelder fehlen“, erklärt Schönberger das Dilemma. Die Haie sind laut ihres Geschäftsführers aber näher dran an der Schwarzen Null, als andere Vereine in der Liga: „Wir konnten bei den Zuschauereinnahmen und bei den Sponsoren zulegen. Aber natürlich steigen auch die Kosten.“

Zum Jahresabschluss am 30. April 2015 betrug der Jahresfehlbetrag der Eishockey-Gesellschaft „Die Haie“ mbH laut Bundesanzeiger rund 467 450 Euro. Für das Geschäftsjahr zum 30. April 2016 dürften die Zahlen ähnlich lauten. Bei den Hamburg Freezers sollen pro Saison 2,5 Millionen Euro Verlust aufgelaufen sein. Insgesamt drücken die Haie Verbindlichkeiten von mehr als 25 Millionen Euro, von denen der Löwenanteil (24 Millionen) mit Rangrücktritt der Gesellschafter versehen ist. „Eishockey ist und bleibt ein Thema des Zuschusses der Gesellschafter“, macht sich Peter Schönberger nichts vor. Daran wird auch der neue Fernsehvertrag mit der Telekom nicht rütteln. „Hier geht es vor allem um Reichweiten, die durch die Telekom um etwa 40 Prozent gesteigert werden können. Das macht die Clubs wiederum interessanter für Sponsoren“, beschreibt Peter Schönberger die Situation.

An einen Imageschaden für die DEL durch den Hamburger Rückzug glaubt der KEC-Geschäftsführer indes nicht. „Es ist schade für den Standort und die Fans. Aber wir werden auch kommende Saison mit 14 Clubs spielen“, weist er auf den wahrscheinlichen Nachrücker Bremerhaven hin. Bis es aber soweit ist, gilt es auch für die Haie ein Auge auf die freien Spieler aus dem Freezers-Kader zu werfen. „Wir schauen genau hin und sprechen. Dabei stehen die deutschen Spieler im Fokus“, gibt sich Schönberger bedeckt, was mögliche Zugänge wie Jerome Flaake, Thomas Oppenheimer oder Dominik Tiffels betrifft.

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