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Tagebau HambachRWE widerspricht Studie von Dr. Ralf Krupp zur Grundwasserproblematik

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Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – Saures und braun verfärbtes Grundwasser, undichte Restseen und verkippter Abraum aus den Tagebauen, der durch das ansteigende Grundwasser in Bewegung gerät – in seiner von den Landesgrünen in Auftrag gegebenen Studien warnt der Geologe und Geochemiker Dr. Ralf Krupp vor Problemen nach dem Ende des Braunkohlenabbaus. Auch in Bergheim referierte Krupp aus seiner Studie. Titel der Veranstaltung, die vor zwei Wochen im Medio stattfand: „Säuft Bergheim nach Ende der Tagebaue ab?“

Nun greift RWE Power über den Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Professor Christian Forkel, die Studie scharf an. Was Krupp verbreite, sagt Forkel, sei „nichts Neues“ und einiges schlicht falsch. „Die Sulfatproblematik kennen wir“, sagt Forkel. Das im Boden enthaltene Pyrit oxidiert, wenn es mit Luft in Kontakt kommt, das später wieder ansteigende Grundwasser wäscht Sulfat aus – das Wasser bekommt einen rostfarbenen Ton. Doch eben weil es bekannt sei, wirke man schon seit vielen Jahren entgegen, sagt Forkel. So würde etwa Kalk in den pyrithaltigen Abraum gegeben, um die Versauerung zu reduzieren, oder indem dieser Abraum dort verkippt werde, wo Grundwasser nicht zur Trinkwassergewinnung genutzt werde, „also sehr tief“.

Dennoch könne es vorkommen, dass Wassergewinnungsanlagen durch das Sulfat beeinträchtigt werden, räumt Forkel ein. „Hier trägt dann RWE Power die Kosten – für die Aufbereitung des Wassers oder die Verlegung der Brunnen.“

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In seiner Behauptung, die auf unterschiedlichen Höhen gelegenen künftigen Restseen der Tagebau würden versuchen, sich auszugleichen, „irrt er ganz gewaltig“, sagt Forkel über Krupp. Am Beispiel der Villeseen, ebenfalls durch Braunkohlentagebau entstanden, sei belegt, dass das nicht geschehe. „Im Urzustand, also vor den Tagebauen, gab es auch unterschiedliche Grundwasserstände.“

Forkel rechnet zudem damit, dass der Restsee des Tagebaus Hambach, der ab etwa 2045 befüllt werden soll, eine starke Entlastung für die Erftschiene zwischen Kerpen und Bedburg bringen wird. Dort wird der Erftverband auch dauerhaft den Grundwasserstand durch Pumpen künstlich niedrig halten, denn: Dort hat sich das Gelände stellenweise unter den früheren Grundwasserstand abgesenkt. Der Restsee soll laut Forkel zwar immer noch drei Meter über der Erft liegen, aber zwölf Meter unter dem ursprünglichen Grundwasserniveau. „Dadurch wird der Druck auf die Erft verringert“, sagt Forkel. Möglicherweise erhält der Restsee einen Ablauf in die Erft, damit der Wasserstand im Loch des Tagebaus Hambach nicht zu hoch wird.

Forkel erinnerte zudem an den „gesellschaftlichen Konsens, das Grundwasser entlang der Erftschiene auch dauerhaft niedrig zu halten“. Dieser Konsens sei getroffen worden, unabhängig davon, ob es einen Tagebau gibt oder nicht. „Das war früher Sumpfgebiet“, sagt Forkel. Die Region sollte urbar gemacht werden. Das Umweltministerium des Landes NRW will die möglichen Auswirkungen des Grundwasseranstiegs nach dem Ende des Braunkohlentagebaus prüfen lassen. „Dabei wird auch geprüft, ob es eine Mitverantwortung des Bergbaus gibt“, sagt Forkel.

Stelle das Umweltministerium eine Beteiligung fest, werde RWE Power seiner Verantwortung nachkommen. Es werde aber sicher Jahre dauern, bis Ergebnisse vorliegen. „Das ist eine schwierige Materie“, sagt Forkel. „Es muss dafür ein Zustand kreiert werden, als ob es nie einen Tagebau gegeben hätte.“

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