Stunt abgebrochen„Ziehe meinen Hut vor Gottschalk“

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Bei Beginn der Show war für den Euskirchener Elmar Geulen (.l.) und seinen Eisklotz-Skater Jürgen Köhler (.r.) noch alles klar: Das Räumteam hatte die Startbahn in Meinerzhagen trotz des Winterwetters eis- und schneefrei bekommen. Für den Stunt war alles bereit. (Foto: Hillenbach)

Bei Beginn der Show war für den Euskirchener Elmar Geulen (.l.) und seinen Eisklotz-Skater Jürgen Köhler (.r.) noch alles klar: Das Räumteam hatte die Startbahn in Meinerzhagen trotz des Winterwetters eis- und schneefrei bekommen. Für den Stunt war alles bereit. (Foto: Hillenbach)

EUSKIRCHEN / MEINERZHAGEN – Es hätte ein Stunt werden sollen, über den Fernseh-Deutschland gesprochen hätte. Für die ZDF-Show „Wetten, dass...?“ wollte der Euskirchener Rennfahrer Elmar Geulen mit seiner Suzuki „Hayabusa“ den Hennefer Stuntfahrer Jürgen Köhler mit zwei Eisklötzen unter den Füßen über den Meinerzhagener Flugplatz hinter sich herziehen - mit einer Geschwindigkeit von bis die 200 Stundenkilometern.

Monatelang hatten die beiden mit ihrem Team diesen spektakulären Stunt vorbereitet. Seit Mittwoch waren sie auf dem Flugplatz im oberbergischen Meinerzhagen im Einsatz, um zusammen mit einem großen Helferteam die Startbahn vorzubereiten. Denn auch wenn Köhler auf Eisklötzen über die Piste rutschen sollte, für Geulens Motorrad musste die Piste absolut schnee- und eisfrei sein. Bei eisigen Temperaturen und Dauerschneefall eine echte Herausforderung für die Räum-Mannschaften, die sich überwiegend aus THW-Helfern zusammensetzten.

Doch zu der spektakulären Fahrt kam es erst gar nicht. Während Geulen und Köhler zusammen mit Schlachtenbummlern und der ZDF-Crew im Aufenthaltsraum ihrem großen Auftritt entgegenfieberten, verfolgten sie im Fernsehen den Verlauf der Sendung. Lähmendes Entsetzen herrschte, als sie miterleben mussten, dass der erste Wettkandidat in der Düsseldorfer Rheinhalle beim Versuch, mit Sprungfedern Saltos über auf ihn zu fahrende Autos zu machen, schwer verunglückte.

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Extrem-Maß an Sicherheit „eingebaut“

Schon in den bangen Minuten nach dem Unfall, als niemand wusste, wie schwer der 23-Jährige verletzt worden war und ob die Sendung fortgesetzt würde, wurde Geulen klar, dass es mit dem eigenen Stunt an diesem Abend nichts mehr werden würde. So groß die Enttäuschung nach all der Vorarbeit auch sein mochte: „Wir sind Sportler. Wenn ein anderer Sportler so verunglückt, dann kannst du nicht danach dein Ding machen und dich dafür auch beklatschen lassen. Dann steht einfach alles andere zurück“, sagte der Rennfahrer der Rundschau.

Noch gestern Morgen war Geulen deutlich anzumerken, wie sehr ihm die Geschehnisse in der ZDF-Sendung in die Knochen gefahren waren. Die Rundschau-Redaktion erreichte ihn in Meinerzhagen. Dort steckte der 53-Jährige fest. Angesichts der enormen Menge an Neuschnee sei an eine Heimfahrt nicht zu denken gewesen, sagte er.

Eigentlich mochte Geulen gar nicht mehr über sein eigenes Vorhaben sprechen. „Das ist nach so einem Unfall doch alles nicht wichtig. Da steht doch alles andere hinten an.“

Ihm sei nach dem Unfall sehr schnell klar gewesen, dass es mit der Fahrt nichts mehr werden würde. Und das, obwohl die ZDF-Crew kurz zuvor noch mal alles geprüft und grünes Licht gegeben hatte. Geulen: „Das hätten wir schon aus Mitgefühl mit dem Verletzten nicht machen können.“

Ungern antwortete Geulen auch auf die Frage, ob er und sein Partner mit ihrem Eisblock-Stunt nicht selbst ein zu großes Risiko eingegangen wären. „Wir sind ja keine Hasardeure“, erwiderte Geulen: „Passieren kann immer was. Auch bei weniger spektakulären Aktionen. Aber wir haben das so intensiv vorbereitet und ein Extrem-Maß an Sicherheit eingebaut.“ Selbst wenn die 40 mal 50 Zentimeter großen und 12 Zentimeter dicken Blöcke, die zuvor mit einer Motorsäge aus Eisblöcken gesägt und mit Skibindungen versehen worden wären, sich unter seinen Füßen aufgelöst hätten, hätte sein Partner jederzeit während der Fahrt mit den Knien in die Konstruktion am Heck des Motorrads „einsteigen“ können, erläuterte Geulen.

Dass das Duo derartig waghalsig anmutende Stunts beherrscht, hatten die beiden Sportler bereits 2004 unter Beweis gestellt. Damals hatte Elmar Geulen seinen Partner Jürgen Köhler auf dem „Eurospeedway“ Lausitzring auf Inlineskates hinter seiner „Hayabusa“ hergeschleppt. Dabei hatte das Gespann eine Spitzengeschwindigkeit von 281,25 Stundenkilometern erreicht. Ein Rekord, der bis heute nicht geknackt wurde.

„Vielleicht“, so überlegte der Euskirchener gestern, „bietet sich uns ja noch die Möglichkeit, den Eisklotz-Stunt zu machen.“ Aber am Samstag, so Geulen, sei der Abbruch der Show das einzig Richtige gewesen. „Und ich ziehe meinen Hut davor, wie der Thomas Gottschalk reagiert hat.“

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