Weiße BurgPegel durch Hitze gesunken – Fische im Burggraben verendet

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toter karpfen

Am Ufer des Burggrabens liegt der große Karpfen. Vermutlich ist ihm  im flachen Wasser der Sauerstoff ausgegangen. 

Erftstadt-Friesheim – Schon auf der Weilerswister Straße lässt der Geruchssinn keinen Zweifel zu: Es stinkt nach verrottendem Fisch. Am Ufer des Grabens an der Friesheimer Burg liegt ein toter Karpfen, übelriechend und von Unmengen Fliegen bedeckt. Vom Wasser in dem Burgteich ist nur noch ein modriger Rest übrig, bedeckt mit einem dicken Algenteppich. An einigen Stellen sieht man Fischkadaver aus der Brühe ragen.

burggraben

Dass in diesem grünen Schlamm noch Fische überlebt haben könnten, ist kaum vorstellbar.

Schon in der vergangenen Woche hatten sich Friesheimer Bürger besorgt an die Behörden gewandt. Sie befürchteten, dass die Fische sterben würden, wenn kein Wasser in den Burggraben gepumpt würde. Jetzt sind ihre Befürchtungen wahr geworden.

„Ich habe schon vor vier Wochen mit der Technischen Beigeordneten Monika Hallstein gesprochen und darauf hingewiesen, dass der Wasserstand im Burggraben bedenklich gefallen war“, sagt Claudia Siebolds, Ortsbürgermeisterin von Friesheim. Sie sei der Auffassung, der Investor müsse tätig werden, schon wegen des Tierschutzes. Sowohl das städtische Umweltamt als auch die Kreisverwaltung hatten in der vergangenen Woche Kontakt zu Burgbesitzer Jörg Scharrenbroich aufgenommen. Der habe zugesagt, sich zu kümmern, heißt es von beiden Stellen. Dieser Zeitung hatte er gesagt, er habe schon vor drei Wochen jemanden beauftragt, die Fische umzusiedeln. Er wolle nachhören, warum das nicht geschehen sei. Gestern war Scharrenbroich nicht zu erreichen. In normalen Jahren ist er berechtigt, Wasser aus dem Rotbach in den Burggraben zu leiten. Wegen des niedrigen Wasserstands im Bach ist das aber derzeit weder erlaubt noch technisch möglich.

Burggraben muss wohl ausgebaggert werden

Das Erftstädter Ordnungsamt ist am Dienstagnachmittag ausgerückt, um den stinkenden Fischkadaver vom Ufer zu entsorgen. Auch die toten Tiere im Wasser müssten dringend entfernt werden, empfiehlt Joachim Kühlborn vom städtischen Umweltamt. Denn sie entzögen in ihrem Zersetzungsprozess dem Graben auch noch den letzten Sauerstoff. Vermutlich müsse der Burggraben komplett ausgebaggert werden, um den mit Fäulnisbakterien durchsetzten Schlamm zu entfernen.

Auch bei der Kreisverwaltung hatten sich in der vergangenen Woche diverse Friesheimer Bürger beschwert. Das Kreisveterinäramt sei Anfang der Woche vor Ort gewesen, teilt Kreispressesprecher Simon Schall mit. Es werde nun aktiv. Man wolle dem Burgherrn Möglichkeiten aufzeigen, wie er hätte handeln können, um das Desaster zu verhindern. Allerdings müsse man die Verhältnismäßigkeit sehr genau abwägen, bevor man über ordnungsbehördliche Schritte nachdenke. Es werde auch geprüft, ob ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliege.

Der Kreis gibt in diesem Zusammenhang Gartenbesitzern Tipps, wie sie ihren Teich durch die heißen Zeiten bringen können. Tote Fische solle man sobald wie möglich rausfischen. Und man solle Wasser nachfüllen – das bringe nicht nur neuen Sauerstoff mit, sondern sei meist auch kühler als der aufgeheizte Teich. Und kaltes Wasser kann mehr Sauerstoff binden als warmes. Eine weitere Möglichkeit sei, mit einer Umwälzpumpe oder einem Sprudler Sauerstoff ins Wasser zu bringen.

Bedburger Klärteiche

Auch die Bedburger Klärteiche sind von Wassermangel betroffen. Der dritte und größte ist bereits ausgetrocknet, auch in den Teichen 1 und 2 ist der Wasserstand mittlerweile sehr niedrig. Im vergangenen Jahr hatte der Rhein-Erft-Kreis 20 Millionen Liter Erftwasser in die Klärteiche geleitet.

Damals hatte ein Landwirt seine Rohrleitung zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr kann er das nicht, weil er seine Felder bewässern muss.

Die Untere Naturschutzbehörde wird nun die Tatsache nutzen, dass der ansonsten morastige Seegrund jetzt betreten und sogar befahren werden kann, und Gehölze entfernen. Weiden und Pappeln breiten sich vor allem im dritten Teich immer mehr aus. Sie verbrauchen einerseits zusätzlich Wasser und beeinflussen andererseits das Fluchtverhalten der Watvögel. Und gerade für die Vögel sind die Bedburger Klärteiche wichtige Biotope zum Brüten oder zur Rast auf dem Durchzug. (uj)

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