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Hotel im WasserturmInsolvente Betreiber sollen seit Jahren Schulden angehäuft haben

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Der denkmalgeschützte Wasserturm ist eines der ungewöhnlichsten Hotels der Stadt.

Der denkmalgeschützte Wasserturm ist eines der ungewöhnlichsten Hotels der Stadt.

Köln – Das insolvente Hotel im Wasserturm soll bereits vor dem Verkauf der Immobilie an die Vicus Group Ende März tief in den roten Zahlen gesteckt haben. Das teilte jetzt das Leipziger Unternehmen, neuer Eigentümer des Wasserturms, mit.

Wie berichtet, hatte das Luxushotel an der Kaygasse im Juni Insolvenz angemeldet, nachdem der Hotelbetrieb von der von Vicus eingesetzten Firma Travel24 übernommen wurde – für den bisherigen Betreiber, die Hotel im Wasserturm GmbH, kam das nach eigener Aussage absolut überraschend und sei so nicht vereinbart gewesen. Das Landgericht Köln hatte die Übernahme durch Travel24 im Rahmen einer einstweiligen Verfügung Anfang Juli als unwirksam erklärt.

Die Vicus Group schildert nun ihre Sicht der Dinge. Man habe eine „längerfristige Fortführung des Hotelbetriebs“ durch die Hotel im Wasserturm GmbH weder angedacht noch vereinbart – so habe man auch keine Kündigungsfrist einhalten müssen: „Ein Pachtvertrag wurde zu keinem Zeitpunkt verhandelt und bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen“.

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Hotel soll schon vorher viele Schulden aufgebaut haben

Als Grund für den Betreiberwechsel führt die Vicus Group unter anderem die Finanzlage der Kölner Betreiber an. Die Rede ist von „enormen Verbindlichkeiten“, die die GmbH angehäuft haben soll. Dazu zählen laut Vicus unter anderem nicht abgeführte Bettensteuern aus dem Jahr 2014 (rund 250.000 Euro) und nicht gezahlte Gewerbesteuern in Höhe von rund 700.000 Euro.

Weitere Schulden soll das Hotel bei der Rheinenergie und den Stadtwerken angesammelt haben (rund 200 000 Euro), sowie Notar-Rechnungen (rund 130.000 Euro) nicht bezahlt haben. Auch hinsichtlich der Gebäudetechnik habe das Leipziger Unternehmen einen Investitionsstau von 750.000 Euro festgestellt.

2015 soll das Hotel mehr als eine Million Euro im Minus gewesen sein, 2016 waren es noch knapp 650.000 Euro. Man sei zur Kenntnis gelangt, „dass der Hotelbetrieb der letzten Jahre nur defizitär geführt worden ist.“

Kölner Amtsgericht verhandelt

Der Insolvenzverwalter des Hotels, Dr. Jens Schmidt, äußerte sich zu den Vorwürfen gestern nicht. Er verweist hingegen auf das „eindeutige“ Urteil des Landgerichts vom 3. Juli, in dem von „verbotener Eigenmacht“ die Rede sei. Als vorläufiger Insolvenzverwalter vertrete er ausschließlich eine „Partei“: die der Gläubiger.

An die Presse habe man sich nur gewandt, weil nicht öffentliche Unterlagen zuvor anonym an Medienhäuser geschickt worden waren.

Zu dem Urteil des Landgerichts wollte sich Vicus nicht äußern, teilte aber mit, dass man davon ausgehe, dass es in der nächsten Instanz entsprechend korrigiert werde. Vor Gericht wird nun weitergestritten: Am Kölner Amtsgericht wurden zwei Verfahren eröffnet – eines zur Zwangsverwaltung, ein anderes zur Zwangsversteigerung. Ein Zwangsverwalter sei ebenfalls bestellt worden. Die Buchungen der Hotelgäste sollen jedoch weiter bestehen bleiben.

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