E-MobilitätKölner Handwerker macht gute Erfahrungen mit E-Lieferwagen

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E-Lieferwagen

Tanken ohne Diesel-Mief und schmutzige Hände: Ein E-Auto beim Aufladen.

Köln – Wenn Handwerker vorfahren, kündigen sie sich manchmal schon von Weitem an. In der Regel verrichtet in ihren Transportern deutlich vernehmbar ein Dieselmotor seinen Dienst. Der sei robust, sparsam im Verbrauch, und der Treibstoff sei billig, argumentieren die Besitzer.

Kritiker halten immer öfter dagegen, dass ein Diesel zu viel Stickoxid ausstoße und für schlechte Luft in den Städten sorge. Dass es Alternativen zum Diesel gibt, hatte bereits das Modellprojekt "colognE-mobil" gezeigt. E-Autos sind als Pkw nicht nur ideale Zweitwagen, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen, der das Projekt wissenschaftlich begleitet hatte. Sie eigneten sich auch für Lieferwagenflotten.

Das kann Karlheinz Kirschbaum bestätigen. In seinem Betrieb für Fenster, Türen und Rollläden in Köln-Ossendorf nutzt er einen Nissan e-NV200-Lieferwagen. Mit der Reichweite des Fahrzeugs hat auch er keine Probleme. "Monteure fahren in Köln vielleicht 25 Kilometer zum Kunden auf die Baustelle und am Abend zurück", ist Kirschbaums Erfahrung. So ergeben sich Fahrleistungen von vielleicht 50 oder maximal 70 Kilometer am Tag. Selbst Monteure im Kundendienst, die mehrere Aufträge abarbeiten, fahren kaum einmal 100 Kilometer am Tag. Das schafft sein Nissan e-NV200 mit einer Reichweite von bis zu 160 Kilometern locker. "Handwerker, die angeblich 200 Kilometer mit dem Auto fahren, kommen doch gar nicht mehr zum Arbeiten", gibt Kirschbaum zu bedenken.

In Kirschbaums Betrieb transportiert der Stromer Materialien, die kurzfristig benötigt werden, zur Baustelle oder es werden mit ihm Teile bei einem Lieferanten abgeholt. Außerdem nimmt der Fahrer den Wagen mit nach Hause. Hier könnte er zur Not geladen werden. In der Regel geschieht das aber tagsüber im Betrieb. "Eigentlich reicht es aus, wenn der Wagen alle zwei Tage an die Ladesäule kommt", sagt Kirschbaum.

Der e-NV teilt sich mit dem Leaf die Plattform. Nissan hat bislang weltweit 250 000 dieser E-Autos verkauft. In Deutschland wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 762 Leaf und 368 e-NV neu zugelassen, so ein Nissan-Sprecher. Damit sind die Zahlen des gesamten Jahres 2015, in dem 948 Leaf und 468 e-NV neu auf die Straßen kamen, fast erreicht. Dabei konnte Nissan in Europa nicht so viele Fahrzeuge liefern wie nachgefragt wurden. Dennoch ist der e-NV das in Deutschland am meisten verkaufte leichte Nutzfahrzeug mit Elektromotor.

Die Konkurrenz ist freilich nicht allzu groß. Deutlich kleiner sind Fahrzeuge von Piaggio und auch der Citroën Berlingo und der Kangoo der Schwestermarke Renault, der mit 246 Zulassungen in den ersten neun Monaten des Jahres auf Platz zwei der leichten Nutzfahrzeuge mit E-Autos liegt. Deutlich größer ist der Iveco Daily Electric mit einer Zuladung von bis zu 2,7 Tonnen. Und dann sind noch Umbauten auf dem Markt oder etwa der Street Scooter der Post oder E-Autos von UPS, die nicht frei verkauft werden. Kirschbaum, der selbst einen Tesla fährt, ist Anhänger der E-Autos. "Schon allein der Gestank und die schmutzigen Hände, wenn ich den Diesel meiner Frau auftanke, sind ein Argument für E-Autos", so Kirschbaum. Und so werden weitere Stromer angeschafft, wenn die Erneuerung des Fuhrparks von rund 30 Fahrzeugen ansteht. Dass das geht, zeigt ein Bäcker in Hilden. Roland Schüren hat vier Elektrotransporter vom Typ e-NV sowie sechs weitere Elektroautos. Außerdem betreibt er am "Ladepark Kreuz Hilden" 14 Ladeplätze zum Aufladen der E-Autos. Der Strom kommt unter anderem aus einer Photovoltaik-Anlage.

Auf für Außendienst geplant

Kirschbaum plant E-Autos auch für seine Mitarbeiter im Außendienst. Sie besuchen Kunden, messen aus und kommen dabei auf höhere Jahresfahrleistungen. Dann rechne sich ein E-Auto eher, so Kirschbaum. Eine Stromladung für über 100 Kilometer kostet etwa fünf Euro. Auch die Wartungskosten sind laut Kirschbaums Einschätzung geringer. Schließlich haben E-Autos weniger Teile, die verschleißen können, brauchen keinen regelmäßigen Ölwechsel und haben einen geringeren Bremsverschleiß, weil die Energierückgewinnung die mechanischen Bremsen entlastet. Wegen des höheren Anschaffungspreises und der Batteriemiete sei der Nissan heute noch etwa 50 bis 70 Euro im Monat teurer als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dafür seien die E-Autos gut für das Image eines Betriebes, der Fenster, Türen und Rollläden verkauft und damit auf dem Gebiet der Energieeinsparung tätig ist.

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