„Alles, aber bitte kein Regen!“

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WIPPERFÜRTH. „Ruhe bitte, wir drehen!“ „Ton läuft.“ „16.4, die vierte.“ „Und jetzt bitte!“ Dreharbeiten an der Bevertalsperre. Kommandos schallen über das Gelände bei Großhöhfeld, Schauspieler, Regie und eine ganze Heerschar von Assistenten sind voll konzentriert. „Sommersturm“ heißt der Film, der hier entsteht. Hauptdarsteller: Robert

Stadlober, bekannt als Benjamin aus „Crazy“. Und wie dort dreht sich auch in „Sommersturm“ alles um die - manchmal chaotische - Gefühlswelt von Heranwachsenden.

Zwei Freunde, Tobi (Stadlober) und Achim, nehmen an einem Ruderzeltlager an der Bever teil. Achim ist in Sandra verliebt, deren bildhübsche Freundin Anke schwärmt wiederum für Tobi. Aber dann taucht der schwule Ruderclub „Queerschläger“ aus Berlin auf und bringt alles durcheinander.

„Es ist eine Coming-Out-Geschichte“, verrät der Münchner Produzent Thomas Wöbke. „Tobi entdeckt nach und nach, dass er in seinen besten Freund verliebt ist.“ Für einen Jungen, der im ländlichen Bayern aufgewachsen ist, eine nicht so ganz einfache Erfahrung.

„16.4, die fünfte!“ „Und jetzt“! Immer wieder muss eine kurze Sequenz wiederholt werden. „Guck mal, da drüben ist eine Sachsen-Gruppe, reine Weibermannschaft“, soll Josef aufgeregt sagen - aber „Sachsen-Gruppe“ will ihm nicht fehlerfrei über die Lippen kommen. Und wenn doch, dann passt irgendetwas anderes in der Szene nicht. „16.4, die sechste.“ „Kamera läuft.“

Filmen kann ein Knochenjob sein. Zehn, zwölf Stunden Dreharbeiten am Tag sind keine Seltenheit. „Für eine Nachtaufnahme haben wir neulich bis sechs Uhr morgens durchgedreht“, erzählt Wöbke in einer Drehpause. Sorgenvoll blickt er immer wieder zum Himmel. Denn wenn das sechzigköpfige Filmteam eines nicht gebrauchen kann, dann ist das Regen. Schließlich heißt der Film „Sommersturm“, und 85 Prozent der Dreharbeiten finden im Freien statt. Was passiert bei drei Wochen Dauerregen? „Darüber möchte ich gar nicht nachdenken!“, sagt Wöbke. Aber nicht nur das Wetter macht Probleme. Der Wupperverband hat den Wasserstand der Bever plötzlich abgesenkt, ein hässlicher brauner Uferstreifen ist die Folge.

Und es dauerte einige Zeit, bis Unterkünfte gefunden waren. Die meisten Schauspieler wohnen im Neye-Hotel, die Filmcrew im Haus Koppelberg. Für die Bevertalsperre als Drehort entschied man sich aus zwei Gründen. Zum einen, so der Produzent, sei die Abgeschiedenheit ideal, zum anderen wird „Sommersturm“ von der Filmförderung NRW unterstützt.

Nicht nur die Schauspieler sind sehr jung. Auch Regisseur Marco Kreuzpaintner ist gerade einmal 26 Jahre alt. „Sommersturm“ ist nach „Ganz und gar“ sein zweiter Kinofilm. Trotzdem hat Kreuzpaintner, der nie eine Filmhochschule besuchte, schon mit einigen ganz Großen der Branche gearbeitet. Bei Stanley Kubriks letztem Werk „Eyes Wide Shut“ war er Synchronassistent, von 1998 bis 2001 arbeitete er als persönlicher Referent von „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz.

Die Idee zum Drehbuch von „Sommersturm“ kam Kreuzpaintner erst im Januar 2003. „Mich reizen Außenseiterfiguren“, erzählt der Regisseur. Der fertige Film soll nächstes Jahr in die Kinos kommen, vermutlich, wie schon der Name verrät, irgendwann im Sommer.

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