Zahlen verdoppeltDeutlich mehr Leiharbeiter in NRW

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Leiharbeiter

Leih­ar­bei­ter sind bei der Al­ters­vor­sorge schlech­ter gestellt.

Bonn – Die Zahl der Leiharbeiter in NRW hat sich innerhalb von zehn Jahren auf 185 000 verdoppelt, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Montag unter Berufung auf die Agentur für Arbeit mitteilte.

Die große Koalition im Bund hatte sich im Sommer auf eine Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen für die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträge geeinigt. Die parlamentarischen Beratungen eines Gesetzentwurfs von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) beginnen am Dienstag. Leiharbeiter und Werkvertrags-Beschäftigte sind in dem Unternehmen, das sie beschäftigt, nicht angestellt und arbeiten für einen geringeren Lohn als die Stammbelegschaft. Schlechter gestellt sind sie etwa auch bei der Altersvorsorge und den Urlaubsansprüchen. Die Gewerkschaften sprechen von einem "Geschäftsmodell zum Lohndumping".

Haribo besetzt ganze Schichten mit Leiharbeitern

Laut NGG sind in NRW besonders viele Leiharbeiter in der Fleischwirtschaft, der Süßwarenindustrie und in Molkereien tätig. Wie der stellvertretende Landesvorsitzende Dieter Schormann dieser Zeitung mitteilte, sind bei Bonns siebtgrößtem Arbeitgeber Haribo "ganze Schichten im Verpackungsbereich" mit Leiharbeitern besetzt. Auf Nachfrage äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht dazu. Fleischhof Rasting in Meckenheim erklärte hingegen, keine Zeitarbeiter oder Werkvertragsarbeiter zu beschäftigen.

Nach dem Willen der Koalition sollen Leiharbeiter nur noch maximal 18 Monate an einen Betrieb ausgeliehen werden dürfen. Zudem sollen sie nach spätestens neun Monaten den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen. Bisher gilt die Devise "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" nur, wenn das Verleihunternehmen keinen Tarifvertrag mit den Gewerkschaften geschlossen hat. Bei Werkverträgen soll genauer definiert werden, was sie von einem normalen Arbeitsverhältnis unterscheidet. Dabei bezahlt ein Unternehmen ein Subunternehmen für die Fertigstellung eines Auftrages, etwa für die Einrichtung eines IT-Netzwerkes. Im Unterschied zum Leiharbeiter sind die Werkvertragarbeiter nicht in das Stammpersonal integriert.

Ursprünglich sollte die Leiharbeit Arbeitslosen und Geringqualifizierten helfen, einen Job zu finden. "Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt", sagte Schormann. "In der Fleisch- und Süßwarenindustrie gibt es keine Übernahmen in ein festes Arbeitsverhältnis beim Entleihunternehmen". Nach Zahlen, die die Bundesregierung vorlegte, gab es in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt 880 000 Leiharbeiter.

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