Tränen, Husten und Atemnot durch Ozon

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Ohne regelmäßige Abkühlung ist die Hitze kaum zu ertragen.

Ohne regelmäßige Abkühlung ist die Hitze kaum zu ertragen.

Hohe Ozonwerte gehören zu den unangenehmen Begleiterscheinungen heißer Sommertage. Sie werden gemeinhin als großer Risikofaktor für die Gesundheit eingeschätzt. Tatsache ist jedoch, dass noch nicht geklärt ist, worin genau die Risiken bestehen.

Ein Ozonmolekül besteht aus drei Sauerstoffatomen und ist prinzipiell nichts Schlechtes. So befinden sich 90 Prozent des Erdozons in den oberen Luftschichten - als Schutz vor gefährlichen UV-Strahlen. Der Rest befindet sich in den unteren Luftbereichen und kann dort zum Problem werden.

Aufgrund seiner geringen Wasserlöslichkeit dringt Ozon nämlich tief in die Atemwege ein, weil die feuchten Schleimhäute in Nase, Rachen und Bronchien es kaum aufhalten können. Diese Tiefenwirkung gilt als unumstritten.

Andererseits gibt Prof. Hermann Kampus von der Berliner Charité zu bedenken, dass Ozon nur in Kombination mit anderen Schadstoffen wie Staub und Stickoxiden auftreten würde, so dass sich seine spezifischen Wirkungen auf die Gesundheit nicht ohne weiteres abgrenzen lassen.

Die Begleitstoffe hätten, so Kappus, „selbst Schadwirkungen auf die Atemwege und zeigen zusätzlich Wechselwirkungen mit Ozon“. Diese Tatsache würde bei der Diskussion um die Risiken des Dreifach-Sauerstoffs immer wieder vergessen.

Nichtsdestoweniger lassen diverse Studien keinen Zweifel mehr daran, dass Ozon an der Entwicklung zahlreicher Krankheiten zumindest beteiligt ist. Demnach nimmt an Tagen mit hoher Ozonbelastung nicht nur die Zahl der Krankenhauseinweisungen zu, sondern auch die Sterblichkeit - wobei hier vor allem Asthmatiker betroffen sind. Heuschnupfenpatienten und andere Allergiker müssen mit einer Verstärkung ihrer Beschwerden rechnen, da Ozon die Wirkung von allergenen Substanzen verstärkt.

Etwa ein Zehntel der Bundesbürger zeigt an ozonreichen Tagen Reiz-Symptome wie Husten, Atemnot, tränende Augen und Kopfschmerzen. Laut einer amerikanischen Studie verdreifachen hohe Ozonwerte das Risiko für Kinder, beim Sport im Freien an Asthma zu erkranken. Studienleiter Rob McConnell betont allerdings auch: „Beim bloßen Aufenthalt im Freien, also ohne sportliche Aktivitäten, erhöht sich das Risiko nicht.“

Laut einer Studie der Universität Kalifornien scheinen erhöhte Ozonwerte sogar den Spermien zuzusetzen. Die Wissenschaftler untersuchten männliche Samenspenden und setzten sie in Beziehung zu den jeweiligen Schadstoffbelastungen in der Luft. Das Ergebnis: Anders als Kohlenmonoxid oder Stickoxide reduziert Ozon offenbar die Anzahl der Samenzellen im menschlichen Sperma. Vermutlich deswegen, weil es in den Hoden zu Entzündungsreaktionen führt.

Die höchsten Ozonbelastungen findet man in der Regel am späten Nachmittag: In dieser Zeit sollten die Fenster geschlossen bleiben. Das Umweltbundesamt empfiehlt Kindern, Schwangeren, Senioren und Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen, bei Ozonwerten von über 180 Mikrogramm / Kubikmeter Luft alle Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Bei Werten über 240 Mikrogramm / Kubikmeter wird dies der gesamten Bevölkerung ans Herz gelegt.

Insgesamt sollte aber laut Richtlinien der EU schon die 120er-Marke nicht über längere Zeit überschritten werden. Den Bürgern wird daher auch schon bei diesen Werten nahegelegt, das Auto stehen zu lassen - denn das produziert Feinstaub und diverse Gase, die unter Hitze und Sonne die Produktion von Ozon „anfeuern“.

Anderseits sorgen Autos mit ihrem Stickstoffmonoxid auch wieder dafür, dass sich in den Städten das Ozon schneller abbaut als am Stadtrand oder auf dem Land. Weil nämlich Stickstoffmonoxid gerne den Dreier-Sauerstoff an sich kettet und aus dem Verkehr zieht. Es sei jedoch davor gewarnt, dies als Freifahrtschein für ungehemmtes Autofahren zu werten. Denn letzten Endes dominieren im Auspuffgas jene Stoffe, die den Ozonwert langfristig nach oben treiben.

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