Prozess um MessehallenKorruption und Untreue: Auftakt zum Kölner Justizkrimi

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Schröder

Gustav Adolf Schröder (M.), früherer Sparkassenchef, mit seinen Verteidigern Klaus Bernsmann und Katharina Rausch. 

Köln – Am Eingang des Kölner Landgerichts hat sich bereits eine Mauer aus Fotografen und Kameraleuten aufgebaut. Es ist halb zehn, als Franz-Josef Schäfer und sein Rechtsanwalt am Dienstagmorgen durch die Drehtür kommen und das Blitzlichtgewitter losgeht.

Der ehemalige Vorstand der Sparkasse Köln/Bonn muss sich gemeinsam mit dem Troisdorfer Immobilienunternehmer Josef Esch und dem früheren Chef der Sparkasse Köln/Bonn Gustav Adolf Schröder vor Gericht verantworten. Doch zunächst muss Schäfer, wie alle anderen Besucher, durch die Sicherheitskontrollen. Wie am Flughafen stellt er sich gemeinsam mit seinem Rechtsanwalt in die Schlange - unter ständiger Beobachtung der Fotografen. Anwälte dürfen eigentlich direkt durch.

Liste der Vorwürfe ist lang

Genauso wie Schäfer erscheinen auch die beiden anderen Angeklagten persönlich vor dem Kölner Landgericht. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Die Verlesung der Anklageschrift dauert insgesamt zwei Stunden. In mehreren Fällen geht es um Untreue oder Beihilfe dazu, in einem Fall um Bestechung und Bestechlichkeit.

Die Zusammenhänge sind kompliziert, die Geschichte hat viele Seitenstränge. Nicht umsonst sind zwischen der Anklage bis zum ersten Prozesstag fast drei Jahre vergangen. Grob geht es hauptsächlich um den Bau der Nordhallen der Kölnmesse und den Umzug des Fernsehsenders RTL in die Rheinhallen. Das alles liegt Jahre zurück. In den kommenden Monaten werden die Vorgänge, wie genau Köln zur Medienstadt wurde und die Messe erweitert wurde, noch einmal aufgedröselt. Denn vieles soll nicht ganz sauber gelaufen sein.

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Der Zuschauerraum im Gerichtssaal ist gut gefüllt. Schließlich wurde der Prozess mit Spannung erwartet. Auch eine Gruppe von Jurastudenten ist anwesend. Die Staatsanwaltschaft erzählt die gesamte Geschichte, wie NRW und Köln in den 90er Jahren planten, hier die Medienbranche anzusiedeln und wie mehrere Bauprojekte mit Esch-Fonds realisiert wurden.

Diese Fonds versprachen ihren Investoren eine hohe Rendite. Diese war allerdings über die "marktübliche Vermietung nicht zu erzielen", so die Staatsanwaltschaft. Die Sparkasse Köln/Bonn gab sogenannte Mietgarantien ab. Falls die vereinbarten Mieten nicht eingenommen wurden, musste das Geldhaus einspringen. Die Sparkasse machte in den nächsten Jahren Millionenverluste.

Schröder und Schäfer sollen Verluste in Kauf genommen haben

Die beiden Staatsanwälte werfen den Angeklagten mehrfach vor, Rentabilitätsprüfungen der Projekte seien ausgeblieben. Schröder und Schäfer hätten in Kauf genommen, dass die Sparkasse hohe Verluste einfahre.

Die Staatsanwaltschaft zeichnet ein Bild von zwei Geschäftsmännern, die als Team fungierten und so eine Menge Projekte realisierten - allerdings zum Nachteil der Sparkasse Köln/Bonn. Eine externe Prüfung blieb meist aus, heißt es. Schröder habe Esch den Auftrag zum Bau der Nordhallen verschafft und für diesen Zweck andere Involvierte beeinflusst und versucht, seine Kontakte spielen zu lassen.

„Wohltäter der Stadt Köln“

Die andere Seite stellt die beiden Angeklagten als Wohltäter der Stadt Köln hin: Alles lief immer unter dem Deckmantel der Wirtschaftsförderung. Und die Investitionen hätten sich schließlich ausgezahlt, so Schröders Rechtsanwalt Klaus Bernsmann. RTL sei in Köln geblieben, anstatt abzuwandern. Sein Mandant habe damit einen "potenten Arbeitgeber" und Steuerzahler halten können. Ihm sei es zu verdanken, dass Tausende Arbeitsplätze rund um den Sender und die Ansiedlung weiterer Unternehmen im Medienbereich entstanden seien. Es seien "Geschäfte, die Erfolg zeigen und hier mit Untreue in Verbindung gebracht werden", erklärt Bernsmann. Die Sparkasse sei eine öffentliche Einrichtung und dem Gemeinwohl verpflichtet.

Auch der Anwalt von Esch findet deutliche Worte: Die Staatsanwaltschaft habe nicht verstanden, wie die Immobilienfonds seines Mandanten funktionierten. Das wolle er in der Hauptverhandlung erklären. In der kommenden Woche will sich Schröder vor der 18. Großen Strafkammer selbst äußern. Er sei bereit, alle Fragen zu beantworten, erklärte sein Anwalt. Esch dagegen will seinen Verteidiger eine Erklärung vorlesen lassen.

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