GummersbachCompagnia d’Opera Italiana di Milano zeigt den „Maskenball“

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Gummersbach – Riccardo (Eric Vivion-Grandi), Gouverneur der britischen Kolonialmacht in den nordamerikanischen Provinzen, liebt heimlich Amelia (Annalisa d’Agosto), die Frau seines Beraters und besten Freundes Renato (Graziano d’Urso). Verwicklungen und dramatische Zuspitzung bis hin zur Ausweglosigkeit sind programmiert, zumal Amelia die Gefühle Riccardos erwidert.

Eine Dreiecksgeschichte, wie sie in der Literatur oft thematisiert wurde, so von Eugéne Scribe im Drama „Gustav III“. Giuseppe Verdi, mit der Komposition einer neuen Oper beauftragt, entschied sich für diesen Stoff, musste aber aus politischen Gründen die Originalfassung mit Hilfe des Librettisten Antonio Somma grundlegend überarbeiten.

Was in den Kämpfen mit der Zensur, die Verdi auszufechten, entstanden ist, präsentierte sich beim Gastspiel in Gummersbach als opulente Operninszenierung (Regie: Corinna Boskovsky, musikalische Leitung: Luciano di Martino, Traian Ichim). In einer erstmaligen Co-Produktion der Compagnia d’Opera Italiana di Milano mit der Staatsoper Brasov ist mit Verdis „Ein Maskenball“ ein Gesamtkunstwerk gelungen, das dem Publikum wohl nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Hochgradige gesangliche Leistungen, ein instrumental und atmosphärisch sehr gut eingestelltes Orchester und eine beeindruckende Bühnenausstattung – all das lässt ein Drama von greller Folgerichtigkeit lebendig werden.

So wechseln aggressive Rhythmen wie im Chor der Gefolgsleute der beiden Verschwörer Samuel (Max Sahliger) und Tom (Gianluca Di Canito) mit fein moduliert vorgetragenen Arien der Hauptakteure. Zart gespielte Passagen des Orchesters begleiten Renatos wehmütige Erinnerungen an die Zeit der Liebe Amelias, und an der Hinrichtungsstätte, wo Amelia ihrer Seelenqual nachhaltig Ausdruck verliehen hat, gestehen sich Riccardo und Amelia schließlich ihre Liebe im Duett „Teco i sto“ (Ich bin dir nah).

Wie hier werden auch in der Beschwörungszeremonie der Wahrsagerin Ulrica (Eter Khalvashi) die Solisten vom unheilvoll dunklen Klang des Orchesters atmosphärisch stimmig begleitet. Gut gelaunt und kontrastierend zum dramatischen Geschehen tritt Elisa Maffi als Page Oscar besonders beim Maskenball als agil vermittelnde Figur in Erscheinung. Ihre klare frische Sopranstimme voller Ausgelassenheit lässt die düstere Grundstimmung der Handlung zeitweise vergessen.

Dennoch wird Todesnähe spürbar in der Ballszene (Ausstattung: Rodica Garstea), wenn zu den gedämpften Klängen eines Menuetts hinter transparenten Scheiben Paare im Schattenriss wie in Trance aufeinander zugehen, um sich dann wieder zu trennen.

Eine insgesamt grandiose Aufführung erhielt vom Publikum hochverdienten Applaus.

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