Universität BonnFDP-Beraterin muss Doktortitel abgeben

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Mathiopoulos ist Gastprofessorin an der Universität Potsdam und der Technischen Universität Braunschweig. (Bild:dpa)

Mathiopoulos ist Gastprofessorin an der Universität Potsdam und der Technischen Universität Braunschweig. (Bild:dpa)

Bonn - Die FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos verliert ihren Doktortitel. Der Fakultätsrat der philosophischen Fakultät der Universität Bonn beschloss am Mittwoch den Entzug. In der Arbeit seien über 320 Stellen gefunden worden, in denen die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert worden sei. Aus Sicht der entscheidenden Gremien stehe fest, „dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handele“, hieß es in einer Erklärung. Mathiopoulos' Anwälte kündigten Klage gegen den Beschluss an.

Die in den 80er Jahren entstandene Arbeit trägt den Titel „Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA“. Teilweise seien darin längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Modifikationen wörtlich abgeschrieben, hieß es in der Begründung. Teilweise sei die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine irreführende Zitierweise verschleiert worden.

Bereits in den 90er Jahren in Verdacht geraten

Die beim renommierten Bonner Politologen Prof. Karl-Dietrich Bracher erstellte Arbeit war bereits Anfang der 90er Jahre in die Kritik geraten. Eine stichprobenartige Überprüfung der 1991 eingesetzten Kommission der Fakultät hatte zwar gravierende handwerklich-methodische Mängel offenbart, aber keinen Täuschungsvorsatz festgestellt. Daher wurde der Titel nicht aberkannt. Aus heutiger Sicht sei die Entscheidung objektiv rechtswidrig gewesen und habe daher aufgehoben werden können, hieß es in einer Erklärung des Promotionsausschusses. Den Anstoß für die neue Überprüfung hatte die Internet-Plattform „VroniPlag“ gegeben.

Der Dekan der Fakultät, Prof. Paul Geyer, bedauerte, dass die Entscheidung so habe getroffen werden müssen. Künftig werde seine Fakultät bei Promotionen noch genauer hinschauen, als sie es ohnehin schon tue, sagte er.

Mathiopoulos ist Gastprofessorin an der Universität Potsdam und der Technischen Universität Braunschweig. Die TU Braunschweig erklärte auf Anfrage, sie werde die Honorarprofessur widerrufen, wenn der Doktortitel rechtskräftig aberkannt werde. Die Universität Potsdam kündigte an, der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät werde sich am 9. Mai mit dem Fall befassen. Dann solle entschieden werden, ob die Aufrechterhaltung der Honorarprofessur gerechtfertigt sei oder ob Mathiopoulos aus ihrer Funktion verabschiedet werde.

Die Anwälte von Mathiopoulos kündigten Klage vor dem Verwaltungsgericht an. Die Entscheidung des Fakultätsrates sei rechtswidrig. Sie wende sich gegen die nicht aufhebbare Entscheidung des eigenen Fakultätsrates vom 30. Januar 1991.

Mathiopoulos wurde durch Willy Brandt bekannt

Margarita Mathiopoulos wurde bundesweit bekannt, als sie der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt 1987 zur Parteisprecherin machen wollte. Ungeachtet ihrer fachlichen Qualifikation führte die Nominierung zu heftiger innerparteilicher Kritik an Brandt. Gegen Mathiopoulos sprach aus Sicht der Parteimitglieder, dass sie kein SPD-Mitglied und mit dem CDU-Mitglied Friedbert Pflüger verlobt war. Der war Pressesprecher des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Nach nur einer Woche zog Mathiopoulos ihre Bewerbung zurück. Für Brandt war der Fall der Auslöser für seine Entscheidung, alle Parteiämter niederzulegen.

Mathiopoulos, 1957 in Bonn geboren, studierte Zeitgeschichte, Politikwissenschaften, Jura, italienische Philologie und Psychologie an der Universität Bonn, an der Sorbonne und in Harvard. 1986 promovierte sie beim Bonner Politologen Karl Dietrich Bracher mit dem Thema „Geschichte und Fortschritt im Denken Amerikas: Ein europäisch-amerikanischer Vergleich“. 2002 trat sie in die FDP ein und ist außen- und sicherheitspolitische Beraterin der Partei. Derzeit arbeitet sie als Honorarprofessorin an der Universität Potsdam und der Technischen Universität Braunschweig. (dpa)

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