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Augen-Sonnenbrand„Verblitzung“ ernst nehmen

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Ein Patient beim Augenarzt. (Bild: dpa)

Ein Patient beim Augenarzt. (Bild: dpa)

Der Begriff war einer der originellsten des ganzen Studiums: Keratoconjunctivitis photoelectrica. Klar, dass so ein vornehmes Wort aus der Augenheilkunde kommen muss. Es beschreibt nichts anderes als eine Art Sonnenbrand der Hornhaut des Auges. Und die ist ausgesprochen schmerzhaft. Das liegt daran, dass die inneren Schichten der Hornhaut des Auges von hochempfindlichen Nerven durchzogen werden. Wenn diese freiliegen, brennt es fürchterlich. Die Verblitzung (wie sie etwas einfacher auch genannt wird) ist eine typische Schweißerkrankheit durch Schweißen ohne Brille.

Wie beim Sonnenbrand der Haut ist zu viel UV-Licht die Ursache - und wie beim Sonnenbrand kommen die Schmerzen erst einige Stunden später. Diese Verletzung kann aber auch durch zu viel Sonnenlicht, etwa im Schnee, ausgelöst werden. Die Netzhaut entzündet sich. Das Problem: Ohne ärztliche Behandlung können auf der Netzhaut Narben durch die Entzündung zurückbleiben und die Sicht auf Dauer trüben. Weniger drastisch, dafür aber wesentlich häufiger sind die Folgen einer zu trockenen Hornhaut, vornehmer: Keratoconjunctivitis sicca. Das Auge brennt wie bei extremer Müdigkeit, und es kann so extrem gereizt sein, dass man glaubt, man habe einen Fremdkörper unter dem Augenlid. Die natürliche Reaktion: heftiges Reiben.

Aber das ist keine gute Idee, denn damit kann sich die Hornhaut in wenigen Stunden sehr stark entzünden. Es kann schließlich sehr dramatisch aussehen, so als ob der eigentlichen Hornhaut noch ein zweites, geschwollenes Häutchen aufliegt. Grundsätzlich gilt also: Auf jeden Fall Finger weg. In der Apotheke gibt es künstliche Tränenflüssigkeit, die das gereizte Auge relativ schnell wieder beruhigt. Diese Situationen tun in der Regel so weh, dass die Betroffenen schon automatisch zum Arzt gehen.

Ganz anders ist es, wenn es schmerzfrei bleibt - auch wenn die Veränderungen dramatisch sind, wie etwa bei einem plötzlichen Verlust der Sehkraft. Vielen Patienten fällt es zunächst gar nicht auf, weil sie auf dem anderen Auge noch normal sehen können. Eine solche Veränderung ist aber immer ein Notfall, auch wenn es sich nicht um eine teilweise Erblindung handelt, sondern „nur“ etwa um Lichtblitze, Lichtschleier oder Doppelbilder.

Die Ursache kann etwa eine Durchblutungsstörung sein, eine Nervenentzündung oder eine Ablösung der Netzhaut. Beide Veränderungen sind ein Notfall, selbst wenn sie nicht schmerzen. In beiden Fällen sollte man nicht bis zum nächsten Morgen warten - und auch nicht erst zum Hausarzt gehen. Trotzdem warten viele Betroffene erstaunlich lange ab.

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