Usbekischer Theaterregisseur erstochen

Lesezeit 2 Minuten

Moskau/Taschkent - In der zentralasiatischen Republik Usbekistan ist der Theaterregisseur und Regimekritiker Mark Weil von Unbekannten getötet worden. Zwei Männer erstachen den international angesehenen Künstler vor dessen Wohnung, wie Weils «Ilchom»-Theater in der Hauptstadt Taschkent mitteilte.

Der Intendant mit jüdischen Wurzeln hatte 1976 in Taschkent das «Ilchom» als erstes freies Theater in der damaligen Sowjetunion gegründet. Weils Ensemble trat unter anderem bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen, bei den Theaterforen in Hannover sowie in Japan, Russland und den USA auf. In seinen provokanten Stücken thematisierte er auch den Umgang mit Homosexualität in der islamischen Welt.

Freunde des in seiner Heimat umstrittenen Intendanten vermuteten einen Auftragsmord aus politischen Gründen. Auch außerhalb Usbekistans löste Weils Tod Bestürzung aus. «Mark Weil hat sich kompromisslos und sensibel den Problemen der postsowjetischen Gesellschaft gestellt. Er hatte in der Welt viele Freunde und zu Hause offenbar viele Feinde», sagte der Leiter der Theaterforen in Hannover, Stefan Schmidtke, der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung».

Weil kam am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht von den letzten Proben für die Premiere der von ihm inszenierten «Orestie» des griechischen Dichters Aischylos nach Hause. Dort lauerten ihm die Täter im Eingang seines Hauses auf. Zunächst hätten die maskierten Männer dem Regisseur eine Flasche auf den Kopf geschlagen und ihn dann mit einem Messer in den Bauch gestochen, teilte das Theater mit. Weil starb am frühen Morgen in einem Krankenhaus seiner Heimatstadt.

Weils Ensemble war in Deutschland zuletzt im Juni mit dem Stück «Weißer, weißer, schwarzer Storch» in Hannover zu Gast. Die Geschichte über eine Jungenliebe in der Koranschule griff die engen Moralvorstellungen in Weils autoritär regierter Heimat Usbekistan an. (dpa)

Rundschau abonnieren