„Die lautlose Jagd“ des Paul Losenhausen

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HELLENTHAL. Wer erinnert sich noch an Förster Poelzig, der sich im ARD-Vorabendprogramm in „Lautlose Jagd“ in 26 Episoden von 1966 bis 1970 mit Wilderern herumschlug? Besser in Erinnerung ist vielleicht der Hellenthaler Förster Paul Losenhausen, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre. Funk und Fernsehen machten ihn bundesweit bekannt. Was verbindet die beiden?

Losenhausens Tochter Margrit Losenhausen-Heinbach erinnert sich. Ihr Vater wollte jagen. „In der Familie gab es als genetische Vorgabe genügend wilde Jäger“, erzählt sie. „Der schnellste und günstigste Weg dorthin führte über die Lehre als Förster. Mein Großvater, als Doktor der Jurisprudenz am Landgericht Aachen etabliert und auch zeitweise in Gemünd als ,Papa Gnädig Recht sprechend, verhalf meinem Vater zu einer der damals schon dünn gesäten Lehrstellen.“

Die erste ordentliche Stelle des jungen Paul Losenhausen hieß Forsthaus Rote Kreuz bei Monschau. Plumpsklo, Petroleumlampe und Böllerofen warteten dort auf die 17 Jahre junge Irmtraud Losenhausen, die er aus dem Hotel „Alte Herrlichkeit“ in Monschau dorthin „verschleppte“. Weitere Stationen waren das Forsthaus Silberberg, heute nur noch Parkplatz bei Schmidtheim, und das Forsthaus Stritterhof bei Milzenhäuschen, das auch nicht mehr steht.

Zum Stritterhof kam auch die Prominenz. Prof. Dr. Lutz Heck, vor dem Krieg Direktor des Berliner Zoos, schrieb im Gartenzimmer seine Margarine-Sammelbücher. Er trug später maßgeblich zum Gelingen der Blankenheimer Jägerfeste bei, die Paul Losenhausen mit großem Erfolg organisierte. „Ulrich Scherping, einst rechte Hand des ,Reichsjägermeisters Hermann Göring, der das bis heute in großen Teilen noch gültige und von mehreren ausländischen Staaten übernommene Deutsche Jagdgesetz auf den Weg brachte, war ebenfalls bei uns zu Gast“, sagt Margrit Losenhausen-Heinbach. Im Stritterhof wurde Jagd- und Umweltpolitik gemacht.

Nordrhein-Westfalen benötigte nach dem Krieg im Wiederaufbau Berater. Losenhausen war einer von ihnen. Er organisierte unter anderem die Leistungsschau „Ein Grenzkreis baut auf“ in Kall.

Die „Schwarzkittel“ hatten sich durch die Nichtbejagung im Krieg derart vermehrt, dass sich kleinere Städte von den Kartoffeln, die die Wildschweine jährlich fraßen, hätten ernähren können. Die Besatzungsmächte verteilten Waffen an die von Paul Losenhausen benannten Jäger.

„Wie grüne Blätter

im Wind“

Als Oberförster ging er in seinen 50er Jahren in den Vorruhestand. Er baute ein Holzfertighaus in Blens. Von dort aus war er einige Jahre als Geschäftsführer des Landesjagdverbandes NRW mit Geschäftsstelle in Köln tätig. Er schrieb Bücher wie „In Grün wollt ich mich kleiden“ oder „Wie grüne Blätter im Wind“, die sogar mit dem Literaturpreis des Deutschen Jagdschutzverbandes ausgezeichnet wurden.

Er war in Rundfunk und Fernsehen vertreten. So wurden er und sein Freund Horst Niesters Fachberater der Serie „Lautlose Jagd“, für die auch in der Eifel und hier auch im Wildgehege Hellenthal gedreht wurde. Der Hamburger Schauspieler Joachim Rake übernahm die Hauptrolle des ehemaligen Försters Poelzig, den die Polizei als Jagdaufseher einsetzt, um für Ordnung in den Wäldern zu sorgen. Niesters erinnert sich: „Förster Poelzig spielte Paul Losenhausen. Bruce Low spielte Horst Niesters.“ Der Titel „Lautlose Jagd“ wurde deshalb gewählt, weil die Jagd mit Greifvögeln eine wichtige Rolle spielte.

Ein Ereignis hat Margrit Losenhausen-Heinbach gut in Erinnerung: „Eines Tages kam Oberförster Horst Pankatz und wollte meinen Vater als wortgewaltigen Führer für Besucher für sein Projekt Wildfreigehege Hellenthal haben. Das klappte tatsächlich. Die Freunde Werner Rosen und Horst Niesters haben ein Übriges getan. Und schon bald war wieder ein Umzug, diesmal nach Hellenthal im Bauesfeld, wieder in ein Holzhaus, perfekt.“

Nach schwerem Leiden ging Paul Losenhausen am 5. Juli 1982 „in die Ewigen Jagdgründe“. Er ist im allerersten Urnengrab auf dem Waldfriedhof Hellenthal beigesetzt.

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