Overath – Wettbewerb Der „Beste Chor im Westen“ sind sie nicht geworden – aber Zweiter oder Dritter. Wo genau der Overather Chor Grenzenlos in der Abstimmung des TV-Publikums landete, wurde vom veranstaltenden WDR nicht verraten. Das Getuschel hinter den Kulissen der Bocklemünder Studios sprach für Platz zwei. Aber letztlich ist das auch völlig egal. Nach aufregenden und zeitintensiven Wochen und einem Blick in die Welt des Showbusiness galt es beim Live-Finale am Freitag nur, den Erfolg zu feiern. „Wir haben einen fantastischen Abend abgeliefert“, sagte Sänger Thomas Sedlaczek. Auch der Overather Bürgermeister Jörg Weigt und seine Frau waren zur Unterstützung angereist. „Ich bin richtig aufgeregt. So mit feuchten Fingern und so“, sagte Weigt, bevor er sich inmitten des Overather Fanblocks niederließ.

Riesige Freude bei den Overather, trotz zweiten Platz

Nach jeweils einem Popsong und einem weihnachtlichen Lied jedes Chors stimmte rund ein Drittel der anrufenden Zuschauer für den Christophorus-Jugendkammerchor, der damit ein Konzert mit dem WDR-Rundfunkchor in seiner Heimatstadt Versmold erhält. „Sie sind ein würdiger Gewinner und haben sehr überzeugend gesungen“, sagt Grenzenlos-Chorleiter David Hubert. „Allerdings spielt dieser Chor mit bis zu sechs Stunden Gesangsunterricht die Woche in einer anderen Liga.“

Die Spielregeln jedoch habe Grenzenlos schließlich schon bei der Bewerbung gekannt. Zu den Spielregeln gehörte auch die Jury, die beim Chor gemischte Gefühle hinterließ. Pe Werner sah die Männer aus dem Takt, Rolf Schmitz-Malburg fand die Auswahl des Christmetten-Klassikers Adeste fidele „bieder“ und wollte „etwas ganz anderes hören“. Sänger Henning Wehland von den Söhnen Mannheims hingegen brachte auf den Punkt, was das Zuschauervoting später bestätigte. Als „Schalke unter den Chören“ und „Chor der Herzen“ betitelte er Grenzenlos. Der Erfolg der Außenseiter, die die Vorentscheidung souverän gewannen und schon im Halbfinale viele Stimmen erhielten, spiegelt den Trend der Zeit.

Chor “Grenzenlos„ punktet mit Authentizität

Statt auf Showeffekte und Eliten-Gehabe konzentrierten sie sich schlicht auf den Gesang und hielten ihr Publikum auf Augenhöhe. Ihre Fans hatten keine gedruckten Fähnchen, sie hatten selbstgemalte Plakate. So war Grenzenlos in der gesamten Konkurrenz der Chor, der mit seiner Authentizität am ehesten die Wertschätzung für das Hobby des Durchschnittsbürgers vermittelte: Singen macht Spaß und bei uns kann auch der vielzitierte „kleine Mann von der Straße“ mitmachen. So sah es wohl auch Moderator Marco Schreyl, der die Overather als „ganz normale Menschen“ ankündigte. In diesem Sinne passt es auch, dass der Außenseiter nicht Erster wurde. Und einen stimmgewaltigen Auftritt in ihrer Heimatstadt bekommen die fast 90 Grenzenlos-Sänger vermutlich locker auch ohne die Unterstützung des WDR-Rundfunkchors hin.