„Das wird ein Geschenk an den Papst“

Lesezeit 3 Minuten

WESSELING. Im Oktober soll in einer Außennische des Petersdoms in Rom eine neue Statue von Edith Stein aufgestellt werden. „Das wird ein Geschenk von Joachim Kardinal Meisner an Papst Benedikt“, erklärt Paul Nagel. Der Bildhauer aus Wesseling ist 80 Jahre alt und erhielt bei der internationalen Ausschreibung für die Herstellung der Statue den Zuschlag.

Einstimmig habe man sich im Entscheidungsgremium im Vatikan für das Modell von Paul Nagel ausgesprochen. „Das ist eine unglaubliche Ehre für mich“, freut sich der Künstler. Er habe schon in und an vielen Kirchen auf der ganzen Welt gearbeitet, aber nie zuvor am Petersdom. Hinzu kommt, dass er in Edith Stein eine ganz besondere Frau sieht. Lange vor der Ausschreibung hat er sich mit dem Leben und Leiden dieser außergewöhnlichen Ordensfrau beschäftigt. Paul Nagel ist ein sehr christlicher und gläubiger Mensch. Vielleicht fiel ihm deswegen die Umsetzung des vorgegebenen Themas „Komm, wir gehen zu unserem Volk“ leicht.

„Edith Stein hat für ihr Volk Qualen auf sich genommen“, weiß Nagel. „Sie ging mit Kreuz und Tora, und genauso habe ich versucht, sie darzustellen.“ Gerade ist der Bildhauer, Maler, Kunstschmied und Architekt aus Rom zurückgekehrt, wo er mit der ganzen Familie den Stein besichtigen konnte, aus dem er die Edith-Stein-Figur nun schlagen wird. Die Statue wird sechs Meter hoch und in einem Stück aus feinstem weißen „original Carara-Marmor“ geschlagen, schwärmt der Wesselinger. „Aus diesem Steinbruch, der in etwa 1000 Metern Höhe liegt, hat schon Michelangelo den Marmor für seine Kunstwerke genommen.“ Mit einem Riesensattelschlepper wurde der Steingigant ins Tal transportiert.

Eigenes Atelier in

Carara eingerichtet

Inzwischen liegt er schon im Atelier, das sich Paul Nagel eigens für die Arbeit in Carara angemietet hat. Dort wird er nun die meisten Tage der Sommermonate verbringen. Schließlich bleiben ihm nur knappe acht Monate, um aus dem 84 Tonnen schweren, sechs Meter hohen und 2,50 Meter im Quadrat breiten Stein die Statue zu schlagen. Am Ende wird er das Gewicht des Steines fast halbiert haben. Doch nicht mit Hammer und Meißel rückt er dem Marmor zuleibe. „Heute arbeitet man mit Pressluftmeißeln.“ Diese seien extrem fein einstellbar. Denn Genauigkeit ist bei der bevorstehenden Arbeit das A und O. „Die Kunst liegt jetzt zunächst einmal darin, keinen Zentimeter überschüssigen Steins zu viel abzuschlagen, sonst ist er hin - denn wenn auch nur ein bisschen Stein fehlt, dann stimmen später die Proportionen nicht mehr“, weiß Nagel.

Im Maßstab 1:10 ist die Statue bereits fix und fertig aus Bronze im Atelier in Wesseling zu sehen. Ein weiteres Modell im Maßstab 1:3 aus Gips steht in Rom. Mit dem eigenen Wagen reist Paul Nagel nach Carara, im Gepäck wird er dann auch schon ein Modell vom Kopf von Edith Stein in Originalgröße aus Gips bei sich haben, das er in seinem Atelier geschaffen hat.

An den Ruhestand denkt der 80-Jährige aber auch nach dieser großen Aufgabe nicht. „Künstler bleibt man sein ganzes Leben“, sagt Nagel. Immer noch habe er den Kopf voller Ideen, die er umsetzen wolle, um so auf seine Weise zu dienen. Denn Paul Nagel ist überzeugt: „Kunst hat eine dienende Aufgabe, und wenn sie nicht mehr dient, hört sie auch auf, Kunst zu sein.“

Rundschau abonnieren