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Philip Gogulla„Mein größter Wunsch ist es mit den Haien Meister zu werden“

Lesezeit 5 Minuten
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Philip Gogulla von den Haien im Einsatz gegen EHC Red Bull München. 

Köln – Philip Gogulla hat seit der Saison 2004/05 452 Spiele für die Kölner Haie absolviert. Zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal insgesamt war der 29-jährige Stürmer diese Saison punktbester Kölner der Hauptrunde. Deutscher Meister war er aber noch nie. Im Gespräch mit Martin Sauerborn verrät Gogulla, wie es in diesem Jahr mit dem Titel für die Haie klappen soll.

Herr Gogulla, wissen Sie noch, was Sie im April 2002 gemacht haben? Ehrlich gesagt nein. Das ist lange her, war da etwas Besonderes? Wissen Sie, was ich gemacht habe?

Nein, aber im April 2002 sind die Haie zum achten und bislang letzten Mal Deutscher Meister geworden.

Ja klar, das ist wirklich lang her. Witzigerweise habe ich dann das Finale 2003 hautnah verfolgt. Zur der Zeit habe ich in der Krefelder Nachwuchsmannschaft gespielt. Ich kann mich noch genau an Spiel vier in der alten Rheinlandhalle in Krefeld erinnern, als Mirko Lüdemann in der Verlängerung ein entscheidendes fünftes Spiel für die Haie erzwungen hat. Wir haben dann ja Spiel fünf in Köln gewonnen und sind Meister geworden. Aus jetziger Sicht muss ich natürlich sagen, dass die Haie leider verloren haben.

Der Anfang einer Serie von vier Vizetiteln und Ihre erste Erfahrung mit zweiten Plätzen für den KEC. Sie haben 2008, 2013 und 2014 mit den Haien drei Finalserien verloren...

Ja, dreimal Finale, drei Mal verloren. Ich spiele mit einem Jahr Unterbrechung seit 2004 für Köln. Mein größter Wunsch ist es mit den Haien Meister zu werden. Jeder weiß aber, wie schwer es ist, in den Playoffs das Eishockey zu spielen, das sich alle wünschen.

Was braucht es denn genau, um Meister zu werden?

Es ist die Summe aus vielen Kleinigkeiten. Es braucht einen überragenden Torwart. Den haben wir mit Gustaf Wesslau. Es braucht das nötige Quäntchen Glück. Zum Beispiel, dass ein gegnerischer Spieler auch mal das leere Tor nicht trifft oder bei kniffligen Schiedsrichterentscheidungen. Und man muss verletzungsfrei bleiben. Vergangene Saison haben wir gesehen, wie sich Verletzungen auswirken. Im Halbfinale gegen München hat uns einfach die Kraft gefehlt. Die Topteams können immer vier Sturmreihen aufbieten und läuferisch alles geben. Eine solche Kadertiefe haben wir diese Saison auch.

Die Tiefe im Kader hat es so bei den Haien noch nie gegeben. Bis zu vier Spieler sind überzählig und müssen auf die Tribüne. Was bedeutet das für das Mannschaftsgefüge?

Es ist nicht einfach für die Jungs, die draußen sind. Wir unterstützen sie, geben ihnen Selbstbewusstsein und machen ihnen klar, dass wir alle brauchen. Der tiefe Kader gibt dem Team Sicherheit.

Wenn es in der Hauptrunde Schwächen gab, dann war die Offensive betroffen. Gibt es im Angriff ein Problem?

Es gibt Teams, die defensiv sehr gut gegen uns eingestellt waren. Wir müssen dann vor dem gegnerischen Tor mehr schießen, noch mehr arbeiten. Manchmal waren wir vielleicht nicht bereit genug, ein anderes Mal hat unser Powerplay nicht so funktioniert. Klar ist aber, dass keiner absichtlich am Tor vorbei zielt.

Wie viel Spaß am Spiel ist nötig, um Tore zu schießen?

Extrem wichtig. Jeder Spieler hat einen anderen Charakter und muss sich wohlfühlen, um seine Leistung zu bringen. Es ist auch wichtig, dass Jeder Jeden respektiert, so wie er ist. Wir haben ein gutes Team. Es hilft jedem Einzelnen, diese Qualität zu bemerken.

Sie sind wieder punktbester KEC-Spieler der Hauptrunde. Wie erklären Sie sich das?

Ich bin sehr ehrgeizig und will immer produzieren. Natürlich habe ich mich im Laufe der Jahre auch entwickelt und kann meine Erfahrungen einbringen. Und ich spiele in einer tollen Mannschaft.

Welchen Anteil hat Cory Clouston an Ihrer Leistung?

Er ist der beste Coach, den ich bis jetzt hatte. Er sieht alles auf dem Eis, gibt den Topspielern das nötige Selbstvertrauen und sucht mit uns nach Lösungen, wenn es mal nicht so läuft. Ich schätze seine sachliche, ruhige, aber auch sehr direkte Art. Ich mag und brauche klare Ansagen.

Es wird immer viel über den Heimvorteil in den Playoffs diskutiert. Wie sehen Sie das als Spieler?

Der Heimvorteil kann wichtig werden. Deshalb war Platz vier nach der Hauptrunde unser Minimalziel. Gerade in schwierigen Situationen brauchen wir Spieler die Unterstützung unserer Fans. Pfiffe bringen gar nichts. Kein Fan muss einem Sportler zeigen, dass er gerade schlecht spielt. Das weiß jeder selbst.

Heimvorteil ist demnach wichtig, aber nicht entscheidend. Was ist vor allem nötig, um am Ende Meister zu werden?

Das Wichtigste ist von Spiel zu Spiel, von Training zu Training zu denken und von Tag zu Tag zu leben. Jeder Gedanke an ein „was wäre wenn“ ist Quatsch. Extrem wichtig ist auch das erste Heimspiel, denn es ist der erste kleine Schritt auf dem Weg.

Das hört sich nach viel Druck für das erste Spiel am Dienstag gegen Wolfsburg an?

Wolfsburg ist ein starker Gegner, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wenn wir wie im Januar unser System durchbringen, kommen wir ins Halbfinale. Wir wollen unbedingt Meister werden.

Zur Person Philip Gogulla

Philip Gogulla wurde am 31. Juli 1987 in Düsseldorf geboren. Der 1,90 Meter große Flügelstürmer begann seine Eishockeykarriere beim Krefelder EV und wechselte zur Saison 2004/05 zu den Kölner Haien. 2005 wurde Gogulla von den Buffalo Sabres gedraftet. Der NHL-Club nahm ihn 2006 für drei Jahre unter Vertrag, ließ ihn aber weiter in Köln spielen. Erst 2009 ging der Rotschopf nach Nordamerika. Er konnte sich nicht durchsetzen und kehrte nach einem Jahr zu den Haien zurück. Inzwischen hat der Nationalspieler 676 Spiele gesamr für die Haie bestritten und dabei 170 Tore sowie 282 Vorlagen erzielt. Gogulla hat bis 2019 Vertrag in Köln. (sam)

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