Mit Streetscooter und e.GoLaschet will NRW zum Motor der Elektromobilität machen

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Streetscooter

Streetscooter hat gerade erst angekündigt, ein zweites Werk in Düren zu bauen, die Produktion soll auf rund 20.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen.

Düsseldorf – Als Günther Schuh die Nase voll hatte, tat er das, was er eigentlich nie tun wollte: Er gründete eine Autofirma. Es ist eine etwas ungewöhnliche Reaktion auf Zurückweisung, doch wenn man, wie der Maschinenbau-Professor, einer der führenden Köpfe in der Branche ist, vielleicht verständlich.

Denn der 58-Jährige war es leid, immer nur Vorträge zu halten über die Dinge, die man machen könnte - und zu merken, dass die großen Autohersteller am Ende doch nichts änderten.

"Wenn man wie ich vier bis fünf Mal mit wichtigen Erfindungen Gehör gefunden hat, dann fühlt man sich schon etwas beleidigt, wenn man bei manchen Gesprächen mit Herstellern wie jemand von ,Jugend forscht' behandelt wird", sagt Schuh, der an der RWTH Aachen den Lehrstuhl für Produktionssystematik leitet.

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100.000 Fahrzeuge bis 2022

Also gründete Günther Schuh vor zwei Jahren den Elektroautohersteller e.Go - und wurde damit zu einer der spannendsten Wetten der Republik. Bis 2022, so der Plan, sollen 100 000 Fahrzeuge in Aachen vom Band rollen. Die Automobilindustrie in NRW, wo mit Ford nur noch ein Hersteller Autos baut, würde wiederbelebt von einem Start-up.

Schuh hat mit einigen Mitstreitern schon den Streetscooter erfunden, jenen Elektrotransporter, der so erfolgreich ist, dass die Deutsche Post das Start-up übernahm. Kein Wunder, dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet das Thema nun zur Chefsache erklärt hat. Mit markigen Worten kündigte er in der vergangenen Woche an, NRW zum Motor der Elektromobilität machen zu wollen. Man müsse in diesen Bereich mit Tempo rein, sagte der CDU-Politiker. "Wenn wir da eine Dynamik reinbringen, können wir in Deutschland führend sein." Alle acht Wochen wolle er sich deswegen künftig mit einer Expertengruppe treffen, um über das Thema zu diskutieren. Neben den Ministern für Verkehr, Wirtschaft und Wissenschaft sollen auch Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft in dem Gremium sitzen. Natürlich dabei: Günther Schuh.

Streetscooter kündigt zweites Werk in Düren an

Noch nie standen die Chancen in NRW dafür so gut wie jetzt: Denn einerseits drohen überall in Deutschland wegen erhöhter Stickoxidwerte Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Andererseits haben die großen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes das Thema jahrelang verschlafen und kommen erst nach und nach mit eigenen Elektroauto-Modellen auf den Markt.

Alles ist im Umbruch - und in NRW gibt es mit Streetscooter und dem e.Go gleich zwei Start-ups, die sich diesen zunutze machen wollen. Streetscooter hat gerade erst angekündigt, ein zweites Werk in Düren zu bauen, die Produktion soll dadurch auf rund 20 000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Und nur wenige Kilometer entfernt errichtet e.Go auf einem 60 000 Quadratmeter großen ehemaligen Gelände des Elektrokonzerns Philips ein riesiges Werk mit vier Fabriken. Mehr als 2000 Arbeitsplätze sollen hier bis Ende 2022 entstehen. Im Drei-Schicht-Betrieb sollen dann der Kleinwagen e.Go Life, der Kleinbus Mover und der Kompaktwagen Booster entstehen. 

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