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Star von „Klimbim”Schauspieler Horst Jüssen gestorben

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Klimbim-Star Horst Jüssen ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Hier ist er mit seiner Frau Schlagersängerin Lena Valaitis zu sehen. (dpa)

Klimbim-Star Horst Jüssen ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Hier ist er mit seiner Frau Schlagersängerin Lena Valaitis zu sehen. (dpa)

München - Als "Adolar von Scheußlich" schrieb sich HorstJüssen in der legendären Klamaukserie "Klimbim" in die Comedy-Geschichte ein. Der TV-Star, Schauspieler und Schriftsteller starb amMontagabend im Alter von 67 Jahren in München an Lungenkrebs. Biszuletzt hatte er gehofft, die heimtückische Krankheit besiegen zukönnen. Ein Familienangehöriger bestätigte am Dienstag der DeutschenPresse-Agentur dpa den Tod Jüssens, der fast 30 Jahre mit derSchlagersängerin Lena Valaitis verheiratet war. Der "Bunten" sagteValaitis: "Unsere Söhne und ich waren bis zum letzten Atemzug beiihm."

Jüssen und Valaitis (65) - sie waren ein Traumpaar und hatten auchin schwersten Zeiten zusammengehalten, unterstützt von ihren beidenSöhnen. Noch im September hatte Valaitis der dpa gesagt: "Die letztenMonate waren für meinen Mann und mich nicht leicht. Aber mit unseremgemeinsamen Optimismus haben wir sie ganz gut überstanden." Zu derZeit hoffte Jüssen noch. Bei der Krebs-Therapie hätten sich positiveResultate gezeigt, hatte Valaitis gesagt.

Den Lungenkrebs hatten Ärzte bei Jüssen Weihnachten 2007diagnostiziert. Er war ein starker Raucher, 45 Jahre lang. Es folgtenChemotherapien und Bestrahlungen in einer Münchner Klinik. DochMitleid wollte Jüssen nicht. "Ich habe den Kampf gegen den Krebsaufgenommen - und ich gewinne ihn auch. Da geht kein Weg dranvorbei", sagte er noch im Frühjahr 2008 der "Bunten". Im Herbst, sohatte Jüssen gesagt, wollte er wieder auf der Bühne stehen.

Jüssens Name wird vor allem mit der von Regisseur Michael Pflegharerdachten TV-Kultserie "Klimbim" verbunden, die in den 1970er Jahrenriesige Erfolge feierte. Als elfter Gatte seiner Klamauk-PartnerinJolanthe alias Elisabeth Volkmann spielte er den Adolar, dem diedauerhaften Liebesbedürfnisse seiner Frau zu schaffen machen. Für"Klimbim" wurde Jüssen mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet; 2003 bekamer auch den deutschen Comedy-Ehrenpreis.

30 Jahre nach der Erstausstrahlung im Fernsehen kam die chaotische"Klimbim"-Familie im Jahr 2004 auch auf die Bühne - inOriginalbesetzung. Autor der Bühnenfassung war Jüssen. Doch seitdemsind bereits zwei Serien-Kollegen gestorben: Klaus Dahlen undElisabeth Volkmann. Auch Regisseur Pfleghar lebt nicht mehr. PeerAugustinski erholt sich derzeit von einem schweren Schlaganfall.

Als Kabarettist trat Jüssen auch bei der Münchner Lach- undSchießgesellschaft auf. Er spielte Rollen in Fernsehserien wie "Dielieben Verwandten" oder die "Himmlischen Töchter". Jenseits desKlamauks machte der am 10. Januar 1941 in Recklinghausen geborene undin Husum an der Nordsee aufgewachsene Jüssen eine klassischeSchauspielkarriere, an deren Anfang 1963 ein Engagement deslegendären Erwin Piscator für das Nachwuchsstudio der FreienVolksbühne in Berlin stand. Es folgten zahlreiche Theaterengagementsin Hamburg, München und Berlin und Düsseldorf.

Jüssen war auch Regisseur und verfasste Theaterstücke für Kinder.Für "Kaspar und der Löwe Poldi" erhielt er den Gebrüder-Grimm-Preisder Stadt Berlin. Unter Pseudonym schrieb er Komödien undKriminalstücke. Jüssen bearbeitete zudem Stücke von Molière undShakespeare.

Auch als Romanautor, der die Tiefen der menschlichen Existenzausleuchtet, machte Jüssen sich einen Namen. Sein erstes Werk"Jeschua" (2001) handelte von Jesus Christus und wurde hochgelobt. Esfolgten zwei weitere Romane "Teufelskreis" und zuletzt "Joseph Satan"(2007), in dem Jüssen am Beispiel von Hitlers PropagandaministerJoseph Goebbels die Nazi-Karriere eines Mannes aus dem Kleinbürgertumbeschreibt.(dpa)

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