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Grundversorgung in GefahrDas Filialsterben der Banken wird weiter gehen

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Filiale der Sparkasse

Eine Sparkassen-Filiale

Überall im Land schließen Geldinstitute Geschäftsstellen. Am Sonntag kündigte die Deutsche Bank an, vier Zweigstellen in Köln zu schließen. Bereits zuvor wurde bekannt, dass die Sparkasse, der die sogenannte Grundversorgung mit Finanzdienstleistungen zukommt, Niederlassungen aufgibt.

Genau 14.451 gab es noch Ende 2015, das waren gut 400 weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch in Köln wird es für Sparkassenkunden in Zukunft schwerer, zum Beispiel Geld vom Sparbuch abzuheben oder Überweisungen auszufüllen. Ab Herbst macht die Sparkasse Köln-Bonn, wie berichtet, 15 Filialen in Köln dicht. Der Großteil der Schließungen soll nach Angabe der Sparkasse im kommenden Jahr erfolgen.

Filialnetz straffen und neu ausrichten

Und das Filialsterben wird weiter gehen. Das sei ein notwendiger Schritt, begründet das Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), versichert aber: "Wir werden nicht die Betreuung breiter Bevölkerungskreise zu Gunsten von ertragreicheren Geschäftsfeldern aufgeben. Wir verdrücken uns nicht an die Kapitalmärkte." Die Flächenpräsenz werde man nicht aufgeben, aber das Filialnetz werde man straffen und neu ausrichten müssen.

Der Grund: Die hohen Kosten. Zwar sei es Aufgabe der Sparkassen, im Geschäftsgebiet ihres Trägers Finanzdienstleistungen für alle anzubieten, erklärt DSGV-Sprecherin Michaela Roth, allerdings müsse sich das rechnen. Die Sparkassen erhielten für diese Aufgabe keine öffentlichen Gelder.

Beziehung zum Kunden stärken – digital

Flächendeckend - das definieren die Sparkassen ohnehin inzwischen etwas anders: Das bedeutet nicht mehr nur, diese Grundversorgung über ein Filialnetz zu sichern. Man wolle die persönliche Beziehung zum Kunden durch digitale Angebote stärken, sagt DSGV-Präsident Fahrenschon. Das heißt im Klartext, die Kunden sollen gerade in strukturschwachen Gebieten ihre Bankgeschäfte weitgehend online erledigen. Davor scheuten sich aber gerade viele ältere Menschen, sie vertrauten bei Geldüberweisungen den Angestellten einer Filiale einfach mehr als dem Netz, meint Bernd Nolte, Sparkassenexperte der Bankenberatung 4P Consulting. "Selbst bei Barabhebungen ziehen viele Ältere eine persönliche Auszahlung an der Kasse einer Automatenabhebung vor."

Einige Sparkassen bieten zwar schon seit Jahren im ländlichen Raum fahrbare Geschäftsstellen an, doch es gibt bundesweit nur 67 solcher Sparkassenbusse. Man müsse verschiedene Bankdienstleistungen unterscheiden, erklärt Nolte: Die Bargeldversorgung, die klassische Bankberatung und die komplexere Spezialberatung. An Bargeld müssten Kunden möglichst innerhalb einer Viertelstunde Fahrzeit gelangen, 20 Minuten Fahrzeit seien für eine klassische Bankberatung zumutbar, bei Spezialfragen auch 25 bis 30 Minuten.

Geld beim Bäcker oder Metzger abheben

Doch es fehle oft an Kreativität für mögliche Lösungen. Einige Sparkassen bieten ihren Kunden zum Beispiel an, beim Bäcker oder Metzger Geld abheben zu können. Auch die Sparkasse Köln-Bonn plant für einige ihrer Standorte eine Teilnutzung der Räumlichkeiten. Basisdienstleistungen sollen in Selbstbedienungszentren erhalten bleiben.

Wer andere Bankdienstleistungen benötigt, für den könnte man auch einen Fahrdienst zur nächsten Filiale organisieren, erklärt Sparkassenexperte Nolte. Den Dienst könnten die Sparkassen sogar bezahlen. Er schlägt dazu ein Punktesystem vor: Der Kunde erhält eine Art "Block", von dem er Marken für die Fahrten abreißt und damit einen Taxifahrer oder sogar die nette Nachbarin "bezahlt". "Das ist kostengünstiger als eine Filiale aufrechtzuerhalten, sagt der Geschäftsführer von 4P Consulting. "Es gibt viele Möglichkeiten, wenn man nur ein gewisses Maß an Kreativität zulässt."

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