Untreueprozess in KölnFür Josef Esch gab es nur die Sparkasse

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Esch

Der Immobilienentwickler Josef Esch (r.) im Landgericht.

Köln – Josef Esch war egal, wer am Ende die Rechnung für seine Immobilienfonds zahlte. "Scheiß egal", wie einer seiner Verteidiger am Dienstag vor dem Kölner Landgericht den Standpunkt seines Mandanten aus Unternehmersicht überdeutlich macht. Der Troisdorfer Bauunternehmer muss sich wegen Beihilfe zur Untreue verantworten. Es geht um Immobilienfonds, die er gemeinsam mit der damaligen Stadtsparkasse Köln aufgelegt hatte.

Aus diesen Geschäften entstanden der Sparkasse Millionenverluste. Deren früherer Chef Gustav Adolf Schröder und sein Vorstandskollege Franz Josef Schäfer müssen sich wegen Untreue verantworten.

Die Zusammenhänge sind komplex. Denn auch wenn Esch als Unternehmer mit Gewinnabsicht gehandelt hat, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, hingenommen zu haben, dass die Sparkasse zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen Sparkassenrecht umgangen hat.

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Hintergrund der Diskussion sind sogenannte Mieteinstandsverpflichtungen. Esch zahlte der Sparkasse Provisionen dafür, dass sie unterschrieb, für den Mieter einzuspringen, wenn dieser nicht mehr zahlen konnte. Konkret geht es im Prozess derzeit vor allem um die drohende Insolvenz der Produktionsstudios MMC zu Beginn der 2000er Jahre. Die Sparkasse war neben RTL, Pro7 und den Brüdern Bernd und Helmut Breuer zu 25 Prozent als Gesellschafter beteiligt. Als die MMC keine Miete mehr an den Esch-Fonds zahlen konnten, mussten die Gesellschafter ran.

Doch die Breuer-Brüder wollten aussteigen. Und an dieser Stelle wird es brisant: Die Sparkasse bediente sich Vorratsgesellschaften, die eigens dafür gegründet wurden, die Breuer-Anteile zu übernehmen, was ihr selbst rechtlich nicht möglich gewesen wäre. Sie stattete sie mit Kapital aus, obwohl es keine Sparkassentochter war, und es keine Verträge mit ihr gab. Ein vertrauter Steuerberater leitete sie, machte sich jedoch irgendwann selbstständig und behielt Gelder ein, ohne dass die Sparkasse einschreiten konnte. Doch vorher wurden über diese Gesellschaften weitere Mieteinstandsverpflichtungen bedient. Dadurch, dass Esch die Vorratsgesellschaften in die Verträge einband, unterstützte er die Taten der Angeklagten Schröder und Schäfer, so die Staatsanwaltschaft.

Esch selbst allerdings bestreitet dieses Wissen am Dienstag. Er sei davon ausgegangen, dass die Gesellschaften Lana und Projecta rechtlich und wirtschaftlich der Sparkasse zuzurechnen seien, erklärt Eschs Anwalt.

Von den Zusammenhängen hat auch der Mitbegründer der MMC-Studios, Helmut Breuer, damals nichts gewusst, wie er am Dienstag als Zeuge aussagt. Er und sein Bruder verkauften ihre Anteile an der MMC an eine der Vorratsgesellschaften.

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