Haus der Geschichte„Hippie-Bulli“ spiegelt Flowerpower-Zeit

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Ein Blickfang ist der knallbunte VW-Bulli, den das Haus der Gesichte erworben hat. (Foto: Matthias Kehrein)

Ein Blickfang ist der knallbunte VW-Bulli, den das Haus der Gesichte erworben hat. (Foto: Matthias Kehrein)

BONN – Er steht für Freiheit und Abenteuer, für freie Liebe und mehr Frieden, für Lebensfreude, Musik wie die von Jimi Hendrix und Drogenkonsum: Zumindest ältere Semester werden sich an all das erinnern, wenn sie die neueste Errungenschaft des Hauses der Geschichte zu Gesicht bekommen - einen echten „Hippie-Bulli“. Der VW-Bus T1 sieht kultig aus: die Grundfarbe pink, darauf bunte Blümchen, eine leuchtende Sonne, das VW-Symbol auf der Vorderfront in ein Peace-Zeichen verwandelt, drinnen ein regenbogenfarbenes Tuch als Deckenverkleidung, Plastikgrün und einfachste Autotechnik.

Unter den Augen neugieriger Besucher rollten Mitarbeiter des Hauses der Geschichte gestern Mittag das 1966 in Deutschland produzierte und später nach Kalifornien exportierte Kult-Auto auf Panzerrollen in die vierte Ebene des Museums für Zeitgeschichte, dessen Dauerausstellung derzeit umgestaltet wird (wir berichteten). „Wir haben zehn Jahre lang europaweit nach einem authentischen VW-Bus gesucht“, erzählte Professor Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte. Fündig wurde sein Team bei einem Sammler in den Niederlanden, einem „echten Freak, der sich in der Szene auskennt und den "Bulli" aufgetrieben hatte“. Für einen „vertretbaren Preis“, so Hütter, der sich nur entlocken ließ, dass damit ein fünfstelliger Betrag im unteren Bereich gemeint sei, trennte sich der Sammler von dem Auto, das in Kalifornien tatsächlich von Hippies benutzt wurde.

Das Museum verfügt damit über ein attraktives Symbol der Flowerpower-Zeit, in der sich in den 60er und 70er Jahren die Jugend von bürgerlichen Zwängen befreien und eine eigene Lebenskultur entwickeln wollte. Der „Bulli“ steht denn auch in der Dauerausstellung repräsentativ für die Themen Jugendkultur und Musik in den 70er Jahren. Auf der Fläche hinter dem Kultobjekt wird die passende Musik zu hören sein (unvergessen: das Woodstock-Festival); der „Bulli“ wird zur Musikbox.

Bis zur Eröffnung der überarbeiteten Dauerausstellung, zu der Hütter am 23. Mai Bundespräsident Christian Wulff erwartet (siehe Kasten), haben die rund 150 Museumsmitarbeiter noch alle Hände voll zu tun. In der obersten Etage arbeiten sie an dem Ausstellungsbereich „Globalisierung“. Dessen Dach, eine angedeutete Erdkugel, umfasst die fünf Ausstellungsinseln Migration, Sicherheitspolitik, Klima, Wirtschaft und Europa. Ganz unten, in der U-Bahn-Galerie, entsteht ein neuer Bereich, der die Geschichte Bonns von 1949 bis heute, von der Bundeshauptstadt zur Bundesstadt, dokumentiert. Und wer die U-Bahn hier verlässt, steht vor einem weiteren, hoch aktuellen Zeitzeugen: dem skandalgeschüttelten Konferenzzentrum WCCB.

Wenn alles nach Plan läuft, wird der Besucher ab 24. Mai auch ein Wrackteil jenes Spionageflugzeugs U 2 sehen können, das 1960 über dem Ural abgeschossen wurde. Der Direktor des Moskauer Museums, in dem das Wrack des Höhenaufklärers als Symbol des Kalten Krieges ausgestellt sei, wolle persönlich ein Tragflächenstück als Leihgabe vorbeibringen, so Hütter. Allerdings erst zwei Tage vor der Eröffnung. Aber mit knappem Zeitbudget zu arbeiten, sind die Museumsleute gewohnt . . .

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