Höninger befürchten BelastungMeschenich soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden

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Die Brühler Landstraße soll entlastet werden.

Die Brühler Landstraße soll entlastet werden.

Meschenich – Bis zuletzt hat Ingo Brambach, Vorsitzender des Bürgervereins „aktiv für Meschenich“ gezittert. „Wir sind froh, dass die Klagefrist ohne Einwände nun verstrichen ist. Da es auch in Meschenich kritische Stimmen zur Ortsumgehung gibt, konnten wir nicht sicher sein, dass nicht doch noch jemand klagt“, sagt Brambach als Reaktion auf die Nachricht vom Landesverkehrsministerium, dass es für die Ortsumgehung Meschenich nun Baurecht gibt.

Im Klartext heiß das, die Ortsumgehung kommt. Zwar erst das erste Stück, aber genau dieses leitet den Verkehr um den Ort herum.

Anschluss an die A4 noch unsicher

Die Ortsumgehung Meschenich

Seit etwa 40 Jahren soll die Ortsumgehung Meschenich kommen. Jetzt ist zumindest das erste Teilstück von der Autobahn 553 über die Felder bis hin zur Bundesstraße 51 (Brühler Landstraße) sicher. Das Baurecht ist mittlerweile durch.

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Noch keine Entscheidung ist über die Fortsetzungsvariante gefallen. Denn die Ortsumgehung muss wieder mit einer Bundesstraße, in dem Fall der Autobahn 4 verbunden werden.

Fünf Varianten standen zur Verfügung. Wobei die Streckenführungen 4 und 5 von Straßen NRW wieder verworfen wurde, da sie am Gelände der heutigen Firma Orion vorbeiführen und diese zu viel Verkehr vor ihrer Ausfahrt fürchtet. Zu wenig Platz lautete die Begründung gegen diese Varianten.

Zur Diskussion stehen daher nur noch drei Varianten. Variante 1 führt unmittelbar an Höningen vorbei. Die Varianten 2 und 3 werden zunächst auf die Kreisstraße 27 geführt, von dort schwenken sie vor dem bestehenden Gewerbegebiet ab und werden in zwei unterschiedliche Streckenführungen östlich der Meliadeponie, die Variante 3 westlich der Deponie auf die Straße am Eifeltor geführt.

Zwölf Jahre ist es her, dass die heutige Firma Orion (früher Degussa) eine eigene Streckenführung beauftragt hat. Das Büro Kocks Consult, das auch für Straßen NRW in Sachen Ortsumgehung tätig war, verwarf die Variante 4, die unmittelbar das Firmengelände des chemischen Betriebes tangiert. Kritiker der Variante 1 wollen jedoch, dass diese Streckenführung wieder ins Spiel gebracht wird, da sie keine Wohnbebauung tangiert. (swa)

Vor zwei Jahren wurde beschlossen, die Ortsumgehung in zwei Stücke zu unterteilen. Das erste Stück leitet den Verkehr von der A 553 kommend um Meschenich herum und führt diesen hinter der Hochhaussiedlung „Kölnberg“ wieder auf die B51 also die Brühler Landstraße. Von dort soll es später eine nördliche Fortführung geben, denn die Ortsumgehung muss von Bundesstraße zu Bundesstraße geführt werden. Der Anschluss an die A4 ist bislang noch nicht gewährleistet.

Straßen NRW erklärte den Hintergrund dazu im Sommer 2016 in einer Sitzung der Bezirksvertreter. Die Ortsumgehung habe nur eine Chance, wenn sie von einer Autobahn wieder auf eine Autobahn führe. Die Fortsetzung steht nach aktueller Auskunft von Straßen NRW noch nicht endgültig fest. Zwar favorisiert der Landesstraßenbaubetrieb eine Variante, die jedoch stößt auf große Kritik vor allem bei den Bewohnern des kleinen Ortes Höningen und dem dort beheimateten Pferdehof Konraderhof. Die Fortsetzung der Ortsumgehung würde nämlich den Ort mehr oder weniger teilen.

Der Verkehr, der nun Meschenich belastet, würde unmittelbar den Wohnort Höningen streifen. So würde die Fortsetzungsvariante 1 den Pferdehof Konraderhof und die Siedlung Höningen voneinander trennen. Der als Ausgleich gepflanzte Wald zwischen Konraderhof und Eifeltor würde dieser Fortsetzungsvariante ebenfalls zum Opfer fallen. Für die Bewohner der offiziell zu Rondorf zählenden Siedlung Höningen ein Unding, gibt es doch genug Freifläche zwischen der Straße „Am Kölnberg“ und der Kalscheurener Straße.

Ein Gesamtkonzept muss her

„Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagt Anwohnerin Astrid Sommer. „Wir werden alles tun, damit die Variante 1 nicht kommen wird.“ Mittlerweile aktiv beim Werkstattverfahren zu Rondorf-Nord-West der Dorfgemeinschaft Rondorf, betont Sommer, dass man die Ortsumgehung mit ihrer Fortsetzung nicht losgelöst von den anderen Verkehrsprojekten betrachten könne. „Es muss ein Gesamtkonzept erstellt werden“, sagt sie.

Während die Höninger zunächst warten, was hinsichtlich der Fortsetzung auf sie zukommen wird, ist die Freude bei Ingo Brambach aus Meschenich groß. „Wir sind sehr glücklich, dass wir einen großen Schritt Richtung Realisierung der Ortsumgehung getan haben. Der Baubeginn wird aber frühestens in 2019 sein. Es beginnen jetzt die Ausführungsplanungen und für die Landwirtschaft das Flurbereinigungsverfahren.“ Nach seinen Informationen fehlen Straßen NRW noch etwa 15 Hektar Fläche für die Landwirtschaft. Hier soll wohl die Stadt Köln Flächen zur Verfügung stellen, wie Brambach gegenüber der Rundschau sagt. Ob die Ortsumgehung tatsächlich schon 2019 begonnen wird, mag man bei Straßen NRW noch nicht konkret äußern. Die nötigen Planungsschritte wie Planfeststellung nähmen erfahrungsgemäß viel Zeit in Anspruch.

Johannes Waschek von der Bürger- und Vereinsgemeinschaft Meschenich ist positiv gestimmt, dass es nun nach so vielen Jahrzehnten mit der Ortsumgehung Meschenich vorwärts geht. In einem früheren Interview sagte er gegenüber der Rundschau, dass er denkt, dass man sich mit der wieder verworfenen Fortsetzungsvariante 4 noch einmal auseinandersetzen müsse. Auch, weil die Höninger die Variante 1 strikt ablehnen und man aus deren Reihen dann mit Klagen rechnen müsse. Dass die Ortsumgehung losgelöst von der Fortsetzung nun Baurecht erhalten hat, stimmt Waschek fröhlich.

Diese Nachricht kam von der Landesregierung NRW. Weil gegen die Ortsumgehung keine Klagen eingereicht wurden, kann die geplante Straße nun gebaut werden. Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hat inzwischen das Bundesverkehrsministerium gebeten, seine Zustimmung zu einem unverzüglichen Baubeginn zu geben (die Rundschau berichtete). Nun kann der Landesstraßenbaubetrieb mit den Bauvorbereitungen beginnen. In der Mitteilung des Landes spricht Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) von einer neuen „Aufenthaltsqualität“ von Meschenich.

Das erste Teilstück der Ortsumgehung Meschenich ist 3,1 Kilometer lang und wird nach ersten Berechnungen etwa 22,4 Millionen Euro kosten.

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