Umstrittener Star RiccoEiner, der nicht gemocht werden will

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Saunier Duval team-Fahrer Riccardo Ricco fährt über die Ziellinie als erster bei der 6.Etappe. (Foto: dpa)

Saunier Duval team-Fahrer Riccardo Ricco fährt über die Ziellinie als erster bei der 6.Etappe. (Foto: dpa)

HAUTACAM - Er ist umstritten und er tut alles, um seine Außenseiterposition als Großmaul immer wieder zu untermauern. „Man braucht keine Freunde, um ein Rennen zu gewinnen“, sagte Riccardo Ricco einmal. Am Samstag bekam er dafür die Quittung - von den eigenen Kollegen. Nach einem Sturz war niemand aus dem Saunier-Duval-Team bereit, Ricco ans Feld zurück zu führen . . .

Wer begibt sich auch schon gerne freiwillig in die Nähe einer bissigen Kobra? Als solche hat sich der 24-jährige Italiener selbst bezeichnet.

Im Zwielicht steht der zweifache Etappengewinner, der gestern als Sechster ins Ziel kam, sowohl wegen seiner Blutwerte als auch wegen seines aggressiven Fahrstils, der an das verstorbene Dopingopfer Marco Pantani erinnert. Seine ungewöhnlich hohen Hämatokritwerte bezeichnet Ricco als genetisch veranlagt. „Ich habe heute die gleichen Blutwerte wie schon als Kind, und die UCI hat sie genehmigt. Es wird sich zeigen, dass bei mir alles in Ordnung ist. Die Polemik gegen mich ist unberechtigt“, schimpfte der nur 59 Kilogramm leichte Bergspezialist bei der Siegerehrung der neunten Etappe, während er gelangweilt SMS-Nachrichten in sein Handy tippte.

Einen gewissen Schutz sprach ihm - im Gegensatz zu anderen Fahrern - Sebastian Lang zu, obwohl der Gerolsteiner-Fahrer von Ricco in Führung liegend regelrecht stehen gelassen wurde. „Er war unglaublich schnell an mir vorbei. Ich hab' ihn kaum gesehen. Aber solange keine Beweise auf dem Tisch liegen, muss auch für ihn die Unschuldvermutung gelten“, meinte Lang, um dann doch noch vielsagend hinzuzufügen: „Aber mal sehen, was noch kommt . . .“

Die Proben, die ihm bereits sieben Mal vor und an den ersten neun Tour-Tagen entnommen wurden, sind in den Anti-Doping-Labors noch nicht alle ausgewertet. Nach dem Parforceritt auf der ersten Pyrenäen-Etappen entnahm ihm die französische Anti-Doping-Agentur AFLD sogar eine Haarprobe, um möglicherweise länger zurückliegende Einnahmen unerlaubter Mittel darin nachzuweisen.

Beim letztjährigen Giro d'Italia war Ricco nach der Königsetappe unvorbereitet mit anderen Fahrern kontrolliert worden. Bei allen wurden Hormonwerte festgestellt, wie man sie von Kleinkindern kennt. Doch der Weltverband UCI sah sportrechtlich keine Handhabe gegen die verdächtigen Radprofis. (dpa / sid)

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