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Hürther StudiogeländeEsch-Fonds verkauft die ehemaligen MMC-Studios

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Fünf gegen Jauch

Die TV-Show "Fünf gegen Jauch" wird in den Hürther Studios pro­du­ziert.

Köln – Freude hat den rund 40 Superreichen ihr Investment in TV- und Filmstudios in der Region wohl nie gemacht. Renditeerwartungen jedenfalls wurden wohl nie erfüllt. Jetzt haben die Gesellschafter eines unter dem Dach der Oppenheim-Esch-Holding vor knapp 20 Jahren initiierten Fonds einen Schlussstrich gezogen und das Gelände in Hürth verkauft. Käufer ist die Bernd Reiter Gruppe. Den kolportierten Kaufpreis von rund zehn Millionen Euro will freilich niemand bestätigen.

1986 gegründet, realisiert der Kölner Immobilienentwickler Wohn- und Gewerbeobjekte vor allem im Rhein-Erft-Kreis. Als "Vorreiter, der auch wenig beachteten Gebieten den nötigen Entwicklungsschub geben kann", beschreibt sich die Gruppe selbst. Was sie mit dem Hürther Gelände vorhat, will sie erst Mitte 2017 sagen. "Es wird etwas Schönes draus", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Bernd Reiter nur. Der Park werde ergänzt, fügt er hinzu. Den hier produzierenden Firmen sei aber auch Hoffnung gemacht worden, dass sie hier weiter produzieren könnten.

Über 100 000 Quadratmeter Fläche hat der Park. Es gibt 13 Studios von 180 bis 1760 Quadratmetern, in denen etwa Elton-Shows oder der RTL-Spendenmarathon produziert wurden. Außerdem gibt es Event-Locations und eine Open-Air-Bühne für bis zu 10 000 Besucher.

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Zum Verkauf stand das Gelände in Hürth schon länger. Drei Monate habe man an den Verträgen gearbeitet, bestätigte auch Bernd Reiter gestern. Dabei ist der Fonds mit den Studios in Hürth und Köln-Ossendorf nicht nur einer der größten Oppenheim-Esch-Fonds, sondern auch einer der problematischsten. Anleger sahen sich reihenweise falsch beraten und versuchten auch vor Gericht ihre Engagements rückabzuwickeln. Dabei verglich sich die Deutsche Bank, die die Privatbank Sal. Oppenheim 2010 übernommen hatte, als die sich in schwerer Schieflage befand, mit einigen Großanlegern. Andere scheiterten vor Gericht, weitere Verfahren sind noch offen.

Vor dem Oberlandesgericht Köln geht es etwa darum, ob die Magic Media Company (MMC), der Hauptmieter der Studios, die schließlich für rund 250 Millionen Euro errichtet wurde, wirtschaftlich gesund war. Wenn der geplante Hauptmieter schon vor Baubeginn wirtschaftliche Schwierigkeiten gesteckt hatte, hätte das den Fondszeichnern mitgeteilt werden müssen, argumentieren die Kläger. Sonst seien sie falsch beraten worden. Klären muss das ein Gutachter. Auslasten konnte MMC die Studios jedenfalls nicht.

An MMC lässt Helmut Breuer, der mit seinem Bruder ein Krangeschäft aufgebaut hatte, und an MMC zeitweise beteiligt war, kein gutes Haar. MMC sei bereits Mitte der 90er Jahre insolvenzreif gewesen, sagte er in einem der Schadenersatzprozesse als Zeuge aus. In der Tat geriet MMC in eine Schieflage und setzte Mietminderungen durch. Damit wackelte die Finanzierung der Investoren, die das Engagement in derartige Fonds mit Krediten finanzieren. Die sollen durch die Mieten bedient werden. Ist die zu niedrig, müssen die Investoren zuschießen.

Möglicherweise trennt sich der Fonds auch von den Studios in Köln. Sie werden noch von MMC betrieben, während in Hürth Medienparks NRW Generalmieter ist. Verkaufsdruck gibt es in Köln nicht. Die Studios sind voll ausgelastet Außerdem hat MMC zuletzt einen sehr langfristigen Mietvertrag bis mindestens 2030 abgeschlossen. Den würde der Käufer wohl übernehmen.

Die MMC-Studios spielen auch ab April eine Rolle in einem Betrugsprozess gegen den Immobilienentwickler Josef Esch und Ex-Sparkassenchef Gustav Adolf Schröder. Die Sparkasse soll laut Staatsanwaltschaft Mietgarantien für MMC übernommen und so Verluste erlitten haben. Esch soll Schröder Zuschüsse der Gruppe in Millionenhöhe zugesagt haben, um diese Verluste zu decken. Im Gegenzug soll sich Schröder für Esch eingesetzt haben, als es um den Neubau der Nordhallen der Kölner Messe ging.

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