Intime EinblickePromi-Fotograf schenkte dem Unkeler Forum Bilder von Willy Brandt

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Präsentierten die Fotografien: (v.l.) Rudolf Rupperath (Geschäftsführer Willy-Brandt-Forum), Fotograf Konrad Rufus Müller und Christoph Charlier (Vorstandsvorsitzender Bürgerstiftung Unkel).

Präsentierten die Fotografien: (v.l.) Rudolf Rupperath (Geschäftsführer Willy-Brandt-Forum), Fotograf Konrad Rufus Müller und Christoph Charlier (Vorstandsvorsitzender Bürgerstiftung Unkel).

Unkel – Gefragt nach dem lustigsten Erlebnis mit Willy Brandt, kommt Konrad Rufus Müller ins Grübeln. „Viele gab es nicht“, verrät der 78-Jährige. Eines fällt ihm nach reiflicher Überlegung dann aber doch ein: „Auf Wahlkampfreisen im Salonwagen des Sonderzugs wurde manchmal bis 4 oder 5 Uhr morgens gefeiert und getrunken. Da hatten die Sicherheitsbeamten Mühe, ihn ins Bett zu kriegen.“

Zwischen 1969 und 1991 hat der Fotograf, der gebürtig aus Berlin kommt und heute in Königswinter lebt, den ehemaligen Bundeskanzler begleitet und abgelichtet. 24 seiner Fotografien hat er jetzt dem Willy-Brandt-Forum Unkel geschenkt, wo sie ab Samstag ausgestellt werden.

Alle Kanzler der Republik fotografiert

Man nennt ihn auch den Fotografen der Macht: Als einziger überhaupt hat Müller jeden einzelnen Kanzler der Bundesrepublik von Adenauer bis Merkel vor der Linse gehabt. „Es fasziniert mich, Menschen, die millionenfach abgelichtet werden, auf persönliche Art und Weise zu entdecken“, erklärt der Künstler.

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Als er im Alter von 20 Jahren eine alte Rolleiflex-Kamera im Wäscheschrank seiner Eltern entdeckt, ahnt Müller noch nicht, dass er seine Berufung gefunden hat. Fünf Jahre später hat er mit Konrad Adenauer zum ersten Mal einen prominenten Politiker vor der Linse. Bei seinen Aufnahmen ist Müller stets solo unterwegs, arbeitet ohne Assistenten oder Equipment wie Scheinwerfer, nur mit einer Vorkriegskamera und dem Tageslicht. Sein erstes Porträt Willy Brandts landete prompt auf dem Titelblatt des „Spiegel“.

„Tiefpunkt“ in Brandts Leben festgehalten

„Damals dachte ich, ich sei eine große Nummer“, sagt Müller lachend, und gesteht: „Willy Brandt war mein großer Held. „Besonders nahe hätten sich der Künstler und sein Idol jedoch nie gestanden. „Wir haben uns noch nicht einmal geduzt.“ Privat besucht habe er Brandt nur ein einziges Mal, drei Jahre nach seinem Rücktritt 1974, im norwegischen Haus seiner Frau Rut. Es sei ein Tiefpunkt im Leben des Altkanzlers gewesen. „Er war vom politischen Leben abgeschnitten, es ging ihm psychisch sehr schlecht.“ Ausgerechnet in dieser Zeit seien die besten Fotos entstanden. Müllers Lieblingsaufnahme, das ikonenhafte Porträt eines nachdenklichen Willy Brandts, ziert die Ausstellungseinladung des Willy-Brandt-Forums.

Vor anderthalb Jahren setzte Rudolf Rupperath, Geschäftsführer des Unkeler Museums, alle Hebel in Bewegung, um die Bilder des Kanzlerfotografen nach Unkel zu holen. „Die haben in unserer Sammlung noch gefehlt.“ Der Künstler zierte sich anfangs, hätte seine Porträts lieber in den Händen der Bundesrepublik gesehen. Alle Versuche, die Sammlung der Regierung zu schenken, scheiterten jedoch, im Reichstag lehnte man es ab, die Bilder auszustellen. „Das tat wahnsinnig weh. Meine Sammlung ist ein Stück Kulturgeschichte und keine Sau interessiert es.“

Im Willy-Brandt-Forum sollen die Bilder jetzt ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommen: Bis Ende des Jahres werden 13 der Fotos in Unkel ausgestellt, zu Brandts 105. Geburtstag am 18. Dezember sollen dann in einem zweiten Ausstellungsteil die restlichen Bilder gezeigt werden. Es handelt sich um Kopien der Originale aus Müllers Sammlung, größtenteils im Format 38 mal 42 Zentimeter. 21 Fotos zeigen den Altkanzler, außerdem Teil der Ausstellung sind drei Landschaftsaufnahmen.

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