„Speer und Er“ und die Dahlemer Binz

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SCHMIDTHEIM. Endlich, Schnee! Doch so einfach war das gar nicht, mitten im Sommer bei strahlendem Sonnenschein und fast 30 Grad im Schatten auf der Dahlemer Binz die Flocken vom Himmel rieseln zu lassen. Dafür benötigten die Männer der Schmidtheimer Feuerwehr, allen voran Löschzugführer Arthur Klinkhammer, eine Unmenge an Wasser, eine spezielle Spritzdüse, ein Einsatzfahrzeug und mindestens 120 Liter Schaummittel.

Auf diese Weise produzierten die Eifeler „Special effect“-Feuerwehrmänner einen Schwerschaumteppich um eine „JU 52“, Baujahr 1936, herum, der tatsächlich tiefen Winter suggerierte - naja, die sattgrünen Bäume im Hintergrund musste man dann mal außer Acht lassen.

Bereits früh am Montagmorgen fanden sich die Männer der Schmidtheimer Feuerwehr auf der Binz ein, um auf ihren „Einsatz“ zu warten. Als Arbeitgeber trat an diesem Tag die Bavaria Film-Produktionsgesellschaft auf. Die Gesellschaft hatte das einzigartig schöne Flugplatz-Gelände mitten in der Eifel für Dreharbeiten angemietet.

„Die Vielfalt des Platzes aufzuzeigen und anzubieten, das ist genau in unserem Sinne“, erklärt Helmut Etten, Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft Dahlemer Binz. „Die Gastronomie rund um den Platz und auch die Gemeinde profitieren von der vielfältigen Nutzung der Binz.“ Zunehmend mieten Filmgesellschaften das Gelände, weiß Helmut Etten, auch Fototermine, etwa für Motorsportzeitschriften, finden gerne auf der Binz statt.

„Speer und Er“ wird der Spielfilm heißen, den Regisseur Heinrich Breloer inszeniert. Der Film „Speer und Er“ wird der erste deutsche Film sein, der den Lebensweg Albert Speers nachzeichnet: vom kometenhaften Aufstieg im Dritten Reich über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse bis hin zu den Jahren im Spandauer Gefängnis. Der Dreiteiler „Speer und Er“ soll in einer großen Recherche-Anstrengung scheinbar abgesicherte Funde und Interpretationen neu aufrollen.

Tobias Moretti wird in der Rolle des Adolf Hitler zu sehen sein, Sebastian Koch in der Rolle Albert Speers. Gestartet wurde der „Dreh“ Ende Februar, Drehschluss wird der 18. Juni sein. Zu sehen sein wird der Film voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres in der ARD.

Seit 2002

recherchiert

Als Drehorte standen unter anderem auf dem Plan: Berchtesgaden, Nürnberg, München, Berlin, Flensburg, Paris und eben die Binz. Regisseur Heinrich Breloer begann Mitte 2002 mit den Recherchearbeiten, fast 125 Stunden Interviewmaterial sind mit 23 Interviewpartnern zusammengekommen. Unter den Gesprächspartnern befanden sich zwei Söhne und eine Tochter Albert Speers. Kurz vor Albert Speers Tod (1981) hatte der Regisseur, der unter anderem mehrfacher Grimme-Preisträger und Träger des Bundesverdienstkreuzes ist, sogar noch die Gelegenheit, den ehemaligen Stararchitekten persönlich zu interviewen.

Für die Binz-Aufnahmen rückte die „Tante JU“, das Aushängeschild der Lufthansa, mit drei Piloten „im Gepäck“ an. Zudem rollte in neun 7,5-Tonnern, acht Sprintern und mehreren Begleitfahrzeugen eine fast 100-köpfige Film-Crew an. 1500 Komparseneinsätze und 87 besetzte Sprechrollen weist der Film am Ende der Drehzeit auf. 63 Kilometer Filmmaterial, auf das der Zuschauer gespannt sein darf, werden Ergebnis der Mühen, Ideen und Handgriffe sein.

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