„Wir versprechen nichts, aber das halten wir auch“

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Einer der ganz Großen des Kölner Karnevals feiert am Sonntag mit Familie und Freunden seinen 80. Geburtstag: Toni Geller. „Eine Ulknudel“, sagt er über sich, „war ich schon in der Schule.“ Mit geistreichen und witzigen Reden, mit denen er später vor allem als „Führer der Blauen Partei“ im Karneval von sich reden machte, trat er damals jedoch noch nicht hervor. Und auch als er fünfeinhalb Jahre Kriegsgefangener in Sibirien war und in einer Kulturgruppe mitwirkte, dachte er noch nicht an Karneval: „Da ging es zuerst um Politik, später wurde es legerer, es gab Operetten, un ich han der Clown jemaht.“

Erst durch einen Nachbarn, der im Karneval als „Poller Boor“ in die Bütt ging, fand er den Weg zum Literarischen Komitee des Festkomitees, dem er sich 1952 als „Ländlicher Wahlkandidat“ vorstellte. „Om 11. im 11. im Williamsbau häls do ding Red“, sagte ihm Vorsitzender Jean Küster. „Ich konnte die Rede völlig auswendig“, erinnert sich Geller, „doch plötzlich blieb ich stecken.“ „Jung, sag doch noch ens jet“, ermunterte ihn Küster. Schlagfertig antwortete Toni Geller: „Unser Parteiprogramm ist so reichhaltig, dat kammer janit alles em Kopp behalde.“ Noch im Williamsbau wurde er für denselben Tag ein zweites Mal verpflichtet, Gesamtgage: 30 Mark. „30 Mark an einem Tag!“

„Mamas Liebling“ verkörperte der gelernte Vertreter auch einmal, doch immer wieder zog es ihn zu politischen Reden, 1962 erstmals als hochprozentige „Blaue Partei“, die er sogar einmal im Mainzer Karneval vorstellte. 1982 konnte man erstmals auch im Fernsehen miterleben, was auch zu seiner Rolle gehörte: Bei einem Musikeinspielung der Kapelle riss er sich den Hut vom Kopf und setzte ihn beim letzten Ton schlagartig wieder auf. Das war zufällig entstanden und entwickelte sich mit der Zeit zu einem Markenzeichen.

1988 machten Gesundheitsprobleme einen Zwischenabschied von der Bütt nötig, 1992 bis 94 trat er wieder auf und hatte später vereinzelte Engagements zu besonderen Anlässen. Die Redner von heute gefallen ihm wenig, weil ihre Vorträge keinen roten Faden mehr haben wie etwa bei seiner Type. Toni Geller glänzte auch mit großer Aktualität; was auf der Politbühne passierte, hatte er oft anderentags in seiner Rede drin. Das Motto seiner Blauen Partei allerdings blieb unverändert: „Wir versprechen nichts, aber das halten wir auch.“

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