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GeburtstagDer letzte der Bee Gees: Barry Gibb wird 70

Lesezeit 4 Minuten
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Barry Gibb, Mitglied der legendären Popgruppe Bee Gees, 1991

London – „In The Now“ heißt Barry Gibbs neues Album, das im Oktober herauskommt - Im Hier und Jetzt. Bezeichnend für den Veteran der Disco-Ära, der mit so vielen persönlichen Tragödien in den vergangenen Jahren klarkommen musste. Erst kürzlich starb seine Mutter Barbara im Alter von 95 Jahren.

Von seinen vier Geschwistern ist nach dem Tod seines jüngeren Bruders Andy und den Bee Gees-Zwillingen Robin und Maurice nur noch Lesley am Leben. „Ich habe versucht, die besten Einflüsse meines Lebens zu streifen. Das Album ist sehr autobiographisch, nicht bewusst, sondern unterbewusst“, sagte er Promi-News Bang Showbiz.

Erfolgreichste Familienband aller Zeiten

Wenige haben es so hoch in den Pophimmel geschafft wie die Bee Gees, die erfolgreichste Familienband aller Zeiten, mit mehr als 200 Millionen verkauften Platten und einem Album, das sechs Monate lang an der Spitze der Charts steht. Am diesem Donnerstag (1. September) feiert der Sänger, Songwriter und Produzent Barry Gibb, der letzte der Bee Gees, seinen 70. Geburtstag.

Barry Gibb kommt 1946 auf der Isle of Man als Sohn des Bandleaders Hugh Gibb auf die Welt; zwei Jahre später werden die Zwillinge Robin und Maurice geboren, mit denen er die Bee Gees gründen wird. Als er acht Jahre alt ist, zieht die Familie ins kriegszerstörte Manchester und schafft es gerade so, die Kinder durchzufüttern. Doch zu Weihnachten schenkt ihm sein Vater eine Gitarre. Von da an singen Barry und die Zwillinge zusammen und schreiben Songs – der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere.

1958 wandert Familie Gibb nach Australien aus, das Teenage-Trio mit den ungewöhnlich harmonischen Stimmen (damals noch die „Rattlesnakes“) tingelt durch Hotels und Nachtclubs, gemanagt von den Eltern, und verlässt nach den ersten Erfolgen frühzeitig die Schule.

Ins Zentrum der Swinging Sixties

1967 reist Barry mit seinen beiden Brüdern zurück nach London ins Zentrum der Swinging Sixties, mit Mods und Miniröcken rund um Carnaby Street. Sie landen bald ihre ersten Hits („New York Mining Disaster 1941“ and „To Love Somebody“) mit melodischen, leicht sentimentalen Softrock-Balladen.

Doch auf der Höhe ihres Erfolgs beginnen sie auseinanderzudriften: Robin mit seinem kristallklaren Vibrato kommt nicht gegen Barrys gutes Aussehen an. Jeder versucht seinen eigenen Weg mit Soloprojekten zu gehen, doch bald ist klar: Sie funktionieren nur zusammen. Einmal schreiben sie sogar drei Single-Hits an einem Nachmittag.

1975 entdeckt Barry Gibb seine Falsett-Stimme, die mit Satinanzügen, goldenen Medaillonkettchen und schulterlangen Löwenmähnen zum Markenzeichen der Bee Gees werden sollte – allerdings gelten sie deshalb nie als besonders cool.

Zwei Jahre später werden sie gebeten, Songs für den Soundtrack des Kultfilms „Saturday Night Fever“ mit John Travolta zu schreiben. Der Rest ist Popgeschichte. Die Hits dieses Albums, wie „Stayin' Alive“, füllen heute noch die Tanzflächen.

Der Erfolg hält an

Der Soundtrack wird 15 Millionen Mal verkauft und gewinnt einen Grammy für das Album des Jahres. Fünf der Songs werden Nummer-Eins-Hits – und dann schreibt Gibb noch den Titelsong für Travoltas nächsten Film „Grease“. 

Aus seiner Feder stammen auch Hits wie etwa Barbra Streisands „Woman in Love“, Diana Ross' „Chain Reaction“ und Dionne Warwicks „Heartbreaker“. Viele Flirts mit den Stars wurden ihm nachgesagt, doch seine Ehe mit der ehemaligen „Miss Edinburgh“ Linda Gray hält seit 46 Jahren. Sie haben eine Tochter und vier Söhne.

„Zum Schluss konnten wir nicht mehr atmen“

Schwerreich, die Wände gepflastert mit Goldenen und Platin-Schallplatten - zurückblickend sagt Barry der Musikzeitschrift Rolling Stone, war es einfach zu viel. „Zum Schluss konnten wir nicht mehr atmen. Ich erinnere mich an Todesdrohungen. Verrückte Fans, die am Haus vorbeifahren und „Staying Alive“ mit 120 Dezibel spielen. Ich mag wirklich meine Privatsphäre. Ich komme einfach mit Ruhm nicht besonders gut klar.“

Hasch, Amphetamine, halluzinogene Pilze und Alkohol – jeder der Bee Gees hat seine bevorzugte Droge, um als Superstar zu funktionieren. Barrys jüngster Bruder Andy – auch ein Musiker - stirbt 1988 fünf Tage nach seinem 30. Geburtstag an den Folgen seines Drogenmissbrauchs. Den schwersten Schock ereilt die Bee Gees jedoch, als Maurice überraschend 2003 mit 53 Jahren an einem Herzinfarkt stirbt. Er war der Vermittler zwischen Robin und Barry, die durch den Schmerz wieder auseinanderdriften und monatelang nicht miteinander sprechen.

Versöhnung kurz vor dem Tod

Erst kurz vor Robins Tod im Jahr 2012 versöhnen sie sich. Den Song „End of the Rainbow“ aus dem neuen Solo-Album, erst dem zweiten seiner Karriere, hat Gibb seinem Bruder Robin gewidmet. Promi-News Bang Showbiz sagte er: „Ich habe eine Strophe des Songs für Robin gesungen, als er im Koma lag, etwa zwei Wochen bevor er starb, und ich weiß nicht, ob er es hörte oder nicht. Aber ich sang trotzdem.“

Das Album ist wieder in bewährter Bee-Gees-Manier entstanden – als Familiensache: Die Söhne Stephen und Ashley haben die Songs mit ihrem Vater geschrieben, einer der Songs – „Star Crossed Lovers“ - ist seiner Frau Linda gewidmet. „Ich muss diese Musik am Leben erhalten“, sagte Barry Gibb dem „Rolling Stone“-Magazin. „Bevor meine Brüder starben, hätte ich nie so darüber gedacht. Aber das ist jetzt mein Job. Es ist wichtig, dass sich die Leute an diese Songs erinnern.“ (dpa)

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