Visionäres Leuchtturm-ModellIn Köln-Ehrenfeld entsteht gerade die Schule der Zukunft

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Andreas Niessen, Schulleiter der Helios-Gesamtschule in Köln 

Köln – Der Traum von einer Schule der Zukunft wird gerade in Köln Wirklichkeit. Um das visionäre pädagogische Leuchtturm-Modell umzusetzen, hat sich das Gründungsteam der inklusiven Universitätsschule der Stadt (IUS)  weit aus der Komfortzone begeben. „Alle, die neue Wege gehen wollen, müssen sich da rausbewegen, sonst entsteht nichts Großes“, sagt Andreas Niessen, Schulleiter der Helios-Gesamtschule, und tippt erklärend auf den Aufdruck seines neuen T-Shirts: Ein  Heliosturm in Regenbogenfarben prangt darauf als Symbol und Namensgeber der 2018 gestarteten Schule.

Ein 100-Millionen-Euro-Projekt in Köln-Ehrenfeld

Für die IUS wird gerade auf dem Gelände der ehemaligen Elektrizitätsfabrik in Ehrenfeld  gebaut, ein 100 Millionen Euro-Projekt mit innovativer Architektur und offenen Lernlandschaften. Bis zum geplanten Einzug 2024 arrangieren sich die Schulpioniere an Interimsstandorten und gestalten mit Leidenschaft das, was heute schon geht.

„Wenn man nach der Zukunft der Schule fragt, muss man nach der Zukunft der Kinder fragen“, ist Niessen überzeugt, selbst Vater zweier erwachsener Kinder. Er setzt aufs Wir. „Wir nehmen ihre Sorgen und Ideen ernst. Wir sagen als Team- und Beziehungsschule: Wir stehen immer an Deiner Seite.“ Dazu gehören ein flexibles Unterrichtssystem mit Lernzeiten und Werkstatt-Projekten, Kernfächer verzahnt mit Sport, Spiel, Kultur; fächerübergreifendes Lernen und individuelle Förderung mit „Kopf, Herz und Hand“ im Rahmen der rechtlichen Vorgaben, erklärt der 56-Jährige Lehrer (Musik, Geografie). Der Rheinländer gab vor drei Jahren seinen Posten als Direktor des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Pulheim auf, um in der Leitungsgruppe mit Unterstützern – von Stadt und Uni bis zur Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft – Neues zu erschaffen.  

Helios-Schule: Diversität und Digitalisierung als große Themen

„Die Zukunft wird stark von der Digitalisierung geprägt sein. Es gibt eine stärkere Diversität, man muss Erfahrungen auch mit Unterschiedlichkeit vermitteln“, sagt der pädagogische Vorreiter, der auch im Schulverbund „Blick über den Zaun“ aktiv ist. Kinder müssten auch darauf vorbereitet werden, „fachlich und psychisch mit Krisen klarzukommen. Zum Beispiel läuft gerade ein Projekt zum Klimawandel.“ 

Vom Bildungsforscher aus Finnland bis zu privaten Schulgründern aus der Region: Viele Besucher lassen sich vor Ort das Reformkonzept erklären. An der wachsenden Gesamtschule (Interimsstandorte Borsig- und Overbeckstraße) lernen derzeit rund 440 Schülerinnen und Schüler, im Endausbau  1000. Die Grundschule (Mommsenstraße) besuchen 200 Kinder. Sie ist ein Quantensprung, bescheinigen Experten der Heliosschule.

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Dafür sind gute Nerven und viel Geduld gefragt. Hinzu kommt die Lust, Dinge auszuprobieren, manches neu zu denken und zu hinterfragen, bestätigt Niessen. Der unkonventionelle Schulleiter mit Faible für  Jeans  und flache Hierarchien  leistet gern Überzeugungsarbeit, um möglichst alle mitzunehmen. Anregungen holte sich die IUS bei Vorreitern wie Gesamtschulen in Oslo, „Aachens Vierter“ oder „Bonns Fünfter“. Sie baute auf einer Initiative  an der Universität zu Köln auf. Die Uni bleibt eng eingebunden, etwa bei der Ausbildung künftiger Lehrkräfte. Es soll „ein gangbarer und wirksamer neuer Weg“ sein ,  damit das Modell Schule macht, sagt der Leiter der Helios-Sekundarstufe. Er wünscht sich dafür noch „einen Auftrag der Landespolitik, ein ,Ja, wir möchten, dass ihr Dinge erprobt’“, zum Beispiel auch eine andere Leistungsbewertung oder neue Fächer-Kombinationen.“ Das ist noch Zukunftsmusik.

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