Faible für Musik und HandwerkNur ein Kölner Betrieb bildet Klavierbauer aus

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Instrumente reparieren, Klaviere stimmen gehört zur Arbeit von Felix Wollenweber (l.) und Paul Lachmann.

Instrumente reparieren, Klaviere stimmen gehört zur Arbeit von Felix Wollenweber (l.) und Paul Lachmann.

Köln – In der kleinen Werkstatt erklingt gerade keine Musik. Stattdessen wird gehämmert, geschliffen und gebohrt. Zwei Konzertflügel stehen hier, die Saiten sind raus, die Klaviatur wurde sorgsam auf einem Tuch beiseite gelegt. Es riecht nach Holz. Felix Wollenweber (23) zieht mit einer Zange die Stifte vom Basssteg, Paul Lachmann (28) bearbeitet mit einer Maschine den anderen Steg. Felix Wollenweber hat gerade seine Ausbildung zum Klavierbauer begonnen, Paul Lachmann seine abgeschlossen. Er bleibt als Geselle bei Schoke Flügel & Pianos.

„Im Moment ist viel zu tun“, sagt der Chef Christian Schoke (54). Nicht nur in der Werkstatt, auch im Verkaufraum stehen Flügel, an denen parallel gearbeitet wird. Über die Sommermonate lassen  viele Musikschulen ihre Instrumente reparieren. Wie den Flügel von 1962, mit dem Felix Wollenweber und Paul Lachmann gerade beschäftigt sind. „Das Instrument wird komplett instand gesetzt“, erklärt Christian Schoke. Auch der Lack muss erneuert werden. Wenn der Resonanzboden Risse hat, setzen die Klavierbauer Späne ein, um den alten Klang wieder herzustellen.

Arbeiten dauern bis zu zwei Monaten

Bis zu zwei Monate dauern die Arbeiten an einem Flügel oder Klavier. Als wichtigste Voraussetzung für Klavierbauer – neben handwerklichem Geschick, Feinmotorik und Musikbegeisterung, nennt Christian Schoke  deswegen „Geduld und Ausdauer“: „Ein Klavier hat nun mal 88 Tasten.“  Einzelne Stifte polieren, Filze austauschen, Saiten aufziehen... Das sei bisweilen ein „sehr meditatives Arbeiten“. Natürlich werden die Flügel auch gespielt, aber erst später, wenn die akustischen Anlagen hergestellt werden. Dann stimmen die Klavierbauer das Instrument auch.

Felix Wollenweber und Paul Lachmann sind beide über Umwege in die Werkstatt gekommen. Paul Lachmann spielt Gitarre und Klavier und hat erst Elektrotechnik studiert: „Aber das war mir zu theoretisch.“ Felix Wollenweber hat mit Musikwissenschaft und Philosophie begonnen.

Klavier fasziniert ihn ganz besonders

„Aber ich wollte nicht den Rest meines ganzen Lebens vor einem Schreibtisch sitzen und Quellenarbeit machen.“ Lieber war ihm ein handwerklicher Beruf,  „wo etwas Schönes und Nachhaltiges bei rauskommt“. Er spielt mehrere Instrumente: Klavier, Gitarre, Bass und Saxophon. Das Klavier fasziniert ihn ganz besonders: „Es ist wie ein Kunstwerk, besteht aus so vielen Teilen.  Und es gefällt Menschen, Musik damit zu machen.“

Infos zum Beruf

Klavierbauer stellen Klaviere und Flügel her. Außerdem reparieren und stimmen sie die Instrumente. Die Ausbildung zum Klavierbauer dauert dreieinhalb Jahre.

Die Bewerber sollten ein sehr gutes musikalisches Gehör haben, sich für mechanisch-technische Zusammenhänge interessieren und natürlich Klavier spielen können. Es ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben.  Nach einer Auswertung der Arbeitsagentur haben rund 70 Prozent der Azubis eine Hochschulreife.

Angehende Klavierbauer verdienen im ersten Lehrjahr 520 Euro, danach 630 und 710 Euro und im vierten Lehrjahr 740 Euro. In Köln gibt es laut Handwerkskammer nur einen einzigen Auszubildenden zum Klavierbauer und auch nur einen  Betrieb, der ausbildet.

Dabei können die Geschmäcker ganz unterschiedlich sein, auch in der Werkstatt. Christian Schoke mag Johann Sebastian Bach („Für mich der Größte“), Felix Wollenweber spielt am liebsten Frederic Chopin („Nocturne No. 19“) und Paul Lachmann gefallen viele musikalische Epochen („Debussy, Ravel, Mozart. . .“). Manchmal bleibt er nach der Arbeit noch im Geschäft – um ganz in Ruhe Klavier zu spielen.

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