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„Die Männer werden sich noch wundern“

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Die neue CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer.

Die neue CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer.

München - Der neue CSU-Chef Erwin Huber will Schluss machen mit dem Vorurteil, die Christsozialen seien eine Altherrenpartei. Seine Wunderwaffe dagegen heißt Christine Haderthauer, ist 44 Jahre alt, einen halben Kopf größer als der Parteivorsitzende und soll der CSU nun ein neues Image verpassen. Gestern wurde sie - als erste Frau - vom CSU-Vorstand einstimmig auf den Posten des Generalsekretärs berufen. „Die Männer werden sich noch wundern“, drohte sie anschließend vieldeutig.

In der bayerischen Landespolitik war die 44-jährige Landtagsabgeordnete aus Ingolstadt bisher nur den wirklich Kundigen ein Begriff. Ihr Name tauchte im Zusammenhang mit politischen Initiativen nicht auf - allenfalls dann, wenn über mögliche weibliche Nachwuchstalente in der CSU spekuliert wurde. „Von der Schwätzertruppe auf der Hinterbank auf die Kommandobrücke“ sei sie gestürmt, schrieb deshalb auch die Münchner „Abendzeitung“. Tatsache ist, dass Haderthauer bislang nur selten am Rednerpult im Plenum stand.

Freilich hatte sie auch wenig Zeit, nachhaltige Eindrücke zu hinterlassen - schließlich erledigte sie in nur fünf Jahren, wozu andere Jahrzehnte brauchen: 2002 machte sie in Ingolstadt ihre eigene Anwaltskanzlei als Fachanwältin für Arbeitsrecht auf und wurde im selben Jahr in den Stadtrat gewählt. Ein Jahr später kam sie als direkt gewählte Abgeordnete in den bayerischen Landtag. Dort ließ sie sich aber nicht auf vermeintliche „Frauen-Themen“ abschieben, sondern arbeitet von Anfang an im Wirtschaftsausschuss mit. Dass damit Haderthauers Karriereleiter nicht zu Ende sein würde, deutete sich an, als sie Mitglied der CSU-Grundsatzkommission wurde.

Zuvor hatte sie Beruf und Familie im gleichen Eilzugstempo auf die Schiene gesetzt - und, wie sie sagt, in „vorbildlicher Manier“ unter einen Hut gebracht. Die gebürtige Holsteinerin - sie kam mit ihren Eltern als Kleinkind von Neumünster nach Ingolstadt - studierte in Würzburg Jura. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen, der heute Landgerichtsarzt in Ingolstadt ist. 1986, während des Studiums, kam Tochter Julia, 1988 dann Sohn Julius zur Welt.

„Was Männer können, können Frauen auch. Das werden sie schon noch erleben“, sagte sie gestern, auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben angesprochen. Probleme sieht sie nicht: Die Arbeit zu Hause hätten sie und ihr Mann sich schon immer geteilt. Dabei sei er vor allem für das Essen zuständig - „weil er gern kocht“. Tochter Julia ist bereits „aus dem Haus“ und studiert in Würzburg Jura, während Sohn Julius sich daheim noch auf das Abitur vorbereitet.

In ihrem neuen Spitzenamt steht sie in der Tradition berühmter „Sprachrohre“ (und gelegentlich auch Scharfmacher): Franz Josef Strauß, Gerold Tandler, Edmund Stoiber, Erwin Huber und zuletzt Markus Söder erledigten die Aufgabe, zuzuspitzen und zu polarisieren mit großem Geschick. Ein zart besaiteter Leisetreter passte also - zumindest bis jetzt - nicht zur Jobbeschreibung.

Welchen Weg die neue „Generalin“ mit dem von ihr angekündigten „weiblichen Führungsstil“ einschlagen wird, kann sich derzeit noch niemand vorstellen. Aber Christine Haderthauer lässt sich von der beeindruckenden Ahnen-Reihe nicht einschüchtern: „Ich würde mich als unerschrocken und direkt bezeichnen“, sagt sie trocken und betont, alles in allem sei sie eher unkompliziert. Nicht ohne Ecken und Kanten allerdings, denn: „Wenn mich jemand ärgert, kann ich auch schon mal lospoltern“, bekennt sie. Nachtragend, darauf legt Christine Haderthauer wert, sei sie allerdings nicht.

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