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Gründer von SaturnKölner Unternehmer Fritz Waffenschmidt gestorben

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Friedrich Wilhelm Waffenschmidt

Köln – „Erfolgskaufmann“ nannte sich Friedrich Wilhelm (Fritz) Waffenschmidt, wenn er nach seinem Beruf gefragt wurde.  Das war der Gründer von Saturn und Hansa-Foto gewiss. Ebenso gewiss ist, dass ihm das nie zu Kopfe gestiegen ist. „Geldverdienen war nie die eigentliche Antriebsfeder für mein Tun, sondern Existenzangst“, sagte er in einem Rundschau-Gespräch 1984. „Ich b in ein Mensch, der auf der Suche und zur Selbstkritik fähig ist“, sagte er noch. Damals war sein Haus am Hansaring mit über fünf Millionen Kunden pro Jahr der größte Kölner Publikumsmagnet nach dem Dom. Und Waffenschmidt stand kurz vor der Unterschrift, mit der er sein Unternehmen  mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro, fast 500 Mitarbeitern und regelmäßig zehn bis 14 Millionen Mark Überschuss an ein Konsortium von Kaufhof und verschiedenen Versicherungsunternehmen verkaufte.

Preisbindung einfach ignoriert

„Ich weiß, woher ich komme“, erklärte Waffenschmidt sein vergleichsweise leises Auftreten. Am 3. März 1925 wurde er in Brühl-Pingsdorf geboren. Hier trat er in den elterlichen Elektrohandel ein, den er aber 1950 verließ, um in bei Großhändlern zu arbeiten.  1961 machte er mit seiner Ehefrau Anni, die er 1949 geheiratet hatte, den Elektrohändler Saturn auf. Zusammen mit der 1968 gegründeten Hansa-Foto krempelte er die Branche um.

Den Verbrauchern ist er mit Niedrigpreisangeboten in Erinnerung. Denn Waffenschmidt ignorierte die damals gültige Preisbindung. Die Konkurrenz fürchtete ihn. Als er 1972 ein in den USA erlerntes Selbstbedienungskonzept für Schallplatten auf den deutschen Markt brachte,  verkaufte er das Vinyl nicht für 22 Mark, sondern für 14,50 Mark. So nahm er Organisationsformen des Discounts vorweg. Manager und Geschäftsführer anderer Handelsunternehmen kamen nach Köln, um die Konzepte und Strategien vor Ort zu studieren.

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Bei einem Minimum an Kosten blieb ihm eine schmale, aber offenbar ausreichende Marge.  Aufwendige Werbung hielt er für verzichtbar. Er setzte auf Niedrigpreisen, Mund-zu-Mund-Propaganda für seine „größte Schallplatten-Schau der Welt oder später „größte Video-Schau der Welt. Behauptungen, die er einige Male auf Verlangen von Wettbewerbsvereinen unter Beweis stellen musste.  Auf dem geschäftlichen Höhepunkt verkauften seine Frau und er Im März 1984 das Unternehmen. Es gehe dem kinderlosen Ehepaar um die Nachfolgefrage und die Sicherung der Arbeitsplätze, erklärte er damals. Seine Frau und er blieben noch bis Ende 1985 in der Geschäftsführung und siedelten dann nach Florida über. Die ehemaligen Mitarbeiter  konnten sich freilich alle zwei Jahre noch eine „Dankeschön“- Sonderzahlung freuen.

Engagement für den Sport

Am öffentlichen Leben nahm Waffenschmidt kaum teil. Er fürchtete in seiner aktiven Zeit um seine Handlungsfreiheiten. Freilich warb er nicht nur dafür, mehr Geld für den Sport und weniger für Kultur auszugeben. Mit großer Begeisterung engagierte sich Fritz Waffenschmidt für den Basketball. Als sich der ASV Köln seine Bundesliga-Mannschaft wegen des teuren Leichtathletik-Sportfestes nicht mehr leisten konnte, wurde der Saturn-Chef als möglicher Sponsor angesprochen.

„Man sagte mir damals, wenn ich mit 100 000 D-Mark einsteigen würde, könnte ich mir eine starke Mannschaft leisten, mit dem doppelten Betrag um die Meisterschaft mitspielen. Das haben wir dann auch bald getan, allerdings habe ich dafür einen wesentlich höheren Betrag aus meiner Privatschatulle aufwenden müssen“, erinnerte sich Fritz Waffenschmidt einmal.

Letztlich waren es viele Millionen, die der bodenständige Unternehmer zusammen mit seiner Basketball-begeisterten Ehefrau Anni zwischen 1977 und 1988 in die Basketballer investierten. Während dieser Zeit gewann die Mannschaft des BSC Saturn Köln vier deutsche Meisterschaften, drei Pokalsiege und spielte im Europapokal großartig auf.

Außerdem verlor Fritz Waffenschmidt, der auch ein großer Fan von schnellen Autos und Modelleisenbahnen war, sein Herz an den Trabrennsport. Bei diesem Engagement gelang es ihm auch, Ausgaben und Einnahmen in etwa in der Waage zu halten. Zwar gab er einerseits mehr als eine halbe Million D-Mark für den Kauf von Pferden aus, gewann aber mit dem Champion-Sieger Brendy, der ihm zu 50 Prozent gehörte, anteilig rund eine Million. 

2011 kehrte die Familie nach Köln zurück. Am  26. März starb er nach langer, schwerer Krankheit. Am Dienstag wird er am frühen Nachmittag auf Melaten beerdigt. 

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