Köln/Bonn AirportFluglärmgegner kritisieren neue Gebührenordnung als Mogelpackung

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Eine Landebahn am Flughafen Köln/Bonn

Köln/Bonn – „Wir wollen den Airlines einen starken Anreiz bieten, Flüge aus der Nacht in den Tag zu verlegen", sagte Flughafen-Chef Michael Garvens. Daher hat der Flughafen eine neue Gebührenordnung vorgestellt, nach der nächtliche Passagierflüge zwischen 22 und 6 Uhr teurer werden. Im Gegenzug werden Starts- und Landungen am Tag günstiger. Die Gebührenordnung bleibe ein wichtiges Steuerungsinstrument zur Minderung von Fluglärm, so Garvens.

Dass das mit der neuen Regelung gelingt, bezweifeln allerdings die Fluglärmgegner. „Die neue Regelung ist eine Mogelpackung", sagte Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn.

Einigung bei den Zahlen

Dabei sind sich Flughafen und Lärmgegner bei den Zahlen durchaus einig. Pro angefangene Tonne Gewicht sinken die fixen Gebühren am Tag um 13 Prozent, rechnet etwa Hoffmann vor. In der Nacht erhöhen sich die Gebühren um 25 Prozent.

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Der Flughafen betont so eine deutlich erhöhte Spreizung zwischen den Gebühren am Tag und in der Nacht. Für einen Airbus A 319 seien die Gebühren, die sich aus zahlreichen Komponenten zusammensetzen, in der Nacht 80 Prozent höher als am Tag. Bislang seien es 51 Prozent. In der Tat, so Hoffmann, kostet der Flieger jetzt 1026 Euro Gebühren statt bislang 884 Euro in der Nacht. Am Tag sind es 572 statt zuvor 584 Euro. Bei einer Boeing 737 steigt die Spreizung von 55 auf 84 Prozent, und eine A 330 kostet demnächst 2886 Euro Gebühr in der Nacht statt 2458 Euro. Am Tag verbilligt sich Starten oder Landen um etwas über 100 auf 1429 Euro. Das ist eine Spreizung von 102 Prozent.

Gebührenunterschiede wie in Hamburg gefordert

„Viel zu wenig", kritisiert Hoffmann. Wenn der Flughafen die Zeit von 0 bis 5 Uhr von nächtlichen Passagierflügen freihalten wolle, müssten die Gebührenunterschiede in Bereichen liegen, wie sie in Hamburg oder Frankfurt praktiziert werden. Hamburg verlangt etwa von 0 bis 6 Uhr einen Zuschlag von 700 Prozent. Hamburg und Frankfurt haben allerdings ein Nachtflugverbot. Ausnahmen gibt es nur in Notfällen, bei medizinischen Hilfsflügen oder bei Vermessungsflügen.

Die Gebühren in Köln/Bonn sollten lenken, aber nicht als Verbot wirken, so ein Sprecher. Der Flughafen verweist darauf, dass er seit 2013 bereits zum dritten Mal die Gebühren verändert. Dabei waren zunächst Lärmzuschläge für große Frachtmaschinen eingeführt worden. Die laute MD 11 kostet seitdem das Dreifache. Andererseits gab es Rabatte für die leisere Boeing 777.

137.000 Starts und Landungen gab es 2016 in Köln/Bonn, darunter etwas über 40.000 von 22 bis 6 Uhr. Etwa die Hälfte dieser Flüge erfolgte zwischen 0 und 5 Uhr. Und davon wiederum waren laut Hoffmann 7221 Passagierflüge. Das seien 40 Prozent. Die Lärmschutzgemeinschaft fordert einen Verzicht auf Passagierflüge zwischen 0 und 5 Uhr.  

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