Wirbel um Starkoch auf der documenta

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Ferran Adrià vor dem Fridericianum in Kassel.

Ferran Adrià vor dem Fridericianum in Kassel.

Kassel - Der spanische Starkoch Ferran Adrià hat auf der Kasseler documenta noch vor der Eröffnung für Wirbel gesorgt. Ausstellungsmacher Roger Buergel erklärte am Donnerstag vor zahlreichen Journalisten, warum Adrià trotz monatelanger Ankündigung nicht in den fünf Kasseler Ausstellungsbauten vertreten sein werde.

«Jeder, der alle Tassen im Schrank hat, weiß, dass man ein Restaurant wie das "El Bulli", das so kompliziert ist wie Gehirnchirurgie, nicht einfach nach Kassel transferieren kann», sagte Buergel. Adrià werde in seinem Restaurant an der Costa Brava täglich zwei Gäste der documenta empfangen. Etwas anderes sei nie geplant gewesen.

Die Ankündigung, den Molekularkoch Ferran Adrià als Künstler zur documenta einzuladen, hatte seit Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Fragen, wie das Engagement des Spaniers aussehen könnte, waren die documenta-Macher stets ausgewichen. Vor Wochen hatte Buergel Meldungen, Adrià werde gar nicht kommen, als «Blödsinn» bezeichnet. Zur Präsentation der am Samstag beginnenden Ausstellung vor Journalisten am Mittwoch hatte der documenta-Chef erklärt, Adrià sei nur wenige Tage zur Eröffnung in Kassel, sein Restaurant werde aber zum «Außenstandort» der documenta erklärt. Jeden Tag werde Adrià zwei Gäste der documenta empfangen.

«Ich habe Ferran immer für das bewundert, was er aus einem Essen machen kann, nämlich ein Bild», sagte Buergel. Bei Kunst gehe es nicht um Objekte, sondern um ästhetische Erfahrung. «Und das beginnt mit Verstehensirritationen, einem Erlebnis der Andersheit.» Er verstehe die Frustration der Besucher, «aber Frustration ist der unverzichtbare Bestandteil von Bildung». Er persönlich werde bestimmen, wer die Menschen seien, die Adriàs Gäste würden. Das würden Künstler sein, aber auch Besucher der Ausstellung, «die so aussehen, als ob sie es gerade brauchen». Bewerben könne man sich nicht: «Jeder, der mich auch nur anzusprechen wagt, hat schon verloren.»

Adrià sagte, er sei über das Medienecho verwundert. Er habe 30 Einladungen zu Ausstellungen erhalten, 150 documenta-Künstler hätten mit ihm zusammenarbeiten wollen, er habe aber allen abgesagt. «Aber die hohe Küche hat es verdient, innerhalb der Pyramide der Kunst zu gelten.» Auch wenn ein Menü in seinem Restaurant 240 Euro koste, sei «El Bulli» kein Geschäft. «Jedes Drei-Sterne-Hotelzimmer kostet mehr. Ich will nur Menschen treffen, die bereit sind, mit mir an die Grenzen der Kunst zu gehen.» (dpa)

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