500 Besucher jubeln über Ratsbeschluss

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EUSKIRCHEN. Gestern Abend kurz vor 19 Uhr im City-Forum: 500 Menschen brechen in Jubel aus. Kein Theaterstück, kein Rockkonzert und keine karnevalistischen Stimmungskanonen sorgten für diese Stimmung im Auditorium. Es waren die Mitglieder des Stadtrates Euskirchen, die soeben der geplanten Recyclinganlage der Overather Firma Innovative Metal Recycling (IMR) den Garaus gemacht hatten. Einstimmig wurde der Grundstücksverkauf der rund 50 000 Quadratmeter im Industriepark am Silberberg (IPAS) an IMR abgelehnt - jener Verkauf, der vom alten Rat im September noch beschlossen wurde, aber laut Verwaltung noch keine Rechtskraft erlangt hat. „Spät, aber nicht zu spät“, so ein Ratsvertreter.

„Mit dem heutigen Ergebnis bin ich zufrieden. Aber wir haben noch ein Stück vor uns. Das Bundesimmissionsschutzverfahren läuft ja noch“, erklärte Michael Keller, Kopf der protestierenden Bürger, die gestern für eine rekordverdächtige Rats-Kulisse sorgten.

In der Tat: Auch wenn der Firma kein Grundstück zur Verfügung gestellt werde, läuft das Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz („Bimsch“) beim Kreis weiter. Schließlich könnte die Firma ja versuchen, sich das Grundstück zu erklagen.

Daher appellierte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl an die Bürger, während des Bimsch-Verfahrens nicht nachzulassen. Das sagte Keller gestern zu. Denn ob IMR von sich aus die Segel streicht, ist noch offen. Geschäftsführer Steffen Adam erklärte gestern Abend auf die Frage der Rundschau, welche Konsequenzen das Unternehmen aus dem Ratsbeschluss ziehen wolle: „Heute Abend noch gar keine.“ Am heutigen Freitag werde man beraten.

Welche Konsequenzen ziehen aber Verwaltung und Politik aus den Turbulenzen der letzten Wochen? Sollen sogar Teile des IPAS in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden? Zumindest eine entsprechende Prüfung schlug der Großbüllesheimer CDU-Stadtverordnete Gero Schmidt vor. Das ging der SPD allerdings zu weit. Deren Ratsherr Horst Belter warf Schmidt vor, „den Bürgern Sand in die Augen zu streuen“, denn so Belter: Zu einer Stadt wie Euskirchen gehöre auch ein Industriegebiet.

Allerdings - und da waren sich wieder alle einig - müssten die Bürger bei möglichen Ansiedlungen künftig rascher informiert werden. In Leitlinien soll nun festgelegt werden, wann die Anwohner von der Stadt zu informieren sind. Auch das wurde einstimmig beschlossen. Denn dass im Falle der Schredderanlage die Kommunikation suboptimal gelaufen ist, war allgemeiner Tenor im Plenum.

Den protestierenden Bürgern sei es zu verdanken, dass ein großer Fehler vermieden wurde, betonten Sprecher aller politischen Farben, die auch selbstkritisch ihre Zustimmung zum Kaufvertrag am 24. September beleuchteten. SPD-Fraktionschefin Martina Grundler sah sich aber auch von der Verwaltung „nicht ausreichend informiert“ und Grünen-Sprecherin Dorothee Kroll monierte: Die Vorstellung der Firma durch die Verwaltung hätte auch aus einem „Werbeprospekt“ stammen können. FDP-Sprecher Manfred van Bahlen warf IMR indessen vor, „gelinde gesagt, ein unsensibles Verhalten an den Tag gelegt zu haben“.

Und Gero Schmidt musste nach eigenem Bekunden mit Blick auf IMR erkennen: „Der vermeintliche Prinz, der Arbeitsplätze nach Euskirchen bringt, entpuppte sich als hässliche Kröte.“

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