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Medizinischer FortschrittNiemand unter 80 muss 2050 noch an Krebs sterben

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Vorsorge-Screening: Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsdiagnose.

Vorsorge-Screening: Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsdiagnose.

„Sie haben Krebs“ - wer diesen Satz hört, dem wird wohl erst einmal der Boden unter den Füßen weggezogen. In Deutschland erhalten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts immer mehr Menschen diese Diagnose. Allein 2010 erkrankten demnach etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland an Krebs. Mehr als 218.000 Menschen starben im selben Jahr an der Krankheit, vor der einer DAK-Umfrage zufolge die meisten Deutschen Angst haben. Doch britische Forscher des University College London machen nun Hoffnung: In einem kürzlich erschienenen Fachartikel schreiben sie, dass im Jahr 2050 niemand unter 80 Jahren mehr an Krebs sterben müsse.

Immer bessere Behandlungsmöglichkeiten

Die angestiegenen Fallzahlen hingen damit zusammen, dass die Bevölkerung immer älter werde, erklärt Co-Autor David Taylor, während die Präventionsmaßnahmen immer besser und ausgefeilter würden. So seien schon jetzt mehr als die Hälfte der Krebsopfer in Großbritannien älter als 75 Jahre, so der Pharmakologe. Die häufigsten Krebsarten - also Brust-, Lungen, Darm- und Prostatakrebs - forderten immer weniger Todesfälle: Seit 1993 seien die Zahlen schon um 30 Prozent zurückgegangen. Die positive Entwicklung macht das Team um Taylor insbesondere im Bereich der durch Tabakkonsum verursachten Erkrankungen aus. Auch die chirurgischen, radiologischen, aber auch medikamentösen Behandlungen seien stetig verbessert worden.

Taylors Prognose: Mit dem erhöhten Bewusstsein für Risikofaktoren und dem besseren Zugang zu Vorsorgemaßnahmen und Heilungsmethoden, werde es im Jahr 2050 kaum noch Todesfälle durch Krebs vor Erreichen eines hohen Alters geben. Das würde bedeuten, dass Schicksale, die jeder kennt - wie etwa das des mit 49 Jahren an Krebs verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief - dann zu verhindern wären.

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Nichtraucher- und Abnehm-Programme fördern

Taylor und Kollegen geben einen Ausblick, wie das gelingen könnte: Um potentielle Risikofaktoren weiter zu reduzieren, sollte man Nichtraucher- und Abnehm-Programme weiter fördern, so der Professor für öffentliche Gesundheit in dem Fachartikel. Außerdem müsse der Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen stetig verbessert werden - und nicht zuletzt müssten Krebskranke, die unter den Behandlungen zu leiden hätten, noch besser betreut werden.

Auch Apotheker könnten wichtige erste Ansprechpartner im Kampf gegen Krebs sein, bilanziert der Report, der übrigens von einer großen Apotheken- und Drogeriekette finanziert wurde. Außerdem raten die Wissenschaftler, zur Vorbeugung von bestimmten Krebsarten sollten Erwachsene zwischen 50 und 65 Jahren eine kleine Dosis Acetyl-Salicyl-Säure (ASS), wie in Aspirin, einnehmen. Diese Empfehlung ist bei anderen Forschern wegen der potenziellen Nebenwirkungen von ASS allerdings sehr umstrittenen. „Wenn wir all dies zusammen nehmen“, so Taylor in der Times, „können wir Krebs als Todesursache bei Kindern und Erwachsenen vor dem Rentenalter besiegen.“ (rer)

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