Viktor-Scheffel-HausAltenheim in Lindenthal muss wegen Pflegegesetz dicht machen

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Köln – Ein Schock für die Bewohner des Viktor-Scheffel-Hauses: Das Alten- und Pflegeheim hat ihnen Ende Januar zum 31. Juli gekündigt. Das Haus in Lindenthal wird geschlossen, weil es seinen Bewohnern keine eigenen Badezimmer bieten kann. Die sind ab dem 1. August jedoch Pflicht.

So sieht es das Alten- und Pflegegesetz in Nordrhein-Westfalen vor. Pflegeeinrichtungen müssen demnach 80 Prozent Einzelzimmer mit Badezimmer vorweisen. Im Viktor-Scheffel-Haus, so Eigentümer Lutz Tschapke, gebe es zwar die geforderten Einzelzimmer, aber ohne Nasszellen. Würde er die einbauen, habe er nur noch Platz für 35 Bewohner. Die Investitionskosten könne er nicht hereinholen.

Er habe lange vergeblich nach einem Ersatzgebäude oder einem Grundstück für einen Neubau gesucht. „Jetzt müssen wir leider aufgeben.“ Einen Käufer für Grundstück und Gebäude habe er schon gefunden.

Kloster der Heiligen St. Elisabeth ebenfalls geschlossen

Anfang des Jahres verhängte die Stadt einen Belegungsstopp für das Heim. Angehörige der Bewohner ärgern sich, dass sie vom Haus nicht früher über die drohende Schließung im Sommer informiert wurden. Jetzt müssen 75 Pflegebedürfige einen neuen Platz im Heim finden. Damit sollen sie nach Auskunft des Eigentümers nicht alleingelassen werden: „Wir versuchen, Plätze zu vermitteln,“ sagt Tschapke. Er sei in Gesprächen mit anderen Einrichtungen.

Auch das Kloster der Heiligen St. Elisabeth in Lindenthal hat aufgrund der Vorgaben des Gesetzes sein Alten- und Pflegeheim geschlossen. Ende vergangenen Jahres sind dort nach Angaben der Generaloberin Mutter Hedwig die letzten der 26 Bewohnerinnen ausgezogen. Schon 2016 machte das Seniorengilde-Heim in Dellbrück zu. 171 Pflegeplätze seien bisher weggefallen, so Achim Woltmann, Leiter der Abteilung Senioren und Behinderte beim Sozialamt. 63 könnten noch folgen, wenn auch die letzten der weiterbestehenden Altenpflegeeinrichtungen in Köln umgebaut sind. 99 Einrichtungen mit rund 8000 Bewohnern gibt es dann.

Seit 2003 ist bekannt, dass zum 1. August 2018 auch in bestehenden Einrichtungen Einzelzimmer mit Nasszellen vorherrschen müssen. Der Großteil der Kölner Häuser sei fertig, so Woltmann. Wer den Um- oder Neubau zum 1. August noch nicht abgeschlossen hat, darf dann frei werdende Doppelzimmer nur noch einzeln belegen.

Das betrifft zum Beispiel das Clarenbachwerk. Der Träger von vier Einrichtungen hat Haus Deckstein in Lindenthal schon umgebaut und vergangene Woche Richtfest für einen Erweiterungsbau in Müngersdorf gefeiert. Zwei weitere Häuser in Müngersdorf sollen bis 2019 fertig sein. Rund 50 Millionen Euro soll das insgesamt kosten. „Die Planungszeit hat sich verlängert, weil es erst vor drei Jahren konkrete Aussagen zur Refinanzierung gab“, sagt Geschäftsführerin Doris Röhlich-Spitzer. 2014 wurde der Anteil öffentlicher Mittel an den Umbaukosten neu geregelt.

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