Abo

Zwei Turbinen und Generatoren installiert

Lesezeit 3 Minuten

OHL. Wilhelm Schindler von der Firma WKV schraubt in einem der beiden Schieberhäuschen am Fuß der Kerspetalsperre mit einem riesigen Ringschlüssel die Muttern eines knallroten Generators fest.

Es ist einer der beiden jetzt installierten Generatoren, die noch mit Turbinen verbunden werden sollen. Denn die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) wollen mit dem ohnehin ständig in den Bach Kerspe abfließenden Wasser aus dem Grundablass der Trinkwassertalsperre künftig umweltfreundlichen Strom gewinnen.

Die Idee dazu entstand Mitte der 1990er Jahre, als ein Student für seine Diplomarbeit die hydraulischen Potenziale der Flüsse und Talsperren im WSW-Gebiet untersucht hatte. WSW-Projektleiter Hermann Bucks und sein Chef Uwe Diekmann von der Gruppe Kundenprojekte hoffen, dass ab April oder Mai der an der Kerspetalsperre gewonnene umweltfreundliche Strom in das öffentliche Netz eingespeist werden kann.

„Umweltfreundlicher geht es nicht“, ruft aus der Tiefe Wilhelm Schindler herauf. Und er hat insoweit recht, da es bei dieser Form der Stromgewinnung keine merklichen Immissionen gibt und nicht einmal eine optische Beeinträchtigung der Landschaft, wie etwa bei Windenergieanlagen auftritt.

Die Turbinen und die Generatoren werden in die beiden Schieberhäuschen eingebaut, die ohnehin schon seit der großen Renovierung der Staumauer Mitte der 1990er Jahre stehen. Von außen wird also nichts zu sehen und zu hören sein von den beiden Anlagen. An der Stelle, wo vorher durch ein Ventil das Wasser aus dem Grundablass abfloss, wird eine 68 Kilowatt-Turbine eingesetzt. Immerhin sind es maximal 350 Liter pro Sekunde, die durch das Rohr rauschen und genug Kraft entwickeln, um die Turbine anzutreiben. Der Generator ist für 75 Kilowatt ausgelegt. Ungefähr die Leistungsklasse eines Mittelklassewagens, trotzdem können mit beiden Generatoren pro Jahr, abhängig von der Niederschlagsmenge, zwischen 400 000 und 450 000 Kilowattstunden Strom produziert werden; genug für 130 normale Haushalte. Über eine bereits im vergangenen Jahr verlegten Leitung zu einem nahe gelegenen Zehn-Kilovolt-Trafohäuschen gelangt der Strom ins örtliche Stromnetz und kann somit die kleineren umliegenden Ortschaften effektiv mit elektrischem Strom versorgen. Das gesamte Projekt kostet laut Hermann Bucks und Uwe Diekmann zwischen 210 000 und 220 000 Euro, wobei sich das Land NRW an den Kosten beteiligt im Rahmen der Initiative zur Nutzung alternativer Energiequellen. „Finanziell rechnet sich die Anlage mit den zwei Turbinen und den beiden Generatoren erst in zwanzig bis dreißig Jahren“, vermuten die Vertreter der WSW. Die Nutzung als Trinkwassertalsperre werde durch den Einbau der Anlagen in keiner Weise beeinträchtigt, war von der WSW zu erfahren.

Die Kerspetalsperre, deren Staumauer auf Wipperfürther Stadtgebiet steht, wurde zwischen 1910 und 1912 erbaut. Die Sperrmauer ist vom Fuße aus gemessen maximal 28,50 Meter hoch und 360 Meter lang. Mit einem maximalen Stauinhalt von 15,5 Millionen Kubikmetern Wasser und einer überstauten Fläche von 1,5 Quadratkilometern sorgt sie für das Trinkwasser der Bergischen Großstädte.

Rundschau abonnieren