ExpressfrachtKöln/Bonn ist für UPS die wichtigste Drehscheibe in Europa

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UPS Köln

Angedockt an die Halle West mit Solarzellen ist die neue Halle Nord von UPS in Köln/Bonn.

Köln – Um halb drei am Morgen stehen auf dem Vorfeld des Flughafens Köln/Bonn zwei Frachtflugwelten nebeneinander. Eine Turboprop-Maschine des Herstellers ATR wird gerade bestückt. Ein Mitarbeiter des Unternehmens Wisag, das die ATR im Auftrag des Logistikers UPS belädt, wuchtet Pakete und Päckchen von Containern auf ein Förderband. An der Hecktür nimmt ein anderer Mitarbeiter sie in Empfang und verstaut sie. Handarbeit ist angesagt bei den kleinen Maschinen, die Sendungen etwa in die Schweiz bringen.

Daneben steht eine Boeing 747. Ihre Spannweite ist mit knapp 65 Metern mehr als doppelt so groß wie die der ATR. Drei Stunden später soll der Jumbo ins chinesische Shenzen starten. Er wird schon einmal betankt. "Das kann bei der 747 bis zu zwei Stunden dauern", sagt der für die Arbeiten am Flugzeug zuständoge Ramp-Agent Athanasios Tseliopoulos. Mit dem Beladen hat er noch Zeit. Bis zu 39 Container finden in Ober- und Unterdeck Platz. Auch bis zu 30 Meter lange Frachtstücke könnten auf speziellen Schlitten durch die hochklappbare Flugzeugnase im Frachtraum untergebracht werden. Die Container stehen noch neben der Maschine. In 45 Minuten könnten sie geladen werden. "Da ist auch ein Sicherheitspolster drin", so Tseliopoulos. "Gedreht", also ent- und beladen, werden könne die 747 in 70 Minuten. Und nötig sind nur zwei bis drei Mitarbeiter. Antriebsräder im Flugzeugboden transportieren die Container von der Frachttür zum vorher ausgerechneten Standort im Flieger. Es geht um perfekte Gewichtsverteilung. Die maximale Zuladung von über 100 Tonnen werde ebenso wenig erreicht wie die gut sieben Tonnen bei der ATR. Päckchen, Pakete und Dokumente, die per Expressfracht befördert werden, sind nicht schwer, sondern sperrig.

Im Frachtzentrum geht es jetzt schon ruhiger zu. Um 23 Uhr stehen hier Lkw und Kleintransporter Schlange, um ihre Ladung bei den Sortieranlagen abzuliefern, insgesamt 39 Flugzeuge schweben ein. Die Hälfte gehört UPS. Darunter sind vier MD 11, die die Anwohner regelmäßig aus dem Schlaf reißen. UPS hat aber auch zehn Boeing 767 mit Winglets, nach oben zeigende Flügelspitzen, die Luftverwirbelungen reduzieren, Sprit sparen und Lärm reduzieren. Auch ein kontinuierlicher Sinkflug vermeide Lärm, so UPS. Das Unternehmen hat 14 neue 747-Frachter bestellt, die auf Interkontinentalrouten eingesetzt werden und wohl auch nach Köln/Bonn kommen, um ältere, laute Maschinen zu ersetzen. UPS will mehr Fracht transportieren - nicht mit mehr, sondern mit größeren Flugzeugen. Platz gibt es auch in der 2014 fertiggestellten, 200 Millionen Dollar teuren Frachthalle Nord.

500 Container lädt UPS in Köln/Bonn pro Nacht aus und wieder ein. Sendungen aus Lkw und Flugzeugen werden auf Förderbänder gelegt und erst grob nach Größe und Ziel sortiert, später bis zur Ebene der Postleitzahlen. Von Förderbändern werden kleine Pakete zeitgesteuert in Rutschen gekippt. 40 Sekunden dauert es auf dem Band etwa, bis die Rutschen für Madrid erreicht sind. Unter ihnen stehen Säcke, in denen Sendungen gebündelt und über Förderbänder zu Lkw für den Landtransport oder zu speziellen Flugzeug-Container gelangen. Auch in den Containern darf kein Platz verschenkt werden. "Wir spielen hier jeden Abend Tetris", sagt ein Mitarbeiter. Außerdem wird stabil gepackt, sodass die Pakete einen Verbund bilden.

Vom Ent- bis zum Beladen vergehen 15 Minuten auf den Bändern mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern. Und dabei muss manchmal noch ein von den Scannern nicht oder nur schlecht lesbares Etikett erneuert werden.

Bis zu 190 000 Sendungen pro Stunde schafft die Anlage insgesamt, allein 80 000 Sendungen die Sortieranlagen in der Nord-Halle. Mit 2,5 Metern pro Sekunde sind die Bänder wieder etwas schneller als die in der Westhalle von 2006. Hier wird automatisch sortiert, in den Hallen 4 - 7 teilautomatisch. Sie entstanden ab 1986, nachdem UPS den Betrieb in Köln/Bonn zunächst in einem Zelt auf dem Vorfeld aufgenommen hatte. Aus ein paar Dutzend Mitarbeitern damals sind heute über 2800 geworden. Köln ist das zentrale Europa-Hub von UPS.

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