Allererste Sahne: Café Zimmermann

Lesezeit 3 Minuten

Sahnecreme, Nuss-Baiserböden, Schokostreusel und obendrauf das sprichwörtliche Sahnehäubchen. Wenn das so einfach wäre. Die legendäre Havannatorte sei „oft kopiert, aber nie erreicht“ worden, erzählt Thomas Schütt nicht ohne Stolz und hütet das Familienrezept auch in vierter Generation wie einen Schatz.

Seit 1911 ist Kölns wohl berühmteste Torte auf das Engste mit dem Namen Café Zimmermann verbunden, das Wilhelm Zimmermann und Urgroßtante Anna Schütt 1911 in der Herzogstraße eröffneten. Durchaus nicht nur bei den älteren Herrschaften, wie man meinen könnte, sondern auch bei vielen jüngeren Kölnern, „die früher schon mit der Oma und Mutter hergekommen sind“, erfreut sich die meisterhafte Konditoren-Kreation bis heute großer Beliebtheit.

Als sich das Café noch in der Herzogstraße unweit von Schildergasse und Hohe Straße befand, waren ein Tässchen Kaffee und die Spezialität des Hauses - ebenso wie die Maraschino-Torte - oft krönender Abschluss anstrengender Einkäufe in der Stadt.

Ganz besonders in der Vorweihnachtszeit, weiß der heutige Inhaber schmunzelnd zu berichten, hätten sich die Gäste beinahe geprügelt, um einen der damals 230 Plätze zu ergattern. Stundenweise war damals sogar ein Mitarbeiter als „Türsteher“ im Einsatz, um die Besucherströme zu kanalisieren. Zwischen 7.30 und 16 Uhr habe damals ein Konditor nichts als Havannatorten gebacken, erinnert sich Thomas Schütt. In den besten Zeiten während der 80er Jahre hätten die Gäste mehr als 250 dieser Torten am Tag verputzt. Von den über 20 weiteren Kuchensorten mal ganz abgesehen . . . 52 Mitarbeiter backten und bedienten zu jener Zeit fast im Akkord.

2001 wurde, abgesehen von der Zerstörung des Gebäudes im Krieg, das schwerste Jahr für das Familienunternehmen. Weil die fällige Rundumerneuerung des Cafés Millionen gekostet hätte, „die nie wieder erwirtschaftet worden wären“, sah sich der Konditormeister gezwungen, den Traditionsstandort in bester City-Lage aufzugeben.

Auf Junkersdorfs „Hauptstraße“, dem Kirchweg, eröffnete der 41-Jährige das heutige Café Zimmermann. Mit 40 Plätzen und weiteren 16 im Freien ist es nicht nur deutlich kleiner als das Stammhaus. Auch das Ambiente mit Wechselausstellungen, hellgelben Wänden und modernem Mobiliar entspricht dem Trend der Zeit.

Nur an der Kuchentheke ist - glücklicherweise - alles beim Alten geblieben. Unterstützt von seiner Mutter Theresia (71) und zwei Angestellten verkauft Schütt neben kleinen Gerichten, seinen Sahne-, Buttercreme- und Obsttorten nach wie vor am häufigsten die Havannatorte, für die Stammkunden bis aus Duisburg anreisen. Er selber sei übrigens ein guter „Zimmermann-Kunde“, gesteht der Konditormeister. Und das trotz seiner Allergie gegen Milch, Mehl und Eier. Doch was bedeutet das schon bei einer Verführung allererster Sahne . . .

CAFÉ ZIMMERMANN

Tasse Kaffee 1,80 Euro; Havanna- und Maraschinotorte je 2,60 Euro (zum Mitnehmen 2,30 Euro), alleübrigen Sahne- und Buttercremetorten 2,60 Euro (2,30 Euro), Obsttorten 2,30 Euro (1,90 Euro).Kirchweg 121, Junkersdorf; Telefon 5007199. Geöffnet: montags bis freitags 8-19, samstags 8-18, Sonn-und Feiertage 10-18 Uhr.

Rundschau abonnieren