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„Ich bin ein naturverbundener Mensch“

Lesezeit 5 Minuten

Kirchheim wird langsam aber sicher zur WDR-Dependance. Moderatorin Bettina Böttinger sowie die designierte Intendantin Monika Piel und ihr Mann Roger Handt sind dort zuhause.

Man kann es schon als kleine Revolution bezeichnen, dass in der 50-jährigen Geschichte des WDR erstmals eine Frau an der Spitze des Senders stehen wird. Denn am 1. April 2007 wird Monika Piel den Intendanten Fritz Pleitgen ablösen. Doch kein Problem für Monika Piel , die mit Region und Sender bestens vertraut ist. Schließlich war sie bereits in den 70er Jahren als freie Mitarbeiterin für den WDR tätig und hat sich Stück für Stück voran gearbeitet. Ihre ausgeprägte Willensstärke hat wohl auch damit zu tun, dass sie die den „Eifellanern“ nachgesagte Hartnäckigkeit adaptiert hat.

Denn seit über 20 Jahren lebt die zukünftige Intendantin des WDR im Kreis Euskirchen - genauer: in Kirchheim. Obwohl die 55-jährige Journalistin und Moderatorin in Bensberg geboren wurde, habe sie sich bewusst für das ursprüngliche Landleben entschieden und pendelt täglich zu ihrer Arbeitsstelle nach Köln: „Ich bin ein naturverbundener Mensch und landschaftlich gefällt mir die Eifel sehr gut.“ Besonders mag sie die Natur rund um die Steinbachtalsperre, die sie in ihrer knapp bemessenen Freizeit gerne erwandert. Als naturliebender Mensch unterstützt sie als Fördermitglied die Zukunft des Nationalparks Eifel, durch den sie schon die eine oder andere Wanderung unternommen hat.

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„Ich mag Kirchheim und das Dorfleben“, erzählt Piel, die sich wegen des großen Gartens für das Haus in Kirchheim entschieden hatte. Hinzu kam, dass sie es günstig erwerben konnte: „Damals waren die Grundstückspreise hier erschwinglich.“ Und so hat sie sich ihren Traum vom eigenen Garten erfüllt, in dem sie etwa Blumen, Kräuter, Gemüse und Salat anpflanzt. „Ich finde Gartenarbeit sehr entspannend und ich kriege dadurch meinen Kopf frei“, sagt die designierte WDR-Chefin.

Denn die körperliche Belastung in ihrem Gemüsegarten lenkt sie von Beruf und Problemen ab. „Draußen sein, wandern und lesen“ - so umschreibt Monika Piel ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen. Auf ein Lieblingsbuch möchte sich Piel nicht festlegen, denn: „Es gibt so viele Bücher, die ich gut finde.“ Egal, wie spät sie abends auch nach Hause kommt, vor dem Einschlafen muss sie mindestens 30 Minuten lesen.

Viele innovative Ideen möchte die Journalistin während ihre sechsjährigen Amtszeit als Intendantin verwirklichen. Dazu gehört, dass sie vor allem ein jüngeres Publikum an den Sender binden möchte. „Wir überlegen uns neue Formate, die junge Leute interessieren und gleichzeitig informieren.“ So habe man beispielsweise festgestellt, dass ein junges Publikum politische Sachverhalte viel besser über Personalisierungen erfasse. Auch bei Service- und Verbraucherthemen müsse man über neue Wege der Aufbereitung nachdenken. Konkrete Ideen möchte Monika Piel jedoch noch nicht verraten. Auch wenn es zukünftig keine „Lokalzeit“ aus Euskirchen geben wird, soll die Region Eifel in den „Lokalzeiten“ aus Köln, Aachen und Bonn mehr Platz bekommen.

Vorbild für

berufstätige Mütter

Monika Piel freut sich auf ihre neuen Aufgaben, über deren Tragweite sie als WDR-Eigengewächs natürlich sehr gut bescheid weiß. Für viele junge Frauen, die Karriere und Familie unter einen Hut bringen möchten, hat Monika Piel - Mutter einer 21-jährigen Tochter - eine Vorbildfunktion: „Das finde ich sehr schön“, sagt Monika Piel, doch das spiele für ihren beruflichen Werdegang überhaupt keine Rolle. Daher antwortete sie nur zögernd auf die Frage, was ihr weiblicher Führungsstil von einem männlichen unterscheidet: „Frauen arbeiten sachorientierter, sind weniger eitel und möchten hauptsächlich die Sache voranbringen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu stellen.“

Sie sehe die Mitarbeiter als Menschen und nicht als Leistungsträger. Sie wolle versuchen, für alle Kollegen ein offenes Ohr zu haben. Karriere und Familie sind für Monika Piel nur dann vereinbar, wenn die ganze Familie zusammenhält - sie selber konnte sich auf ihren Ehemann Roger Handt , WDR-Moderator, und ihre Schwiegereltern stets verlassen. Frauen sollten sich heutzutage keiner Entweder-oder-Entscheidung aussetzen, sondern versuchen, beides zu kombinieren. „Klar ist damit viel Stress verbunden, doch das Wichtigste in meinem Leben ist meine Tochter.“

Guter Journalismus ist für Piel unabhängiger Journalismus mit dem Ziel, die Menschen zu informieren und Sachverhalte so verständlich wie möglich rüberzubringen. Und genau das ist es, was der Journalistin an ihrem Job so gut gefällt. Als negativ empfindet sie nur die unberechenbaren Arbeitszeiten. Denn schnell kann es passieren, dass sie eine Verabredung spontan absagen muss.

Noch heute kann sich Piel gut an ihre erste Live-Reportage für das Morgenmagazin erinnern. Damals sollte sie von einem überfluteten Campingplatz berichten - was sie auch tat, nur ohne dass einer der Verantwortlichen davon etwas wusste. Doch zum Glück ist alles gut gegangen. Über den bis heute unvergesslichen Anfängerfehler - sie vertauschte während der Live-Nachrichten die Namen von zwei Verstorbenen - kann sie heute herzhaft lachen. Der WDR habe ihrem Leben viel Glück gebracht - auch privat: Während ihrer Zeit bei WDR 2 lernte sie ihren Ehemann Roger Handt - Moderator der Sendungen „Classics“ und „Yesterday“ - kennen, mit dem sie nun seit 22 Jahren verheiratet ist. Da ist es kein Wunder, dass Piel trotz Angebote nie den Sender wechselte.

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