Vorbild für das Streben nach Freiheit

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RHEIN-SIEG-KREIS / GRAFSCHAFT. Zwölf Jahre nach ihrer Einweihung bekam die Kaserne in Gelsdorf (Kreis Ahrweiler) gestern einen Namen: Sie heißt „Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne" und erinnert damit an den letzten überlebenden Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime, der am 1. Mai 2008 auf der Burg Kreuzberg bei Altenahr verstarb. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung enthüllte zusammen mit der Witwe des Namensgebers, Rosa Maria von Boeselager, sowie dem Kommandeur des Kommandos Strategische Aufklärung (KSA), Brigadegeneral Friedrich Wilhelm Kriesel, das Namensschild vor der Bundeswehr-Liegenschaft im Gelsdorfer Gewerbegebiet. Das KSA hatte bis 2008 seinen Sitz in der Rheinbacher Tomburg-Kaserne, in der Teile des Kommandos noch heute stationiert sind.

Kommandeur Kriesel stellte fest, Philipp Freiherr von Boeselager sei als Soldat ein Aufklärer gewesen, genauso wie die Soldaten des KSA. „Wir tun dies natürlich nicht zu Pferde, sondern mit modernsten technischen Mitteln, aber der zugrunde liegende Geist ist der gleiche: Neugier, Kreativität, Spürsinn, wache Aufmerksamkeit und persönliche Identifikation mit der Aufgabe.“

Besonders wichtig sei aber seine Rolle als Mann des aktiven Widerstandes, der selbst dazu gesagt habe: „Die Überlebenden einer Tragödie sind niemals deren Helden." Der Freiherr sei jedoch ein herausragend tapferer Soldat gewesen, dessen Taten bereits im Krieg zu Legenden geführt hätten. Nach dem Krieg habe er sein Leben als Forstwirt, als Ritter des Malteserordens und als Oberhaupt einer großen Familie neu ausgerichtet.

„Mit Philipp Freiherr von Boeselager ehren wir einen außergewöhnlich charakterstarken Menschen mit einer höchst ungewöhnlichen Lebensleistung - einen Menschen, der seine Überzeugungen auch unter Gefahr über sein persönliches Wohlergehen gestellt hat.“

Bundesverteidigungsminister Jung freute sich über die zahlreiche Anwesenheit der Familie von Boeselager, denn das beweise, dass die Verbundenheit mit der Bundeswehr nach wie vor vorhanden sei. Philipp Freiherr von Boeselager habe sich stets gegen Willkür und Menschenverachtung, gegen Barbarei und Bestialität eingesetzt und habe den Nationalsozialismus als Geschichte des Dunkels erkannt. Wenn auch sein Attentatsversuch gescheitert sei, so habe er doch entscheidend dazu beigetragen, „den Ruf unseres Vaterlandes in Europa und in der Welt wieder herzustellen“. Damit habe er auch eine ethische Orientierung für militärisches Führen und Handeln gegeben. Albrecht von Boeselager, Sohn des Namensgebers, erinnerte aber auch daran, dass in den ersten Nachkriegsjahren die Motive der Widerstandskämpfer in Deutschland wenig Anerkennung gefunden hätten: „Das verletzte unseren Vater sehr.“ Dennoch habe er sich leidenschaftlich für die Neuausrichtung von Staat und Bundeswehr eingesetzt. Sein Vorbild mahne, mit Nachdruck für Recht und Freiheit einzustehen, ob gelegen oder ungelegen, ob mit Erfolgsaussicht oder ohne.

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