GnadenhofHuhn, Hamster und Hase in einem Bett

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BAD MÜNSTEREIFEL-ESCH – Neben den üblichen Möbeln in einer Küche steht bei Carmen Weltersbach in einer Ecke ein Bett mit Matratze. Allein das ist schon ungewöhnlich genug. Doch auf der Matratze liegen die „Sorgenkinder“ der Escher Tierschützerin.

Auf der Fußseite ruht ein 16 Jahre alte Hase. Er ist schwach und alt. Weltersbach füttert ihn regelmäßig mit einer Spritze. Zudem teilen sich ein Hamster und ein Huhn, das nicht laufen kann, die Matratze. Nicht zu vergessen die vielen Katzen und Hunde, die durch das ganze Haus streifen. Sie alle leben zusammen auf dem Gnadenhof von Carmen Weltersbach. Das Verwunderliche: Die Tiere sind friedlich, ja richtig lieb zueinander. Und das, obwohl hier 16 Katzen, fünf Hunde, zwei Pferde sowie Schafe, Gänse, Enten, Tauben und Hühner in einer Wohngemeinschaft leben.

Tieren in Notsituationen das Leben retten

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„Die Hühner auf meinem Hof wurden aus Legebatterien befreit“, verrät Weltersbach. Sie hält kurz inne. Dann spricht sie leise weiter: „Bevor sie zu mir kamen, vegetierten sie mit mit vielen tausend Artgenossen immer zu Zehnt in einem Käfig. Mit so wenig Platz, dass sie sich zum Schlafen nicht setzen konnten“, sagt die Tierschützerin mit traurigem Blick. Die befreiten, federlosen Hühner würden höchsten noch zwei Jahre leben, und das obwohl ein Huhn zwölf Jahre alt werden könnte.

Der lange Kamm hänge fast bis zum Boden. „Die Hühner legen zwei Monstereier pro Tag.“ Doch nur wenige Tage lang. Danach legten sie überhaupt keine Eier mehr.

Tieren in Notsituationen das Leben zu retten, dies hat sich die Escherin zur Aufgabe gemacht. „Das war vor annähernd 35 Jahren, und es war der Beginn eines neuen Lebens,“ schwärmt sie. Angefangen hat alles mit einer einzigen Katze. Die hatte damals ihr Sohn mit nach Hause gebracht. „Es wurden immer mehr Tiere, denen ich ein zu Hause geben musste.“ Anfang der 80er Jahre absolvierte Weltersbach eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin. Ein wichtiges Standbein, denn mit den Einnahmen der mobilen Praxis finanziert sie die hohen Kosten für ihren Gnadenhof. Alles in allem brauche sie im Monat 3000 Euro. Der von ihr 1998 gegründete Verein Tierhaus unterstützt auch ihre Arbeit. Die 100 Mitglieder zahlen fünf Euro im Monat. Zwar ist ihr das eine große Hilfe, doch Welterbach benötigt mehr. Sie hat es aufgegeben, sich über die früheren Besitzer ihrer Tiere aufzuregen. Sie hatte gehofft, das Menschen, die ihre Tiere zu ihr bringen, zum größten Teil auch Vereinsmitglieder würden. Fünf Euro seien ja nur eine kleine Hilfe. „Die versprechen immer, sich an den Kosten zu beteiligen, doch da kommt nie was.“

Lange Zeit war Weltersbach wütend über solche Menschen. Jetzt sind sie ihr egal. Sie fühlt sich gut bei dem was sie tut. Sie habe es warm und ein Dach über dem Kopf, sagt die Escherin und lächelt. Und auch gegen Anfeindungen hat sie sich ein dickes Fell zugelegt.

Oft werfe man ihr vor, warum sie sich nicht auch für Not leidende Kinder derart einsetze wie für ihre Tiere. Dann lächelt sie nur.

Kinderhilfe für Bangladesh organisiert

Welterbach gründete nämlich die Kinderhilfsorganisation „Kinderhilfe Bangladesh“ und arbeitete viele Jahre im Vorstand. Die Organisation baute Waisenkindern ein vierstöckiges Wohnhaus, finanziert die Schulausbildung und die Lebensmittel. „Drei Jahre hat eins der Waisenkinder bei uns in Deutschland gelebt.“

Seit einigen Jahren nimmt der Gnadenhof ihre ganze Zeit in Anspruch. Mittlerweile sind es so viele Tier geworden, dass ihr bei der Verpflegung der Tiere Steffi Bemba hilft, eine Ein-Euro-Kraft. „Die lasse ich nicht wieder gehen“, schwärmt die Tierschützerin. Nicht anders sieht es auch Bemba selbst.

Auch sie ist von dem friedlichen Miteinander der vielen verschiedenen Tierarten begeistert. Es sei egal, welche Marotten oder Macken ein Tier habe, Carmen Weltersbach kriege sie alle hin. So wie die Katze Strubbelchen, die bei ihrem Herrchen jahrelang nur auf dem Schrank saß.

Das hat ihr die Tierschützerin schnell abgewöhnt. Oder die Elster Else, die mit gebrochenem Bein aus Köln in die Eifel kam und jetzt das Taubengehege nicht mehr verlassen will. Neu dabei ist Mischlingshund Bennito. Seine Besitzer gaben ihn ab, weil er biss. Nach einigen Tagen auf dem Gnadenhof war Bennito „geheilt“. Weltersbach fand heraus, dass dem Hund nur der nötige Auslauf fehlte.

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