Bürgerinitiative in ErftstadtLechenicher Altstadt soll zum Denkmal werden

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Erftstadt-Lechenich – Die Lechenicher Altstadt gilt als eine der schönsten in weitem Umkreis. Sie ist der größte Publikumsmagnet der Stadt. Während früher die Altstadt, insbesondere die Gebäude am Stadtweiher, zum Wohnen nicht sehr begehrt waren, hat sich das im Laufe der letzten zehn bis 15 Jahre ins Gegenteil verkehrt. Der historische Ortskern ist gefragt wie nie zuvor. Damit er auch für kommende Generationen sein Aussehen bewahrt und sein Flair behält, drängt die Bürgerinitiative Lechenicher Altstadt auf eine Denkmalbereichssatzung. Dafür hat sie bereits etwa 1300 Unterschriften gesammelt.

Keine überdimensionierten Neubauten

Die Satzung soll sicherstellen, dass der Charakter der Altstadt nicht durch überdimensionierte Neubauten verändert wird. Der Entwurf liegt inzwischen vor, Bürger können nun Vorschläge machen, Anregungen geben, Einwände erheben. Die ruhigen Sommerferienwochen können dafür genutzt werden, die Satzung zu studieren und sich Gedanken zu machen. Die Stadtverwaltung sammelt die Vorschläge und wird dann die endgültige Satzung bis Jahresende formulieren.

Verpflichtung, Erbe von Lechenich zu erhalten

Architektin Irmgard Mailandt und andere Verfasser beschreiben in der Satzung die Geschichte der historischen Stadt Lechenich, die in besonderem Maße schutz- und erhaltungswürdig sei. „Wir Bürger von Erftstadt und insbesondere wir Bewohner dieses historischen Wohngebiets sind daher verpflichtet, dieses Erbe auch für spätere Generationen zu bewahren. Dazu gehört, dass dies auch mit Einschränkungen und Auflagen und auch in Einzelfall höheren Kosten verbunden sein kann. Ich denke, dass wir dies auch im konkreten Fall leisten müssen; ich bin jedenfalls bereit dazu. Denn es geht dabei um den Erhalt eines besonderen Erbes, eines hohen Gutes“, erläutert Altstadt-Bewohner Hermann Göhring, der auch der Bürgerinitiative angehört.

„Unser Wohnquartier soll seine gemischte Sozial- und Altersstruktur behalten. Auf keinen Fall wünsche mir eine Gentrifizierung unseres Wohngebiets, also den Abzug ärmerer und die Zuwanderung wohlhabenderer Bevölkerungsgruppen“, so Göhring.

Bei der Bewahrung der Lechenicher Altstadt geht es laut Stefan Kolter und Sabine Waanders, Sprecher der Initiative, nicht nur um die eingetragenen Denkmäler und um Baulücken. Auch die Gebäude, die für das Stadtgefüge wichtig seien, verdienten Beachtung. Dazu zählten etwa das Gebäude am Bonner Tor mit seinem Einrichtungsladen oder aber das Haus an der Klosterstraße/Ecke Melchiorstraße, in dem sich ein Bekleidungsgeschäft befinde.

Denkmalschutz wird von Stadtverwaltung ernst genommen

„Wir sind dankbar für die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und spüren, dass das Thema Denkmalbereich Altstadt dort auch sehr ernst genommen wird“, betont Kolter. Dankbar seien die Bürger, dass auch der Stadtrat seine Unterstützung für die Bereichssatzung zugesagt habe. Die SPD habe das Thema seinerzeit sogar ins Wahlprogramm aufgenommen. Nun sei wichtig, dass die Satzung auch wirklich verabschiedet werde. Kolter stellt klar: „Wir sind nicht pauschal gegen Neubauten. Und wir müssen nicht Gebäudesubstanz retten, wo es nicht sinnvoll ist. Es wäre großer Quatsch, wenn behauptet würde, wir würden alles blockieren.“

Ortskern Lechenich ist ein Aushängeschild

Der Initiative gehe es auch nicht um eine Historisierung, um ein künstlich aufgeblähtes Altstadtflair, ergänzt Sabine Waanders. „Wir Altstadt-Bewohner wollen im alten Gefüge wohnen. Das sollte uns auch etwas wert sein und bedeutet, dass wir Auflagen für die Häuser in Kauf nehmen“, sagt Kolter. Die Werterhaltung des Ganzen stehe im Mittelpunkt . Davon profitierten alle. „Der Ortskern gibt Lechenich eine Identität und ist für die ganze Stadt ein Aushängeschild.“

Die Bausünden in der Altstadt des benachbarten Zülpich sollten den Erftstädtern ein warnendes Beispiel sein. „Wenn man nicht frühzeitig aufpasst, gibt es einen schleichenden Prozess der Veränderung zum Negativen hin“, betont Kolter. Und wer ein Denkmal besitze, werde auch finanziell nicht im Stich gelassen. Stadt und Denkmalverein stünden mit Rat zur Seite, die NRW-Bank ermögliche finanzielle Förderungen.

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