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100-Meter-OlympiasiegerinFraser positiv auf Doping getestet

Lesezeit 3 Minuten
Shelly-Ann Fraser aus Jamaika jubelt nach dem Finale der Frauen über 100 Meter bei den Olympischen Sommerspielen. (Bild: dpa)

Shelly-Ann Fraser aus Jamaika jubelt nach dem Finale der Frauen über 100 Meter bei den Olympischen Sommerspielen. (Bild: dpa)

KINGSTON. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat sie vorläufig von allen Wettbewerben suspendiert. Das bestätigte IAAF-Sprecher Nick Davies der Nachrichtenagentur dpa.

Die Nachricht vom positiven Doping-Test erreichte Shelly-Ann Fraser in einem Hotelzimmer, wenige Stunden vor ihrem geplanten Start beim Diamond-League-Meeting in Lausanne. «Sie war enttäuscht und betroffen», berichtete Frasers Manager Adrian Laidlaw. «Es gibt aber bestimmte Regeln, die manche Menschen zu Opfern machen.»

Sprinterin Fraser hatte vor dem Auftritt in Shanghai über starke Zahnschmerzen geklagt, die während des Fluges nach China aufgetreten waren. Daraufhin hatte ihr Trainer ihr vor dem Start ein Schmerzmittel gegeben, dies aber nicht vorschriftsmäßig der IAAF angezeigt. Fraser wurde Zweite hinter der Amerikanerin Carmelita Jeter. «Sie hat vergessen, das Medikament anzugeben. Es ist so, als würde ein Kind ohne eine Kugelschreiber zu einer Schularbeit gehen», meinte Laidlaw.

Wilhelm Schänzer, Leiter des Doping-Analyselabors in Köln, hält die Erklärung von Fraser für nachvollziehbar. «Die Angaben können stimmen. Oxycodon ist ein starkes Schmerzmittel», sagte der Biochemiker. Allerdings sei es für eine Weltklasseathletin wie Fraser fahrlässig, sich nicht intensiver über das Medikament kundig gemacht zu haben.

«Es ist ein morphinhaltiges Narkotikum, das auf der Liste der verbotenen Mittel steht. Inzwischen gibt es andere Mittel, die ebenso wirken», sagte Schänzer. Da Oxycodon keine leistungsfördernde Wirkung hat, könnte, ähnlich wie beim Missbrauch von Stimulanzien, das Strafmaß geringer ausfallen und Fraser nicht für zwei Jahre gesperrt werden.

Shelly-Ann Fraser hatte bei den Peking-Spielen 2008 die 100 Meter in 10,78 Sekunden gewonnen. Ein Jahr später, bei der WM in Berlin, wurde sie in 10,79 Sekunden Weltmeisterin. Im vergangenen Jahr wurde sie laut IAAF-Statistik mehr als viermal von Kontrolleuren des Weltverbandes zu Doping-Trainingstest aufgesucht.

Die schnelle Läuferin aus Kingston muss sich nun einer Anhörung beim jamaikanischen Leichtathletik-Verband (JAAA) stellen. «Wir müssen nun diese Prozedur durchstehen und abwarten, was die JAAA empfiehlt und was sie als entlastend anerkennt», sagte Bruce James, Präsident von Frasers Verein MVP Track & Field Club, der Zeitung «Jamaica Gleaner». James fügte an: «Ich weiß einiges und weiß anderes nicht.»

James hatte Fraser sofort nach Erhalt der Nachricht des positiven Befunds vom Start in Lausanne zurückgezogen. «Wir wollen mit der Sache offen und transparent umgehen», sagte er. Fraser, die in ihre Heimat zurückflog, will nun alles tun, um ihren Ruf zu retten. «Sie will ihren Namen reinwaschen», sagte James.

In den vergangenen Jahren haben jamaikanische Leichtathleten immer wieder für negative Doping-Schlagzeilen gesorgt. So wurden die Läufer Yohan Blake, Allodin Fothergill, Sheri-Ann Brooks, Marvin Anderson, Lanceford Spence und Chris Williams wegen Doping-Vergehen gesperrt. Williams erhielt einen zweijährigen Bann, die anderen fünf Athleten bekamen geringere Strafen.

(dpa)

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