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Opferfest in MechernichAnruferin alarmiert Polizei wegen Schlachtungen

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Reger Betrieb vor der Metzgerei Hostel: Muslime sind bei der Schlachtung der von ihnen ausgewählten Rinder zugegen.

Reger Betrieb vor der Metzgerei Hostel: Muslime sind bei der Schlachtung der von ihnen ausgewählten Rinder zugegen.

Mechernich – Die Anruferin klang besorgt: Schlachttiere stünden auf der Mechernicher Turmhofstraße lange in der Sonne, ehe sie dort in der Metzgerei Hostel geschlachtet würden.

Die Schreie des Viehs seien zu hören. Auch das Mechernicher Ordnungsamt wurde alarmiert, und auch die Polizei sah dort nach dem Rechten. Das Ordnungsamt teilte mit, dass man keine Beanstandung gefunden habe.

Ein Vertreter des Veterinäramtes war am Montag genauso anwesend. Veterinär Dr. Ludwig Stockem aus Kommern kontrollierte die Tiere vor und nach der Schlachtung.

Vor der Metzgerei bot sich ein eher ungewohntes Bild: In viele Autos wurden fleißig Wannen voller Frischfleisch geladen. Zahlreiche Muslime gingen ein und aus und wurden im Zuge der Vorbereitungen ihres Opferfestes Zeugen der Schlachtungen.

Metzger Daniel Hostel, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Harzheim hat, ist es offenbar gewohnt, sich für seine Schlachtungen verteidigen zu müssen.

„Hier wird nicht geschächtet“, ist sein erstes Anliegen, das er dem Besucher unmissverständlich darlegt. Das wäre der Fall, wenn das Rind ohne Betäubung mit einem einzigen Schnitt durch die Halsunterseite getötet würde, was in Deutschland übrigens bis auf wenige Ausnahmen verboten ist.

Der Landwirt gestattete es bereitwillig, Zeuge der Schlachtung zu sein: Bevor die Tiere getötet werden, werden sie mit einem Schussapparat betäubt.

Bei der Schlachtung wird das Blut aus dem Tier entfernt. Das Besondere an diesem Tag in Mechernich: Das Blut wird entsorgt und nicht – beispielsweise für Blutwurst – verwendet. Hostel bietet jedem, der sich vom ordnungsgemäßen Hergang überzeugen will, an, selbst alles zu beobachten.

„Wir haben einen zugelassenen EU-Schlachtbetrieb“, erklärt er. Kein Tier werde gequält, fügt er hinzu. Die Transporter stünden nur kurze Zeit auf der Straße, ein Veterinär sei ständig zugegen.

Bereitwillig geben die Kunden der Metzgerei, die sogar aus Bergheim, Bonn und Köln angereist sind, Auskunft, warum sie zur Schlachtung gekommen sind.

Das höchste islamische Fest, das Opferfest, wird in diesem Jahr vom 12. bis 15. September gefeiert. Erinnert wird damit an die in Bibel und Koran überlieferte Bereitschaft des Propheten Ibrahim (Abraham), seinen Sohn Ismael (Isaak) zu opfern.

Der Prophet bestand damit eine göttliche Probe, so dass das Leben seines Sohnes verschont wurde. Vater und Sohn dankten, indem sie bei einem Fest einen Widder opferten.

Bei tiefgläubigen Muslimen ist es auch heute noch üblich, zu diesem Fest ein Tier schlachten zu lassen. Zur Tradition gehört auch, das Fleisch in eine ungleiche Zahl von Stücken – drei, fünf oder sieben – teilen zu lassen. Ein Teil des Fleisches wird an bedürftige Familien verschenkt.

Bereits seit 34 Jahren biete die Familie Hostel Muslimen an, Fleisch zum Opferfest bei ihr zu beziehen. Die Kunden könnten sich Wochen vor der Schlachtung auf dem Hof ein Tier aussuchen und es selbst füttern. Bei der Schlachtung, die pro Jahr lediglich an zwei Tagen durchgeführt wird, können sie zugegen sein und dabei beten.

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