Archiv-NeubauKomplexe Klimatechnik soll sensible Archivalien erhalten

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Bis zum Jahr 2020 soll der Archiv-Neubau am Eifelwall stehen, vorne ist schon ein Stück Fassade zu sehen.

Bis zum Jahr 2020 soll der Archiv-Neubau am Eifelwall stehen, vorne ist schon ein Stück Fassade zu sehen.

Köln – Umgerechnet zwei Millionen Kölsch (0,2-Liter) passen in den neuen Eisspeicher des Historischen Archivs samt Rheinischem Bildarchiv. Bis März 2020 entsteht der Neubau am Eifelwall – und eben jener Speicher mit einem Fassungsvermögen von 400.000 Litern soll dafür sorgen, dass unter anderem wertvolle Dokumente bei der richtigen Temperatur gelagert werden. „Ein Archiv mit seinen sensiblen Archivalien hat hohe Klimaanforderungen“, sagte gestern Birgit Grunert-Schmitz, stellvertretende Projektleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft.

Es ist eine der Kernfragen bei Archiv-Neubauten: Wie werden die teils jahrhundertealten Dokumente und Fotografien gelagert, wie vor langen Hitze-Perioden oder Kälteeinbrüchen geschützt? Eine Aufgabe, die zusätzlich dadurch erschwert wird, dass unterschiedliche Materialien unterschiedliche Temperaturen benötigen – wie beim Archiv-Neubau: Die normale Raumtemperatur beträgt etwa 22 Grad Celsius, alte Fotos etwa benötigen aber Minus 18 Grad Celsius. Ein Unterschied von rund 40 Grad Celsius. Neun sogenannter Klimazonen gibt es also in dem Neubau. Neun Zonen, deren jeweils unterschiedliche Temperaturen gewährleistet werden müssen, im Sommer wie im Winter: die sogenannte Klimastabilität.

Und eben da kommt der Eisspeicher ins Spiel, eine laut Verwaltung für die Stadt Köln einzigartige Ausstattung. Er hat einen Durchmesser von rund 16,5 Meter, kostet rund 250 000 Euro, verschwindet bald unter einer Betondecke und ist Teil des Energiekonzepts. Vereinfacht gesagt funktioniert es so: Wenn das Archiv Wärme braucht, wird dem Wasser im Speicher Wärme entzogen und in die Räume geleitet. Der Effekt: Das Wasser kühlt ab, gefriert zu Eis – das genutzt wird, wenn Räume gekühlt werden müssen.

Konstante Temperaturen

Vor allem der sogenannte Tresor braucht konstante Temperaturen, in ihm lagern die eigentlichen Archivräume, sie sind getrennt vom öffentlich zugänglichen Bereich. Im Tresor werden auch die beim Archiveinsturz 2009 beschädigten Archivalien wieder hergestellt. 2011 begannen die Arbeiten, laut Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia sollen sie 30 bis 40 Jahre dauern, also etwa 2051 abgeschlossen sein. „Wir sind zufrieden mit dem Fortschritt“, sagte sie.

Ähnlich äußerte sich Grunert-Schmitz zum Neubau des Gebäudes. „Der Bau verläuft wie erhofft“, sagte sie. Im März 2020 soll das Haus an die beiden Archive übergeben werden, die es dann noch für den Betrieb vorbereiten müssen. Etwa ein Jahr soll das dauern, Eröffnung ist also frühestens 2021. Eine mögliche Verzögerung sowie Mehrkosten bei 83,6-Millionen-Euro-Projekt wegen Vergabe-Problemen (die Rundschau berichtete), befürchtet Grunert-Schmitz aktuell nicht. „Wir sind guter Dinge“, sagte sie.

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