Abo

Alles zum OsterfestOstern von A biz Z: Ein Ei-phabet

Lesezeit 6 Minuten
Kaninchen Ostern

 Ein Kaninchen sitzt neben einem Weidenkorb mit bunt gefärbten Ostereiern auf einer Wiese in Sieversdorf (Brandenburg).

Berlin – Zu Ostern gehören bunt bemalte, versteckte Eier ebenso wie - ja, genau - Beuteltiere, Parfüm-Attacken, Fischbegräbnisse und ein Film von Monty Python. Die Tage von A wie Auferstehung bis Z wie Zapfenstreich:

A wie AUFERSTEHUNG: Darum geht es im Kern: An Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu Christi. Der wird laut Neuem Testament gekreuzigt und erwacht drei Tage später wieder zum Leben.

B wie BRUNNEN: Vor Ostern werden in weiten Teilen Süd-, Mittel- und Ostdeutschlands Brunnen geschmückt. Am Brunnen im baden-württembergischen Schechingen etwa hängen 12 000 echte Eier.

C wie CHOLESTERIN: Der Pro-Kopf-Ei-Verbrauch in Deutschland lag 2015 bei 233 Eiern pro Jahr, wie aus vorläufigen Berechnungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hervorgeht. „Zu Ostern essen sie vielleicht noch zwei Eier mehr“, sagte Hans-Wilhelm Windhorst vom Wissenschafts- und Informationszentrum Nachhaltige Geflügelwirtschaft. Die Mexikaner verspeisen sogar 352 Eier pro Jahr.

D wie DUFT- UND DUSCHORGIEN: Männer in Ungarn besuchen an Ostern befreundete Frauen und Mädchen und besprenkeln sie mit Parfüm. Das „Begießen“ geht auf einen vorchristlichen Fruchtbarkeitsbrauch zurück. In Polen spritzen sich junge Leute mit Spritzpistolen oder gar Eimern voll Wasser nass - um den richtigen Partner zu finden.

E wie ERSATZTRANSPORTEURE: Nicht nur der fortpflanzungsfreudige Feldhase bringt die Eier. In Australien etwa muss der Kaninchennasenbeutler Bilby die Eier schleppen. Das Kaninchen als Schädling ist nicht gerade beliebt.

F wie FLAMMEN: Jedes Jahr brennen wieder Osterfeuer in Dörfern und Städten. Schon in heidnischer Zeit wurde dem Feuer eine erneuernde Kraft zugeschrieben: Die Flammen sollten den Winter vertreiben und die Saat vor bösen Geistern schützen.

G wie GEGENBEWEGUNG: Die Bochumer Initiative „Religionsfrei im Revier“ zeigt am Karfreitag stets „Das Leben des Brian“ der britischen Komikergruppe Monty Python. In dem Film von 1979 hängt der etwas begriffsstutzige Brian am Kreuz und singt: „Always Look on the Bright Side of Life“. Mit der Vorführung riskiert die Atheisten-Gruppe ein saftiges Bußgeld der Stadt Bochum. Denn an stillen Feiertagen ist die Satire laut NRW-Feiertagsgesetz verboten.

H wie HERING: Die katholischen Iren markieren das Ende der Fastenzeit mit einer symbolischen Heringsbeerdigung. Der Fisch ist das Hauptnahrungsmittel während des 40-tägigen Fastens. Fleisch ist während der Fastenzeit nicht erlaubt. Über den Heringstod dürften sich dann die Metzger freuen.

I wie INSEL: Die Osterinsel wurde am Ostersonntag 1722 vom Holländer Jakob Roggeveen entdeckt. Bis auf das namensgebende Datum hat die Insel nichts speziell mit Ostern zu tun.

Weiter geht es auf der nächsten Seite mit Judas.

J wie JUDAS: In der Bibel wird Jesus nach dem letzten Abendmahl (Gründonnerstag) von Judas verraten und am Karfreitag gekreuzigt.

K wie KIRCHGÄNGER: Blasphemie! Zu Ostern ist die Eiersuche beliebter als der Gottesdienst. 25 Prozent der Deutschen wollen Ostereier suchen, nur 16 Prozent gehen in die Kirche, wie das Meinungsforschungsinstitut YouGov 2014 in einer Onlineumfrage herausfand.

L wie LECKER: Ob Keule oder Kotelett - zu Ostern kommt in vielen Haushalten Lamm auf den Tisch. Das Lamm ist das Sinnbild für den Opfertod Jesu - entstanden aus dem jüdischen Ritual, zum Pessachfest ein Lamm zu schlachten.

M wie MUSEUM: Mehr als 1000 Eier in allen Größen, Farben und Verzierungen stehen in den Vitrinen des Ostereiermuseums in Sonnenbühl bei Reutlingen.

N wie NAGER: Wieso legt gerade Meister Lampe, bekanntlich ein Säugetier, die Ostereier ins Nest? Das weiß niemand genau, obwohl der Brauch schon Hunderte Jahre alt ist. Der Hase war früher ähnlich wie das Ei ein Zeichen für Leben und Kinderkriegen - denn die Tiere bekommen häufig Junge. Und im Frühjahr hoppelten viele über die Felder.

O wie OPER: Die Osterfestspiele Baden-Baden sind bundesweit bekannt. Für die diesjährigen Festspiele stehen zwei Neuinszenierungen auf dem Programm, darunter die Wagner-Oper „Tristan und Isolde“. Die Berliner Philharmoniker treten seit 2013 um die Osterfeiertage in Baden-Baden auf und nicht mehr, wie gut vier Jahrzehnte davor, in Salzburg.

P wie POST: Zehntausende Langohrfans schreiben jedes Jahr bergeweise Briefe an Hanni Hase ins niedersächsische Ostereistedt bei Rotenburg. In dem kleinen Bauerndorf wurde vor 34 Jahren Deutschlands ältestes Osterhasenpostamt eingerichtet. Mittlerweile gibt es mehr Adressen - etwa Osterhausen in Sachsen-Anhalt.

Q wie QUAL: Das Leiden gehört zur Ostergeschichte wie der Baum zu Heiligabend. Der Name Gründonnerstag geht auf das mittelhochdeutsche Wort „greinen“ (wehklagen) zurück, denn mit dem Tag beginnt das Leiden und Sterben Jesu. In einem umstrittenen Karfreitagsritual lassen sich etwa auf den Philippinen in einigen Dörfern Menschen an Kreuze nageln - sie betrachten das als Sühne für Sünden. Die katholische Kirche verurteilt das Ritual.

R wie RASSELN: Nicht nur Kirchenglocken läuten Ostern ein. In vielen katholisch geprägten Gemeinden werden Rasseln und Klepperle gezückt. Die hölzernen Geräusche stehen symbolisch für die Leiden Jesu.

S wie SORBEN: Seit mehr als 500 Jahren ziehen Sorben in der Lausitz in Frack und Zylinder auf geschmückten Pferden singend und betend übers Land, um die Botschaft von der Auferstehung zu verkünden.

Die nächste Seite endet mit dem Zapfenstreich.

T wie TEUER: Luxus-Ostereier aus kostbaren Materialien kamen im 18. Jahrhundert an den europäischen Höfen in Mode. In den Werkstätten des russischen Juweliers Peter Carl Fabergé (1846-1920) beispielsweise entstand bis 1917 jedes Jahr ein prunkvolles Osterei für die Zarenfamilie - Mini-Meisterwerke aus Gold, Edelsteinen und Emaille.

U wie USA: Tausende Kinder rollen jedes Jahr auf dem Rasen vor dem US-Präsidentensitz bunt bemalte Eier um die Wette. Auch Präsident Barack Obama ist dabei beim „Easter Egg Roll“. Das Eierrollen wurde 1878 vom damaligen US-Präsidenten Rutherford Hayes ins Leben gerufen.

V wie VERZICHT: Fasten war gestern. Ab Ostern darf wieder geschlemmt werden. 127 Millionen Schokohasen verdrückten die Deutschen laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie 2015 - aber nur rund 100 Millionen Weihnachtsmänner und Nikoläuse. „Der Hase liegt vorne, weil er weniger Konkurrenz hat wie Dominosteine, Stollen, Lebkuchen“, sagte Verbandssprecherin Solveig Schneider.

W wie WURFGESCHOSS: Anderswo werden Ostereier bunt bemalt, in Horhausen im Westerwald werden sie geworfen. Es geht darum, ein Osterei möglichst weit zu werfen, ohne dass es zerbricht. Auf der Nordseeinsel Föhr werfen die Kinder traditionell ihre Ostereier in die Luft und rufen dazu: „Eike, poleike, komm heel wedder daal“, auf Hochdeutsch: „...komm heil wieder runter“.

X wie XXL: Ach du dickes Ei! Kurz vor Ostern legte eine Henne in Wolfenbüttel eins der vielleicht schwersten Eier der Welt. 209 Gramm wiegt es, während normale Hühnereier im Durchschnitt auf etwa 60 Gramm kommen. Nach Angaben der Redaktion von Guinness World Records wurde das schwerste Hühnerei der Welt 1956 in den USA entdeckt - 454 Gramm soll es gewogen haben.

Z wie ZAPFENSTREICH: Füße still halten! Die Länder regeln, wann getanzt werden darf. Doch vor allem an Karfreitag sind Tanz- oder andere öffentliche Veranstaltungen häufig ganztätig verboten. Das strenge Tanzverbot in Baden-Württemberg wurde 2015 gelockert - aber der Karfreitag bleibt tabu. (dpa)

Rundschau abonnieren